Der Shoppingcenter-Spezialist Sonae Sierra spürt die Wirtschaftskrise, erzielte im ersten Quartal 2012 dennoch einen Gewinn. E-Commerce und Finanzierungssorgen plagen die Centerbranche. Im Loop5 bei Darmstadt soll sich einiges verändern.
Das portugiesische Unternehmen entwickelt und managt Shoppingcenter in derzeit zehn Ländern. 51 Center, wie das Alexa in Berlin und das Loop5 in Darmstadt, gehören zum Portfolio von Sonae Sierra. Drei weitere befinden sich im Bau, sechs in der Entwicklung - darunter Standorte in Solingen und Garbsen.
Im gesamten von Sonae Sierra verwalteten Center-Portfolio gingen die bereinigten Umsätze der Mieter nach Angaben des Unternehmens um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Grund dafür sei insbesondere die Wirtschaftslage in den drei genannten Ländern. Positiv steche die Entwicklung von Brasilien heraus, die mit einem Wachstum von 11,4 Prozent das Ergebnis in Europa kompensiere. Im ersten Quartal 2012 verzeichnete Sonae Sierra einen Nettogewinn von 13 Millionen Euro.
Finanzierungen in Europa ein Ding der Unmöglichkeit
"Die Sparmaßnahmen der Regierungen belasten in vielen europäischen Ländern die Kaufkraft der Verbraucher und damit den Konsum", erklärte Oliveira. "Die Umsatzentwicklung in unseren Centern sind in diesen Ländern jedoch besser als im übrigen Einzelhandel.""Finanzierungen für neue Shoppingcenter-Projekte zu erhalten, ist derzeit - mit Ausnahme von Deutschland und Brasilien - fast unmöglich", sagte der CEO von Sonae Sierra mit Blick auf die Finanzmärkte. In Brasilien hat Sonae Sierra jüngst eine Anleihe im Wert von 124 Millionen Euro begeben. In Europa habe man zwei Center in Spanien verkauft, um Kapital für neue Centerentwicklungen zur Verfügung zu haben. Wachstumspotenzial für Shoppingcenter sieht Oliveira aktuell vor allem in Brasilien und in Nordafrika.

Potenzial bei Revitalisierungen von Shoppingcentern
Großes Potenzial sieht Deutschland-Chef Thomas Binder in der Revitalisierung von bestehenden Centern. Zusammen mit der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) hat Sonae Sierra in einer Studie ermittelt, dass rund 200 der aktuell 444 Shoppingcenter in Deutschland einer Revitalisierung bedürfen, um wieder optimal im Markt positioniert zu sein.Hemmnis für die Umsetzung entsprechender Vorhaben sei jedoch die oftmals komplizierten Eigentümerstrukturen oder die Finanzlage der jeweiligen Eigentümer. Darüber hinaus sei es auch in Deutschland nicht einfach, Bankfinanzierungen für Revitalisierungen zu erhalten. "Die Banken bekommen zwar billiges Geld von der Europäischen Zentralbank, aber nur mit Laufzeiten von drei Jahren, damit sind langfristige Vorhaben nicht zu finanzieren", kritisierte Binder.
Auf dem Handelsimmobilien Gipfel 2012, der in dieser Woche in Wiesbaden stattfand, wurde die Revitalisierung von Shoppingcentern, Warenhausstandorten und Fachmarktzentren ebenfalls diskutiert. "Wir werden in Deutschland tote Malls und auch den Abriss von Shoppingcentern erleben", warnte Raimund Ellrott von der GMA.
Das City-Center in Fürth gilt in der Branche als abschreckendes Beispiel. Es sollte bereits im Januar dieses Jahres geschlossen werden und wird - Marktgerüchten zur Folge - voraussichtlich in den kommenden Woche die Tore schließen.
Kontinuierliche Investitionen in die Immobilie erforderlich
"Vielen Eigentümer ist noch nicht bewusst, dass sie kontinuierlich in die Immobilien investieren müssen, um die Flächen marktgerecht zu halten", betonte Susanne Klaußner, Vorsitzende der Geschäftsführung der GRR Real Estate Management. "Auch Fachmarktzentren müssen heutzutage professionell gemanagt werden, um Kunden dauerhaft anzulocken."
Eine Herausforderung mit der Sonae Sierra derzeit im Loop5 bei Darmstadt konfrontiert ist. "Wir werden noch in diesem Jahr den Mietermix neu gestalten und Veränderungen bei den Flächen vornehmen", erläutert Jens Horeis, Leiter des Property-Managements bei Sierra Deutschland. "Wesentlich mehr Raum für attraktive Textilanbieter sind dabei ein Ziel".
Buchhändler reduzieren ihre Flächen, neue Format werden Ankermietern
Buchhändler wie Thalia und Weltbild verkleinern ihre Flächen derzeit - wo es möglich ist - dramatisch: "Wir wandeln 1.400 Quadratmeter Geschäfte in 400 Quadratmeter-Flächen. Die Zeit des Zielkaufs auf der Großfläche ist vorbei - nicht nur in unserer Branche", betonte Weltbild-Chef Carel Halff in dieser Woche auf dem PEAK-Symposium.Im Loop5 will die Douglas-Tochter Thalia ihre Fläche von 1.200 auf 800 Quadratmeter reduzieren. Das Geschäft wurde der Presse von Thalia zur Eröffnung des Loop5 im Oktober 2009 noch als wegweisender "Multichannel"-Store vorgestellt.
Dass auch die Unterhaltungselektronikmärkte der Media-Saturn-Holding künftig mit kleineren Flächen auskommen, weil zum Beispiel die riesigen CD- und DVD-Abteilungen obsolet werden, gilt in der Immobilienbranche als ausgemacht. Die Rolle der Ankermieter in Centern übernehmen derweil hippe Texilformate aus dem Ausland wie Hollister, Primark, Gina Tricot und Co.
Eine Hoffnung an attraktive Innenstadt-Standorte für Shoppingcenter zu gelangen, hat der Deutschland-Chef von Sonae Sierra, Thomas Binder, noch nicht ad acta gelegt. "Im Oktober läuft bekanntlich der Sanierungstarifvertrag von Karstadt aus. Dann werden wir sehen, ob nicht doch bald 15 bis 20 Objekte aus dem High Street-Portfolio auf den Markt kommen", sagt Binder.