Um Schlecker zu retten lockt der Insolvenzverwalter die Kunden in die Läden, verlangt aber auch Opfer - nicht nur von den Beschäftigten. Das Verhältnis mit Verdi ist deswegen mittlerweile angespannt.

Bei der Unternehmenssanierung setzt Schlecker auf billig: "In den nächsten Monaten werden wir in den Filialen massiv die Preise senken", sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz den "Stuttgarter Nachrichten". Damit sollen mehr Kunden angelockt werden, um den Umsatz der insolventen Drogeriekette in die Höhe zu treiben. Derzeit liege der Umsatz im zweistelligen Prozentbereich niedriger als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Dieses Minus entspreche allerdings dem Sanierungsplan, versicherte der Insolvenzverwalter.

Alle vier Investoren, die sich derzeit in der Prüfung befänden, hätten inzwischen ein unverbindliches Angebot abgegeben, betonte Geiwitz. Chancen für eine Mehrheitsbeteiligung von Lars und Meike Schlecker, den Kindern des Firmengründers Anton Schlecker, sehe er im künftigen Unternehmen nicht mehr. "Höchstens für eine Beteiligung von unter 25 Prozent. Höchstens."

Schwieriger als erwartet

Um den Investoren die Last der Kündigungsschutzklagen zu nehmen erwäge er, länger im Unternehmen zu bleiben als vorgesehen. "Die Betriebsfortführung durch den Insolvenzverwalter könnte länger als geplant ohne Investor laufen, um die ersten Instanzen durchzufechten", sagte Geiwitz dem Blatt.

Ursprünglich wollte er bis Pfingsten einen neuen Investor präsentieren. "Aufgrund der großen Anzahl an Kündigungsschutzklagen setze ich jedoch ein großes Fragezeichen dahinter." Die Schlecker-Rettung gestalte sich schwieriger als erwartet. "Vielleicht finden wir in Absprache mit Verdi auch noch eine Möglichkeit, Abfindungen anzubieten."

Im Zuge der Insolvenz der Drogeriekette mit Sitz in Ehingen in Baden-Württemberg war Ende März bundesweit rund 10.000 Beschäftigten gekündigt worden. Bisher reichten rund 3.850 ehemalige Schlecker-Beschäftigte Klage gegen ihre Kündigung ein.

Nicht nur Mitarbeiter sollen Opfer bringen

Das Verhältnis zwischen Geiwitz und Verdi ist mittlerweile angespannt. So wehrt sich die Gewerkschaft weiterhin gegen die Forderung des Insolvenzverwalters, dass die Schlecker-Mitarbeiter für zwei Jahre auf 15 Prozent ihrer Einkommen verzichten sollen, um das Unternehmen zu retten. Etwa 80 bis 90 Prozent von Geiwitz' Forderungen könnten erfüllt werden, sagte ein Verdi-Sprecher der Tageszeitung "Die Welt". Auch eine Verlängerung der Arbeitszeit für die Beschäftigten komme für die Gewerkschaft nicht in Frage.

Verdi erneuert hingegen die Forderung nach einem "belastbaren Fortführungskonzept" für die Drogeriekette. Der Verdi-Sprecher sagte der "Welt" zudem, dass Geiwitz auch von Lieferanten, Vermietern und Dienstleistern Sanierungsbeiträge in Millionenhöhe verlangen würde.