Ein Schweizer Investor ist an der Übernahme der insolventen Warenhauskette Hertie interessiert - allerdings nur, wenn staatliche Garantien abgegeben werden.
Kreise des Insolvenzverwalters dementierten die Filialkürzung. Sollte der Deal mit dem Investor klappen, werde Hertie 54 Filialen weiter betreiben. Bislang sind es 73 Warenhäuser. Dort arbeiten rund 3400 Menschen.
Schicksalsgespräche in London
Herties Haupteigentümer trafen sich im Londoner Bankenviertel zu zweistündigen Sondierungsgesprächen mit dem vorläufigem Insolvenzverwalter Biner Bähr. Dieser habe den Schweizer Investor ins Gespräch gebracht, ohne ihn beim Namen zu nennen. Eine Investitionssumme und ein Zeitplan seien nicht genannt worden.Der Investor wolle allerdings nur einsteigen, wenn die Einnahmen in den Läden um zehn Prozent steigen und er Unterstützung aus Steuermitteln bekomme. Der Investor habe zudem die Bewertung des Unternehmens noch nicht abgeschlossen.
Schließungen nicht mehr abzuwenden
Welche Geschäfte übernommen und welche weiteren Filialen geschlossen werden sollen, sei nicht konkretisiert worden. Bei den staatlichen Unterstützungen solle es sich um Garantien der Bundesländer handeln, in denen die Geschäfte weitergeführt werden. Damit solle das Betriebsvermögen sowie Verluste im laufenden Geschäftsjahr abgesichert werden. Die Höhe der Garantien habe Bähr nicht preisgegeben.Die angekündigte Schließung der 19 Filialen sei nicht mehr abzuwenden, hieß es. Die MABV-Vertreter hatten für ihre 16 Häuser angeboten, dass Hertie auf vorübergehender Basis zu den von Bähr vorgeschlagenen Mietkonditionen - fünfprozentige Umsatzmiete - in den Geschäftsräumen bleibt. Das habe Bähr mit der Begründung abgelehnt, die Häuser seien unprofitabel.
Die Zeit wird knapp
Bei den Gesprächen war es um 58 Immobilien gegangen, die MABV besitzt und an Hertie verpachtet. Weitere 15 Hertie-Filialen sind im Besitz anderer Investoren. In diesen Häusern wolle die Warenhauskette aber zunächst bleiben; ein Umzug sei nicht geplant.Bähr und der Schweizer Investor „sollen uns einen detaillierten Vorschlag für jedes Warenhaus unterbreiten und die Läden identifizieren, in denen sie bleiben wollen und welche Miete sie für jedes Geschäft zahlen können", sagte der MABV-Sprecher. „Meine Sorge ist, dass die Zeit knapp wird."
Im Vorfeld hatte es Irritationen über die Eigentümerverhältnisse gegeben. Bähr hatte die britischen Investorengruppe Dawnay Day (DDG) angegeben, die insolvent ist. MABV gehört zu 85 Prozent der Dawnay Day Mercatoria Acquisitions BV. Daran besitzen DDG rund 20 Prozent, 80 Prozent halten indirekt oder direkt Privatpersonen, die zuvor mit der DDG assoziiert waren.