Wenn die Bestellung eintrifft, dann muss es schnell gehen. Das gilt nicht nur in der Gastronomie, sondern immer häufiger auch beim Händler um der Ecke. Etwa wenn er einen der großen Marktplätze beliefert und die Ware in einem engen Zeitfenster zum Kunden muss.

Binnen weniger Stunden liefert Amazon Fresh sogar frisch zubereitete Fertiggerichte bis an die Haustür des Kunden. Und von diesen werden sich nur die wenigsten Gedanken darüber machen, was für ein logistischer Aufwand betrieben werden muss, um innerhalb des engen Lieferfensters auch alle Waren zusammenstellen zu können. Denn schließlich befinden sich nicht alle Artikel abrufbereit in einem Zentrallager, sondern werden bei Vertriebspartnern eingesammelt. Im Extremfall bleiben dem Händler gerade einmal 15 Minuten nach Eingang der Bestellung bis zur Ankunft des Kuriers, der die Ware abholen will. Geschwindigkeit und Effizienz sind hier keine Voraussetzung, um die Kundenzufriedenheit zu steigern, sondern pure Notwendigkeit, um überhaupt im Geschäft zu bleiben.

Kollege Roboter ist meist noch zu unsensibel

Atemberaubend sind die technischen Entwicklungen in der Logistik teilweise schon. Zum Beispiel spezielle Regalsysteme, an denen Roboter ohne menschliches Zutun entlang gleiten, um die gewünschten Produkte zu entnehmen. Doch nicht jede Ware eignet sich für eine maschinelle Kommissionierung. Es mangelt den elektronischen Kollegen nicht selten schlicht an Feingefühl. Und wenn der Kunde 200 Gramm Bananen bestellt, was ziemlich genau einem Stück entspricht, stoßen selbst hoch technisierte mechanische Greifer einfach an ihre Grenzen. Nicht nur beim Versand von Lebensmitteln ist also noch viel Handarbeit notwendig. Und da nicht einfach Waren aus dem Regal genommen werden können, ist technische Unterstützung notwendig.

Ohne Tablet und Scanner geht es nicht

Logistik ist heute ohne digitale Technik nicht vorstellbar, auch wenn Produkte manuell aus dem Lager genommen werden. Um die aktuell erforderlichen Artikel zu listen und die Bearbeitung zu bestätigen, eignen sich Tablet-Computer, die mit der zentralen Software drahtlos verbunden sind. Mit einem filigranen Modell, das auf der heimischen Couch eine gute Figur macht, kommen die Mitarbeiter in einem Lager schlicht nicht weiter.

In der Hektik des Pickings müssen es die verwendeten Geräte dem Mitarbeiter erleichtern, die Anforderungen rasch zu erfassen (Ablesbarkeit) und die Bearbeitung des Auftrags zügig zu gewährleisten. Das umfasst eine zuverlässige Eingabe via Bildschirmtastatur bzw. eine möglichst zuverlässig arbeitende optische Erfassungseinheit.

Für den Einsatz eignen sich besonders robuste Geräte deutlich besser (z.B. ScanPal EDA70 von Honeywell) als das klassische Home-Tablet.
  • Das Gehäuse sollte nach Möglichkeit gemäß Schutzklasse IP64 zertifiziert sein. Damit es ist vor versehentlichen Stürzen und Erschütterungen geschützt, die ein normales Tablet für den Privatgebrauch beschädigen würden.
  • Das Display sollte groß genug sein und auch stark wechselnden Lichtverhältnissen gut ablesbar sein. Die spiegelnden Displays aktueller Heim-Tablets sind wenig geeignet.
  • Das verwendete Glas muss besonders gegen Kratzer geschützt sein.
  • Integriert sollte auch ein Scanner für Barcodes der Typen 1D und 2D.
  • Nicht zu vernachlässigen ist auch die Standzeit des integrierten Akkus. Dieser sollte eine vollständige Schicht des Mitarbeiters durchhalten, um Unterbrechungen zu vernachlässigen.
  • Genauso wichtig ist indes auch die Konnektivität per WLAN oder 3G oder 4G. Gerade in weitläufigen Lagern und schwierigen Baubedingungen müssen stabile Verbindung mit dem zentralen Server aufgebaut und gehalten werden können.
Spezialgeräte sind besonders robust und in vielerlei Hinsicht für den Einsatz im Lager und beim Picking optimiert.
© Honeywell
Spezialgeräte sind besonders robust und in vielerlei Hinsicht für den Einsatz im Lager und beim Picking optimiert.

Alternative Smartphones?

Nicht zuletzt auch aus Kostengründen stoßen Smartphones als Alternative zu Spezial-Tablets auf das Interesse von Unternehmen. Allerdings muss hier genau abgewogen werden, ob sich der vermeintlich günstigere Anschaffungspreis tatsächlich betriebswirtschaftlich rechnet.

  • Jeder Nutzer eines Smartphones kennt die doch sehr limitierte Akkulaufzeit der Geräte.
  • Die meisten Hersteller optimieren ihre Displays auf den Kontrast, um auch auf kleinen Flächen ein tiefes Schwarz bei der Videowiedergabe bieten zu können. Das bedingt aber eine recht schlechte Ablesbarkeit von Inhalten unter wechselnden Lichtbedingungen.
  • Die Geräte sind in ihrer Ergonomie nicht für ständig wiederkehrende Aufgaben optimiert. Das kann softwareseitig nur bedingt gelöst werden.
  • Anders als Spezialgeräte bleiben Smartphones eher Exoten, wenn es um die Anbindung von zusätzlichen Hardwarebausteinen wie Drucker oder externe Terminals geht.

Die größten Einschränkungen gibt es indes bei der beim Picking so wichtigen zentralen Funktion des Scannens. Die verbaute Kamera in Smartphones ist in erster Linie für das Fotografieren und weniger für das Scannen gedacht. Viele Anwender werden wahrscheinlich auch bereits einmal eine App zum Scannen von QR- oder Barcodes genutzt haben. Diese offenbaren bereits dann deutlich die Beschränkungen gegenüber Speziallösungen.

Ein gutes Ergebnis liefern die Geräte stets nur, bei einer möglichst exakten Ausrichtung des Smartphones auf den Code. Zudem müssen sie auch möglichst ruhig gehalten werden, bis die Zeichen eingelesen und verarbeitet werden. Das stellt den Mitarbeiter aber vor die Herausforderung, unter Zeitdruck die korrekte Haltung des Smartphones zu finden. Und selbst geübte Anwender laufen Gefahr, in eine Stresssituation zu geraten.

Etiketten und Codes müssen optisch in einem einwandfreien Zustand sein. Bereits kleinere Verschmutzungen oder Kratzer auf einem Label können die Erkennungsrate dramatisch senken. Auch in dieser Hinsicht sind speziell entwickelte Tablets und Mikrocomputer den Smartphones in aller Regel überlegen.

Schließlich müssen die Barcodes verhältnismäßig dicht an die Optik gehalten werden, damit sie auch vollständig erfasst werden. Wie das Unternehmen Honeywell herausgefunden hat, besitzen speziell für den Industrieeinsatz hergestellte Tablet-Computer eine bis zu 14-mal höhere Toleranz in Hinblick auf Bewegung beim Scannen gegenüber einem aktuellen iPhone, dessen Kamera als eine der derzeit besten in Smartphones erhältlichen Lösungen gilt.

Damit mobile Geräte beim Picking effizient eingesetzt werden können, muss der Händler vorher allerdings seine Hausaufgaben gemacht haben. Denn die Schlüsselrolle nimmt natürlich die eingesetzte Software ein. Sie muss Medienbrüche nach Möglichkeit vermeiden. Das ist in der Praxis aber nicht immer leicht umzusetzen. Der klassische Ausdruck einer eingehenden Bestellung ist für Händler, die mit verschiedenen Partner und Plattformen zusammenarbeiten, nicht selten der kleinste gemeinsame Nenner.

Wenn sich der Medienbruch nicht vermeiden lässt, kann die Effizienz im Lager erhöht werden, wenn die Bestellung den Mitarbeitern per Sprache übermittelt wird. Headsets mit großer Reichweite oder per Bluetooth gekoppelt mit dem Smartphone können flexibel eingesetzt werden. MEHR ZUM THEMA

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