Fast jede fünfte Investition ging im ersten Halbjahr an E-Commerce-Start-ups, zeigt eine Studie. Vor allem die Food-Branche hat es den Geldgebern aktuell angetan.
Deutschlands Start-ups haben im ersten Halbjahr 2017 mehr als doppelt so viel Geld durch Finanzierungsrunden einnehmen können als im Vorjahreszeitraum: Während Geldgeber im ersten Halbjahr 2016 nur knapp 972 Millionen in junge Unternehmen investiert haben, waren es innerhalb der ersten sechs Monate dieses Jahres 2,2 Milliarden Euro, zeigt das „Start-up-Barometer 2017“ der Wirtschaftsprüfer und Berater von Ernst & Young.
Demnach erreicht nicht nur die Summe ein Rekordniveau, sondern auch die Zahl der Transaktionen, die in dem Zeitraumvergleich von 248 im Jahr 2016 auf 264 in diesem Jahr stieg.
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Mehr als 387 Millionen Euro konnte der Lieferdienst Delivery Hero in diesem Jahr einsammeln.
Es waren vor allem drei Megadeals mit jeweils einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro, die das Gesamtinvestitionsvolumen innerhalb der ersten sechs Monate im Jahr 2017 so ansteigen ließen: Der Essens-Lieferdienst Delivery Hero, Auto1 und Kreditech sammelten zusammen eine Summe von 857 Millionen Euro ein und machten damit rund 40 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens des ersten Halbjahres aus.
E-Commerce beliebteste Branche
Unternehmen aus dem Onlinehandel sammelten in diesem Jahr mit 939 Millionen Euro bislang das größte Investitionsvolumen ein. Damit liegt die Summe deutlich über den 144 Millionen Euro aus dem Vorjahreszeitraum, liegt aber trotzdem unter dem Rekordniveau aus dem Jahr 2015, als Investoren in den ersten sechs Monaten 1,3 Milliarden Euro in E-Commerce-Start-ups steckten.
Große Finanzsummen flossen auch in diesem Halbjahr wieder in die FinTech-Unternehmen in Deutschland. Zusammen erwarben die Start-ups rund um Finanzen mit 332 Millionen Euro in ihrer Branche das zweitgrößte Investitionsvolumen und überschritten damit die Rekordsumme von 252 Millionen Euro aus dem Vergleichszeitraum 2015.
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Investitionen nach Branchen
Unternehmen rund um die Gesundheit („Health“)konnten sich ebenfalls freuen: Das Interesse an neuen Ideen im Gesundheitswesen begeisterte die Investoren. Lag die Investitionssumme innerhalb der ersten sechs Monate des Jahres 2015 noch bei 11 Millionen Euro, investierten die Finanziers im gleichen Zeitraum 2017 rund 253 Millionen Euro. 2016 lag die Summe bei 99 Millionen Euro.
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Außerdem gab es einen starken Anstieg der Investitionen in den Bereichen AdTech, dem Sammelbegriff für Anbieter und Produkte rund um die Technik für digitales Marketing, sowie Bildung („Education“) von 294 beziehungsweise 364 Prozent.
Trotz der vielen positiven Entwicklungen gingen die Investitionssummen in einigen Branchen zurück, beispielsweise verbuchte der Energiesektor einen Rückgang von 50 Prozent, von 61 Millionen Euro auf 31 Millionen Euro.
Fast jede fünfte Transaktion geht an E-Commerce-Start-ups
E-Commerce-Unternehmen liegen auch mit 51 Einzeltransaktionen weiterhin vor Unternehmen aus den Bereichen Software & Analytics (42), FinTech (33) und Health (31). Sie schafften es, fast jede fünfte Transaktion der insgesamt 264 Deals im ersten Halbjahr 2017 für sich zu gewinnen.
Besonders gerne investierten die Geldgeber bei E-Commerce in die Branchen Food sowie Automotive & Machines: Zusammen kamen die beiden Zweige auf 16 Finanzierungsrunden und 85 Prozent des E-Commerce-Gesamtinvestitionsvolumens.
Allein 418 Millionen Euro flossen im ersten Halbjahr dieses Jahres in Food-Start-ups, vor allem dank eines Megadeals: Mehr als 387 Millionen Euro konnte sich der Lieferdienst Delivery Hero sichern.
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E-Commerce-Hauptstadt Berlin
Mit deutlichem Abstand liegt übrigens Berlin vor allen anderen Städten in Deutschland im E-Commerce-Bereich: 32 der 51 Finanzierungsrunden gingen an die Unternehmen mit Sitz in der Bundeshauptstadt und damit auch 95 Prozent der 940 Millionen Euro, die in E-Commerce investiert wurden. Bayern belegt den zweiten Platz mit 26 Millionen Euro aus vier Investitionsrunden.
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