Doch, doch. Deichmann ist durchaus innovativ, traut sich an Dinge heran, die vielleicht trendy, aber doch noch eher Nische sind.
So testete der Schuhhändler Deichmann virtuelles Shopping per QR-Code an Plakatwänden. Eingekauft wird per Scan des Codes an der Produktabbildung, bezahlt per Paypal und der Artikel dann nach Hause geliefert. Außerdem bietet Deichmann einen digitalen Kassenzettel für das Smartphone an. Die App hat das zur Otto Group gehörende Unternehmen NuBON entwickelt. Auch mit Beacon will Deichmann wohl experimentieren.
Facebook-Commerce? Auch das gibt es noch bei Deichmann
Dabei hat der Händler langen Atem. Während rundherum all die Versuche mit F-Commerce eingehen, betreibt Deichmann immer noch den Facebook-Shop. Bei Facebook, die Marke hat dort über eine Million Fans, gibt es zudem ein Sortiment mit Produkten, die online exklusiv sind.
Touchpoints besetzen, darum geht es Deichmann. Alle Stellschrauben bewegen, um die junge Zielgruppe anzusprechen. Dazu gehört dann auch Caroline Blomst. Sie ist so etwas wie eine Fashion-Ikone der Mode-Blogger. Mit ihr zusammen brachte Deichmann eine Schuhkollektion auf den Markt. Die zehn Schuhmodelle gab es im März nur im Onlineshop von Deichmann.
App mit Augmented Reality
Dazu gehört auch die multifunktionale und sozial vernetzte App. Sie bietet Onlineshop, Fillialfinder, Online-Magazin. Highlights der Anwendung aber sind die digitale Vermessung des Fußes mit der Ermittlung der Schuhgröße sowie die virtuelle Anprobe ausgewählter Schuhmodelle. Das darf man auch heute noch innovativ finden.

"Online ist ein großer Laden von vielen"
Dabei betrachte Deichmann seinen Online-Shop, seit 2000 verkauft der Schuhhändler auch im Netz, eigentlich als „einen großen Laden von vielen“, so Heinrich Deichmann.
Der Webshop, der zu den 10 Top-Shops in Sachen der Kundenzufriedenheit zählt, ist mehr und mehr so eine Art Knotenpunkt, bietet auch einen Filialfinder mit Warenverfügbarkeitsanzeige. Online bestellte Ware kann in den Filialen zurückgegeben werden.
Das unaufgeregte Selbstverständnis, Multichannel schlicht als „gelebte Praxis“ (Heinrich Deichmann) zu verstehen, macht sich bezahlt. Zwar ist das Familienunternehmen geradezu verschwiegen, wenn es um Detailzahlen geht, bekannt ist aber, dass Deichmann im Web gut Kasse macht. "Wir verdienen mit unseren Online-Shops schon gutes Geld. Um uns mache ich mir da keine großen Sorgen", sagte Heinrich Deichmann 2013 dem Spiegel.
Dem Vernehmen nach wachsen die Online-Umsätze klar zweistellig.
Liebe zum Detail
Das liegt auch daran, dass Deichmann detailversessene Lösungen entwickelt, um die Kundenbindung zu verbessern. Beispiel Newsletter – immer noch eines der probatesten Mittel um Kunden anzusprechen. Deichmann macht das von vorneherein ganz gezielt.
So sieht man im Web immer noch viel zu selten die Option, sich vor dem Abo einen Newsletter als Muster anzusehen. Deichmann bietet auch das.
Noch besser: Schon bei der Anmeldung für den auf der Startseite prominent beworbenen Newsletter wird zwischen männlichen und weiblichen Kunden unterschieden, werden Interessenschwerpunkte und Schuhgröße abgefragt.

Das hilft dem personalisierten Marketing auf die Sprünge.
Das vielleicht noch besser wirken würde, wenn man als Mann bei der Bestätigungs-Website nicht auf ein Frauenbein starren würde. Geschenkt.
Dafür aber greift Deichmann dann mit der Begrüßungs-Mail noch mal in die Vollen:
- Ein freundliches Gesicht zur Begrüßung
- Gutschein
- Aufzählung der Vorteile des Newsletters
- Aufzählung der Service-Vorteile und der Markenversprechen
- Hinweise auf Kontaktpunkte für Informationen jenseits des reinen Verkaufs
- Hinweis auf Facebook
Das alles mag nicht sexy sein, nicht innovativ. Aber es ist sauber, klar, ansprechend und geradezu schulbuchmäßig umgesetzt. Das aber zählt. Seine Hausaufgaben ordentlich zu machen ist im Multichannel nämlich wichtiger, als eine hippe Kür hinzulegen und dann die Pflicht zu verstolpern.