Die Umstrukturierung bei Tchibo zeigt Wirkung: 2010 war für den Hamburger Konzern ein überaus erfolgreiches Jahr. Jetzt sollen sämtliche Filialen eine neue Optik bekommen.

Die ertragsschwachen Jahre scheinen für den Handels- und Kaffeekonzern Tchibo erst einmal vorbei zu sein. Der Umsatz des Unternehmens erhöhte sich im vergangenen Jahr um 8 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen kletterte von 148 auf 288 Millionen Euro.

Tchibo hatte im Jahr 2006 wegen rückläufiger Gewinne ein Programm mit dem Titel "Stärken stärken" aufgelegt und im vergangenen Jahr abgeschlossen. In Deutschland wurden rund 300 Filialen geschlossen und die Zahl der Tchibo-Depots in Supermärkten von 12.000 auf 8.400 reduziert.

Filialen werden zu Cafés

Gleichzeitig überarbeitete Tchibo das Sortiment, modernisierte die gesamte Organisation, strich Arbeitsplätze und verringerte die Zahl der unverkauften Rückläufer im Warenbestand. "Wir haben den Baum soweit zurückgeschnitten, dass er wieder kräftig wachsen kann", sagte Thomas Holzgreve, Vorstand der Holdinggesellschaft Maxingvest.

Die aktuell 820 Tchibo-Filialen in Deutschland sollen in den kommenden drei Jahren ein neues Aussehen bekommen. Dabei erhält der Kaffeeausschank ein größeres Gewicht: In allen Filialen sollen Sitzecken eingerichtet und kleine Snacks angeboten werden. "Wir besinnen uns auf unsere Wurzeln", so Holzgreve.

Auslandsanteil soll steigen

Das Tchibo-Geschäftsmodell mit einem wöchentlich wechselnden Sortiment von Non-Food-Artikeln werde noch effizienter umgesetzt. Dazu liege ein besonderer Fokus auf dem Online-Handel sowie dem Ausbau des Geschäfts in Österreich, der Schweiz und Osteuropa. Der Tchibo-Auslandsanteil von 22 Prozent soll mittelfristig auf 30 Prozent steigen.

Bei Portionspackungen und Automaten bemüht sich Tchibo, nach einem verpatzten Start in den Markt wieder Anschluss zu gewinnen. Der Marktführer für Filterkaffee habe in diesem wachsenden Segment Boden gut gemacht, sagte Holzgreve. Der Marktanteil der Tchibo-Maschine "Cafissimo" sei um 4 Prozentpunkte gestiegen; bei den Kaffeekapseln liege Tchibo bundesweit auf Rang drei.

Im laufenden Jahr rechnet Tchibo wegen höherer Einkaufspreise für Kaffee und Baumwolle sowie gestiegener Frachtraten mit einem leichten Rückgang des Gewinns. Nicht alle Kosten könnten an die Kunden weitergegeben werden. Die Kaffeepreise seien nach zwei Erhöhungen um jeweils 50 Cent zur Zeit ausreichend.

Tchibo gehört zu 100 Prozent der Hamburger Unternehmerfamilie Herz. Das Unternehmen beschäftigt knapp 11.000 Mitarbeiter.