Für Intersport und Sport2000 war das Jahr 2015 ordentlich. Trotz mildem Winter und ohne sportliches Großereignis. Mit der Fußball-EM im Blick sollen die Geschäfte in diesem Jahr noch besser laufen.
Sportartikelhändler leiden wie kaum eine zweite Branche unter dem Wetter. Bei Intersport etwa macht das Wintersportsportsortiment 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus - das ist die drittgrößte Kategorie. Daher treffen milde Winter die Verbundgruppe und ihr rund 1.500 deutschen Mitgliedsgeschäfte hart. Bei 2,87 Milliarden Euro lag 2015 der Intersport-Umsatz, das ist ein Plus von 1 Prozent. Für Kim Roether ein Erfolg. "Es lief sehr gut, obwohl 2015 ein Jahr ohne sportliche Großereignisse war", sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbundes.
Intersport international mit Vertretungen in den Ländern Österreich (300 Läden), Polen, Tschechien, in der Slowakei und Ungarn (zusammen rund 100 weitere Geschäfte) erzielte rund 570 Millionen Euro Umsatz. Addiert mit Deutschland liegt der Wert damit bei 3,44 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent).
Hohe Vorgaben aus 2014
Die Mainhausener Kollegen von Sport2000 erreichten mit plus 1,1 Prozent auf 1,77 Milliarden Euro eine ähnlich Steigerungsrate. Der milde Winter des Vorjahres habe den Fachhändlern besonders im letzten Quartal 2015 zugesetzt, heißt es. "Das Minus von 8 Prozen im Dezember zeigt, wie sehr ein Teil unserer Partner vom Verlauf des Wetters abhängig ist", sagt Geschäftsführer Andreas Rudolf laut Mitteilung. Für Lauf- und Teamsporthändler dagegen sei die ungewollte Saisonverlängerung gut gewesen.Angesichts der Rahmenbedingungen sind die Abschlüsse bei der Verbundgruppe daher gut. Denn die Geschäfte im Jahr 2014 wurden durch die Fußball-Weltmeisterschaft und den Sieg der deutschen Mannschaft in Brasilien enorm begünstigt.
Hersteller-Shops setzen Fachhändler unter Druck
In diesem Jahr steht mit der Europameisterschaft in Frankreich wieder ein Großereignis an, entsprechend optimistisch sind die Erwartungen der Verbundgruppen. Vor allem die Verkäufe der deutschen Triktos sind klassische Umsatztreiber. Intersportchef Roether peilt für dieses Jahr ein Plus von zwei Prozent an. Auch die Olympischen Spiele in Rio würden sich positiv auswirken, allerdings schwächer als das Fußball-Turnier, sagt der Intersportchef.Zu schaffen machen den Händlern allerdings die eigenen Shops der großen Sportartikel-Firmen wie Nike und Adidas. "Das ärgert uns, wir haben das aber im Blick", sagt Intersport-Warenvorstand Jochen Schnell. Man sei in konstruktiven Gesprächen mit den Lieferanten. Diese hätten ja auch ein Interesse an guten Verkäufen in Intersport-Geschäften. Mitunter scheue der Verbund aber die Konfrontation nicht. Intersport-Mitglieder hätten 2015 beispielsweise bei einem Lieferanten wegen dessen Direktshops ganz bewusst 30 Prozent weniger Ware geordert.
Firmenchef Roether konnte dem Thema sogar etwas Positives abgewinnen.
"Es gibt auch Kunden, die in einen Direktshop gehen und frustriert wieder rauskommen, weil ihnen das Sortiment mit einer einzigen Marke nicht ausreicht - die kommen dann lieber zu uns", sagte Roether.
Intersport plant zudem, den Verkauf von Eigenmarken voranzutreiben. Derzeit beträgt der entsprechende Anteil am Umsatz etwa 15 Prozent. Bis zum Jahr 2020 soll dieser auf 20 Prozent gesteigert werden. Das soll auch mit verstärkerter öffentlicher Präsenz einer Marke wie etwa McKinley gelingen, für die Intersport beispielsweise mit einer Bande im Stadion des Fußball-Bundesligaklubs VfL Wolfsburg wirbt.
Sport2000 verlängert Zahlungsziele für Händler
Der neue Finanz- und IT-Vorstand Hannes Rumer will unterdessen die Digitalisierung bei Intersport voranbringen. Anonymisierte Verkaufsdaten aus den Geschäften sollen gebündelt ausgewertet werden. "Dann können wir unseren Händlern bessere Empfehlungen geben, welches Bestseller-Produkt sie anbieten sollten oder welcher Artikel noch fehlt in ihrem Sortiment", sagt Rumer. Bisher seien die Daten zwar schon vorhanden, sie würden aber kaum ausgewertet.Sport2000 setzt auf Service für die Händler, etwa, um deren Liquidität zu verbessern. Schließlich hätten viele noch Winterwaren in den Lägern - müssten aber bereits Rechnungen für das Frühjahrs- und Sommersortiment begleichen. Mit der Sonderaktion "Saisonlinie" wolle man diese Mitglieder unterstützen, sagte Geschäftsführer Rudolf. Ohne Skontoverlust können Händler demnach bei Bedarf zu günstigen Konditionn ihre Zahlungsziele um bis zu 90 Tage verlängern, teilt Sport2000 mit.
Die Kooperation, die zum Verbund ANWR gehört, feiert überdies in diesem Jahr fünfzigjähriges Bestehen und will dieses Jubiläum mit Sonderaktionen begehen, wie etwa einem bundesweiten Flugblatt oder einer Trikotsponsoringmaßnahme.
Steffen Gerth, mit Material von dpa