Mit Besorgnis beobachten die Hersteller von Süßigkeiten die weiter steigenden Kosten für agrarische Rohstoffe und Öl. Dabei gibt es genug Zucker - aber die Europäische Union verknappt ihn künstlich, ärgert sich der Süßwarenverband. 

Zucker, Weizen, pflanzliche Öle, Butter, Mandeln und Haselnüsse: Alles, was zur Herstellung von Süßigkeiten notwendig ist, wird teurer. Die "erheblichen" Preissteigerungen für agrarische Rohstoffe bereiten der deutschen Süßwarenindustrie weiterhin größte Sorgen, meldet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI). Vielfach könnten die Unternehmen die höheren Rohstoffkosten wegen des scharfen Wettbewerbs im Lebensmitteleinzelhandel nur verzögert oder nicht in vollem Umfang weitergeben.

"Das Ergebnis ist eine Ertragserosion, die besonders den kleinen und mittelständischen Süßwarenbetrieben zu schaffen macht und teils existenzbedrohende Auswirkungen hat", warnt der BDSI-Vorsitzende Dr. Dietmar Kendziur. Erschwerend komme für die Hersteller von Süßwaren, Knabberartikeln und Eiskrem die drastisch gestiegenen Ölpreise hinzu, die im Februar 2012 ein neues Allzeithoch erreichten. Hierdurch verteuern sich nicht nur die Energiepreise, sondern auch die Preise für Verpackungen und die Transportkosten. Zugleich werde den Verbrauchern Kaufkraft entzogen.

2011 hatten die Deutschen wieder etwas mehr genascht als im Jahr zuvor: Pro Kopf stieg der Konsum um rund 2,5 Prozent auf insgesamt 31,4 Kilogramm.

Zucker-Paradoxon

Die Süßwarenindustrie steht demnach bei dem für sie wichtigsten Rohstoff – dem Zucker – nun schon seit Monaten vor einer paradoxen Situation: Zucker für die Lebensmittel- und Getränkeproduktion sei in Europa knapp – trotz einer Rekordernte bei den Zuckerrüben. Aber das europäische Quotensystem verknappe künstlich den Markt für Zucker für die Lebensmittelproduktion, den sogenannten Quotenzucker, und treibe so den Preis nach oben.

"Der Zuckerpreis ist in der Europäischen Union (EU) im vergangenen Herbst wegen der Zuckerknappheit dramatisch um bis zu 50 Prozent gestiegen, obwohl wegen der Rekordernte eigentlich genug Zucker da ist. Es ist nicht hinnehmbar, dass mittelständischen Lebensmittelbetrieben durch eine überholte Zuckermarktordnung Kapital entzogen wird, das sie dringend brauchen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und Arbeitsplätze zu sichern", ärgert sich der Verbandschef.

Forderungen an die EU-Verantwortlichen

Die Süßwarenindustrie erwarte deshalb von der Politik, dass das Quotensystem für Zucker im Jahr 2015 ausläuft, so wie es die EU-Kommission in ihrem Reformvorschlag zur europäischen Agrarpolitik vorsehe. "Produktionsquoten sind ein Auslaufmodell in den europäischen Agrarmärkten, seit die EU zu Recht den Weg zur Marktorientierung im Agrarsektor eingeschlagen hat", so Kendziur.

Doch auch kurzfristig müsse die EU-Kommission früh und effektiv reagieren, um eine ausreichende Versorgung des Marktes mit Zucker zu gewährleisten. "Solange der Zuckersektor einer politisch administrierten Marktordnung unterliegt, muss auch die Verfügbarkeit von Zucker durch die Politik sichergestellt werden", fordert er.