Lange Zeit stand die Rangfolge in der deutschen Drogeriebranche fest: Schlecker vorne, gefolgt von dm und Rossmann. Doch die Vormacht von Schlecker bröckelt, dm könnte bald Marktführer sein.

Die Drogeriemärkte in Deutschland werden immer größer, das Sortiment immer umfangreicher und sie stehen seit Jahren in einem scharfen Konkurrenzkampf - inzwischen auch mit den Lebensmitteldiscountern. Ungeachtet dessen wollen die großen Ketten in diesem Jahr noch einmal zulegen, europaweit investieren und neue Läden eröffnen.

Marktführer Schlecker, der immer wieder für Negativschlagzeilen sorgte und im vergangenen Jahr rote Zahlen schrieb, will mit einem neuen Filialkonzept punkten. Rund 230 Millionen Euro sollen in das Netz fließen. Nach den seit Jahren sinkenden Umsätzen sollen jetzt die Kinder des Firmengründers, Lars und Meike Schlecker, das Ruder rumreißen.

"Aktuell verbessern wir unsere Wettbewerbsfähigkeit, um dann wieder mit neuer Kraft anzugreifen", sagte ein Sprecher. 2011 will Schlecker in die Gewinnzone zurückkehren.

dm und Rossmann expandieren

Die zuletzt erfolgreicheren Konkurrenten dm und Rossmann wollen beide ihr Filialnetz in diesem Jahr erneut kräftig erweitern. "Wir schauen auf uns und unsere Stärken", sagt der Chef des Branchenzweiten dm, Erich Harsch selbstbewusst.

Eine Sättigung des Marktes ist nach seiner Meinung nicht in Sicht. Noch viel Potenzial sieht auch der Unternehmer Dirk Roßmann von der Rossmann-Gruppe in Burgwedel bei Hannover: "Es ist eine Frage der Kreativität." Die Branche verändere sich, die Zukunft liege in den großen Märkten, wo immer mehr auch Lebensmittel oder Haushaltswaren angeboten werden.

Die Rossmann-Gruppe ist dm bezüglich der Umsatzgröße dicht auf den Fersen. Die Rangfolge der großen Drei - Schlecker, dm und Rossmann - ist seit vielen Jahren konstant. Aber dm rückt immer näher an Schlecker heran und könnte den Branchenprimus möglicherweise bald überholen.

Marktführer auf Abruf

Von einem erbitterten Kampf um den ersten Platz wollen die Beteiligten aber nichts wissen. Es sei nicht sein unternehmerisches Ziel, Schlecker vom Thron zu stoßen, sagt Harsch. Aber wenn man auf die Zahlen sehe, könne das in ein, zwei Jahren eintreten.

"Wir sehen zwar die Anstrengungen bei Schlecker, das Ruder noch herumzureißen, aber ich bezweifle, dass es dem Unternehmen schnell genug gelingen wird", so Harsch. Und Roßmann sagt: "Mir reicht es, dass wir mit dm ungefähr auf Augenhöhe sind".

Wichtiger als die Umsatz-Rangfolge sei ihm der Ertrag. Und der sei vor Steuern im vorigen Jahr dreistellig gewesen, berichtet Roßmann - ohne jedoch eine konkrete Zahl zu nennen. Erstmals habe Rossmann Ende 2010 zudem eine höhere Liquidität als Bankverbindlichkeiten. Der Expansionskurs werde fortgesetzt.

Kopf-an-Kopf-Rennen um Umsatzführerschaft

Beim Umsatz liegen die großen Drei bisher schon nicht weit auseinander: Zwar gibt sich Schlecker traditionell verschlossen, doch Firmenpatriarch Anton Schlecker musste seit Jahren sinkende Umsätze eingestehen.

2010 waren es nach Schätzungen von Experten insgesamt 6,55 Milliarden Euro. dm nahm im vergangenen Geschäftsjahr mit 8,7 Prozent auf 5,65 Milliarden Euro nicht ganz so stark zu wie zuvor.

dm-Chef Harsch verweist aber auf ähnliche Wachstumsraten seit zehn Jahren.
Die Rossmann-Gruppe ist dm dicht auf den Fersen. 2010 steigerte sie ihre Erlöse um 12,9 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.

Der Wettbewerb wird schärfer. Das liege sicher auch an den zunehmenden Aktivitäten der Lebensmitteldiscounter im Bereich der Drogerieprodukte, meinte der Schlecker-Sprecher. So haben etwa Aldi, Netto, Penny und Co die Preise für Drogerieartikel gesenkt und damit auch den Drogerieketten den Kampf angesagt.