
Mit dem Einzug privater Erfahrungen im B2C-Ecommerce in den eigenen B2B-Arbeitsalltag steigt auch der Einfluss privater Einkaufs- und Nutzungsgewohnheiten. Die wichtigsten Ergebnisse und eine Kritik im Überblick.
Von den 400 befragten B2B-Unternehmen in Europa und den USA sind bereits 92 % im Online-Geschäft tätig, die restlichen 8 % planen den Einstieg.
Fast ein Viertel dieser Unternehmen (23 %) will den Anteil ihres Online-Umsatzes um mindestens 40 % erhöhen. Deutschland zählt dabei zu den Ländern, in denen der höchste durchschnittliche Anteil am B2B-Umsatz über Online-Kanäle erzielt wird (34 %). Gleichzeitig gaben aber 14 % der befragten deutschen Unternehmen an, dass sie sich kein bestimmtes Ziel zur Steigerung dieses Anteils gesetzt haben. Im Ländervergleich scheinen sich die im Online-Handel aktiven US-Unternehmen am stärksten auf ihre Online-Kanäle zu konzentrieren: Sie erzielen mit dem Online-Vertrieb durchschnittlich 42 % ihres B2B-Umsatzes. Auch sind in den USA die Ziele zur Steigerung dieses Umsatzanteils ehrgeiziger – durchschnittlich strebt man eine Steigerung um 31 % an.
Der Intershop E-Commerce-Report 2013 zeigt:
- Erwartungen der Geschäftskunden bei Online-Einkäufen von Smartphone und Social Media geprägt
- Private Geräte und damit verbundene Einkaufsgewohnheiten beeinflussen verstärkt geschäftliche Online-Beschaffungsprozesse
- Die Hälfte der 400 befragten B2B-Unternehmen findet es schwierig, intuitive und benutzerfreundliche Schnittstellen für verschiedene Touchpoints anzubieten
- Sehr unterschiedliche Faktoren beschleunigen Wandel und erhöhen Komplexität
- Dennoch erwartet die Hälfte der Befragten (49 %) höhere Gewinne bei gelungener Verknüpfung von Off- und Online-Verkaufskanälen
Surprise, surprise: Alle Teilnehmer innerhalb der befragten B2B-Unternehmen waren sich laut Intershop einig, dass sich die B2B-Welt gerade grundlegend verändert und dass sich die Trends aus dem B2C-Geschäft deutlich in der B2B-Umgebung widerspiegeln. Natürlich ist das wenig überraschend: Dass sich Menschen, die als Konsumenten bequem vom Sofa oder von unterwegs One-Klick-Shopping betreiben, auch in einem beruflichen Kontext - in ihrer Funktion als Einkäufer - irgendwann mal einen vergleichbar komfortable Möglichkeiten seitens ihrer Zulieferer und Service-Anbieter wünschen, ist trivial. Bei den Funktionalitäten, die B2B-Kunden erwarten, räumen entsprechend mehr als drei Viertel (77 %) der befragten B2B-Unternehmen intuitiver Suche und Navigation einen hohen Stellenwert ein, gefolgt von der Auftragsbestätigung online (75 %), eigenständiger Kontoverwaltung (74 %), Kategorie- und Produktseiten (73 %) sowie Analyse und Monitoring des Web-Shops in Echtzeit (72 %).
Auch über die Bedeutung von Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenmarketing sind sich die Unternehmen im Klaren (70 %). Zwei Drittel (63 %) bemühen sich zudem um verbesserte Präsenz ihrer Produkte auf Social-Media-Plattformen.
Schöner neuer B2B-E-Commerce? Nicht ohne Risiken.
Ein Blick auf die "Optimierungswunschliste" seitens der B2B-Unternehmen zeigt, wohin die Reise geht. Und wirft Fragen auf.
- Direkter Zugriff aus dem ERP-System der Kunden auf den B2B-Shop
- Verbesserte Funktionen für B2B-Käufer zur Verwaltung von Routineaufgaben
- Anpassungsfähige Storefront nach den Einkaufsrichtlinien der B2B-Käufer
B2B-Commerce bequem wie der heimische Couch Commerce? Prima. Innerhalb Konzern-interner Strukturen oder innerhalb von Verbundgruppen lassen sich hierüber zweifelsohne Potenziale erschließen. Risikofrei. Aber darüber hinaus?
Dass Intershop als Anbieter von E-Commerce-Software-Dienstleistungen hier ganz allgemein einen Trend sieht, verwundert nicht, denn die in der Studie skizzierte "Optimierung der B2B-Erlebniswelt" erfordert in erster Linie eines: Eine (noch) stärkere Software-seitige "Verdrahtung" seitens der B2B-Anbieter und deren Kunden. Das Kerngeschäfts des Auftraggebers dieser Studie.
Dass es in naher Zukunft in der Breite zu einer derartigen Trendwende kommen wird, darf jedoch durchaus bezweifelt werden: Vergleichbar dem Modell des Efficient Consumer Response bringt diese Entwicklung auch Nachteile mit sich: Aufwand für Abstimmungen, Investitionen zur Etablierung neuer Software-Systeme, gegenseitige Offenlegung von Informationen und damit ein steigendes Risiko von Datenmissbrauch. Ob es also im strategischen Interesse vieler B2B-Kunden sein wird (auch wenn ihnen das vielleicht vollmundig angeboten wird und Einkäufer sicherlich eine entprechende Bequemlichkeit natürlich goutieren würden, ergo also operativ Vorteile gegeben wären), sich derart zu öffnen?