Bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ stellten die Onlinehändler von Lizza ihre Geschäftsidee vor. Und fanden nicht nur Geldgeber.
Pizza essen ohne Reue: Marc Schlegel und Matthias Kramer aus Frankfurt sind überzeugt, dass das gelingt. Also haben sie 2015 das Start-up „Lizza.de“ gegründet, um ihren glutenfreien, kohlenhydratarmen und proteinreichen Teig aus Lein- und Chiasamen unters Volk zu bringen. Um ihre Lizza zu testen, besorgten sich die Gründer zunächst einen Foodtruck und verkauften ihre im Gegensatz zum klassischen Weizenteig gesündere Pizza im ganzen Land auf diversen Festivals. Finanziert wurde das Unternehmen anfangs durch eine Mischung aus persönlichen Reserven und dem Privatkredit eines Bekannten.
Schlegel und Kramer, die sich bei der Arbeit in einer Bank kennengelernt haben, stiegen dann vom Truck in die Großbäckerei mit Onlineshop um. Um aber wirklich groß rauszukommen, fehlte ihnen Kapital und ein Investor, der sein Know-how einbringt. Also entschieden sie sich, beides in der „Höhle der Löwen“ zu suchen.

„Wir haben uns nicht groß auf die Sendung vorbereitet“, berichtet Kramer. „Es gibt wenige Fehler, die wir als Gründer nicht kennen, aber wir kannten auch unsere Stärken.“ Die Vorstellung des Teigs kam in der Ende September ausgestrahlten Folge eigentlich bei allen Löwen gut an. „Wunderbar“, urteilt beispielsweise Judith Williams, merkte allerdings auch an, dass der Geschmack nicht für jedermann tauge: „Wenn man von der echten Pizza kommt, ist der Geschmack gewöhnungsbedürftig.“
Produktion problemlos skalierbar
Doch bei den Zahlen beeindruckten die Ex-Banker mit fünfstelligen Umsätzen in den ersten sieben Wochen des Onlineshops und der Zusage, die Produktion pro Stunde problemlos in die Tausende skalieren zu können. Trotzdem stiegen drei der fünf Löwen aus. Der Grund war bei allen der gleiche: „Bei der Kühlkette bin ich raus.“ Maschmeyer und Thelen waren hingegen von Lizza überzeugt und machten den beiden Gründern zusammen ein Angebot. Ursprünglich waren Schlegel und Kramer bereit, 10 Prozent ihres Unternehmens für 150.000 Euro abzugeben. Die „Löwen“ verlangten jedoch 30 Prozent für das geforderte Budget.

Und die Investoren hielten Wort: Während der zweiten Staffel meldete die Internetseite Gruenderszene.de, dass mindestens 21 von 35 zugesagten Käufen aus den bis dahin ausgestrahlten Sendungen platzten. Die Investoren erklären das damit, dass es nach der Sendung zu unangenehmen Überraschungen bei der genauen Prüfung (Due Dilligence) kommen kann. Anders bei Lizza: „Der Deal ging durch. Es hat einige Zeit gedauert, die Bücher wurden sorgfältig überprüft und man muss sich ja auch kennenlernen. Bei uns passte es auch menschlich, so dass wir nach zwei, drei Monaten zum Notar gegangen sind“, berichtet Kramer.
„Wir sind wirklich happy mit unseren Investoren. Das Team von Carsten Maschmeyer schult uns regelmäßig in Medienkommunikation und Vertriebs-Know-how, Frank Thelens Leute optimieren unseren Onlineshop“, ergänzt Schlegel. „Wir profitieren insgesamt enorm viel von deren Wissen und Ressourcen.“ So waren sie auch gut vorbereitet auf den Bestellansturm während und nach der Ausstrahlung; das TV-Format ist auch eine gute Marketingplattform, um den Bekanntheitsgrad eines Start-ups zu steigern: Mit Hilfe der Löwen hatten die Gründer im Vorfeld der Sendung eine ausgeklügelte Serverinfrastruktur aufgesetzt, um dem Online-Ansturm standzuhalten. Mit mehr als 100.000 Suchanfragen befand sich Lizza sogar kurzfristig auf Platz 2 der Google-Trendcharts der häufigsten Suchen. Insgesamt verzeichnete die Seite fast 80.000 gleichzeitige Besucher und insgesamt gut 300.000 eindeutige Besucher über den gesamten Abend. Am Abend der Ausstrahlung gingen gut 13.500 Bestellungen ein, davor waren es 50 bis 100 am Tag. Am Tag darauf waren es noch einmal gut 5.000.
Investoren bringen auch Know-how ein
„Frank Thelen hat uns an dem Abend angerufen und gesagt, es gab noch nie ein Start-up, das in so kurzer Zeit gleichzeitig so viele Bestellungen hatte“, freut sich Kramer. „Es ist wirklich der Wahnsinn, was alles über uns hereingebrochen ist, weil sich alles um den Faktor 10 multipliziert: Kundenemails, Facebookposts, Bestellungen von Folien, Zutaten.“

„Das Onlinemarketing haben wir zwischendurch komplett abgeschaltet. Wir kamen ja kaum hinterher mit den aktuellen Bestellungen“, berichtet Kramer. „Obwohl auf unserer Homepage stand, dass es vier Wochen dauert, bis das Paket kommt, schreckte das die Kunden nicht ab.“
Da nun allerdings die Bestandskunden wieder gut bedient werden, „haben wir coole Ideen, Geld für Marketing auszugeben“, versprechen die Lizza-Gründer, die auch längst über eine Erweiterung der Produktpalette nachdenken.
Wer sich mit seiner Geschäftsidee für die neue Staffel der TV-Sendung bewerben will, kann das hier tun.