Eigentlich ist Chalwa Heigl gar keine „Süße“: Ein Stück Kuchen zum Kaffee ist ihr zu viel. Ein Stück Schokolade an der Cappuccino-Tasse weicht ihr zu schnell auf. Und als sie sich mal einen Muffin in die Handtasche packte, schaffte der es nicht in einem Stück bis nach Hause – und obendrein war noch alles inklusive Unterlagen verkrümelt. So kam sie auf die Idee, ihre zweite Karriere mit „DerGugl“ zu starten – die zeitgemäße Interpretation des klassischen deutschen Gugelhupfs, nur en miniature, den sie online, über das Firmenkundengeschäft, im Handel und im Direktvertrieb verkauft.
„Die kleinen Köstlichkeiten müssen ja nicht immer aus anderen Ländern kommen, schließlich haben wir in Deutschland eine hohe Backkultur“, erinnert sich die Unternehmerin an die Gründungszeit der Kuchenpralinen-Manufaktur.

Das war im Jahr 2009. Zu dem Zeitpunkt stand sie vor der Entscheidung, beruflich wieder das zu machen, was sie vor einer rund einjährigen Weltreise gemacht hatte – oder aber „die Seite zu wechseln“ und ein eigenes Unternehmen zu gründen. Bevor sie sich auf die Reise durch Städte wie Kapstadt, Mumbai, Lissabon und Sevilla machte, war sie in der Kommunikationsbranche tätig: Ihre eigene Agentur hatte sie nach zehn Jahren an das internationales Netzwerk TBWA verkauft, lenkte aber dort noch für geraume Zeit als Geschäftsführerin und Mitglied im Business Development- und Management Board der Holding die Geschicke der deutschen Dependancen. Bis sie sich entschloss, ganz auszusteigen und etwas von der Welt zu sehen.
Als sie nach der Auszeit zurück nach Deutschland kam, klopften schon wieder erste Kunden an, die sie als Kommunikationsberaterin buchen wollten. Doch Chalwa Heigl verfolgte lieber die Idee mit dem eigenen Unternehmen. „Zusammen mit einer Bekannten, die in einem Münchener Sternerestaurant als Patissier arbeitet, habe ich zunächst an den Rezepten gearbeitet“, berichtet die Gründerin.
1,1 Millionen Euro Umsatz
„Dann habe ich das Konzept getestet.“ Mit Erfolg: So eröffnete sie im April 2010 den Onlineshop DerGugl.de, der mit dem Slogan „Das Glück darf auch klein sein“ wirbt. „Seitdem rollt der Gugl“, sagt sie scherzhaft. Schwarze Zahlen schreibt sie „locker“, im Jahr 2012 lag der Umsatz bei rund 1,1 Millionen Euro. „2013 ist er höher, aber da sind wir noch mitten in der Bilanz“, sagt die Unternehmerin – die stolz ist, ihr inhabergeführtes Start-up aus eigener Kraft finanzieren zu können.
Jetzt aber sucht sie nach einem strategischen Investor, mit dem sie ihr Unternehmen „weltberühmt“ machen will. Neben Kollektionen für Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter gibt es saisonale Gugl mit entsprechend gestalteten Schachteln, etwa zum Valentins- und Muttertag, für die „Wiesn“, also das Münchener Oktoberfest, oder natürlich zu Weihnachten. Kuchenpralinen gibt es auch für Golfer und ganz neu für Hochzeiten. „Wir haben auch SchokoGugl für Männer ins Programm genommen, denn manchmal ist den Männern unser pinkes Packaging zu weiblich“, berichtet Heigl. Von den kleinen, feinen Napfkuchen hat das junge Unternehmen 2012 mehr als 600.000 Stück verkauft – an Feinkosthändler, Firmenkunden und Konsumenten. Aufgrund der großen Menge backt die Jungunternehmerin die Gugl schon lange nicht mehr selbst, sondern lässt sie fertigen – nach wie vor von Hand.
Auch Direktvertrieb


Die Webshop-Strategie
DerGugl-Gründerin Chalwa Heigl hat gerne die Kontrolle – so auch bei der Wahl des Webshops. „Ich möchte alles selbst wissen und suche mir dann Spezialisten, die mir das so machen, wie ich es will.“ In diesem Jahr stellt die Unternehmerin den 2010 gegründeten Webshop von der Software XT Commerce auf Magento um, „weil wir ihn selbst pflegen und betreuen können“, erläutert Heigl. „Das ist wichtig, weil wir unseren Webshop grenzenlos erweitern können. Wir wollen ja weiter wachsen.“

Von Anfang an ist der Webshop für (Tablet-)PCs und Smartphones gleichermaßen optimiert. Bekannt wird DerGugl.de anfangs durch klassische PR, berichtet sie: „Die Medienöffentlichkeit hat uns einen ersten Schub gegeben. Richtig los ging es, als wir mit Onlinemarketing und Social-Media-Aktivitäten begonnen haben.“ Mehr als aktive 7.000 Facebook-Nutzer hat das junge Unternehmen Anfang 2014, rund 20.000 Menschen haben den Newsletter abonniert. „Mehr als 30 Prozent der Abonnenten öffnen den Newsletter.“
Als Zahlungsart bietet die Onlinehändlerin Vorkasse, PayPal und den in Deutschland noch immer sehr beliebten Rechnungskauf an: „Unsere Kunden sind ehrlich, wir haben so gut wie keine Zahlungsausfälle“, sagt sie. Die Pakete liefert DHL Deutsche Post aus.