Die Deutsche Telekom will Zahlungslösungen für das Handy anbieten und kooperiert dazu mit der Kreditkartenorganisation Mastercard. Der rosa Riese plant eine virtuelle Geldbörse für Smartphones - und mehr.
"Zum Auftakt der Kooperation gibt die Telekom Gruppe eine eigene Bezahlkarte heraus, die mit einem NFC-Sticker für bargeldloses Bezahlen kombiniert ist", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Unternehmen. "Mit dem Start der Vermarktung von SIM-Karten-basierten NFC-Lösungen wird die Telekom-Mastercard auch auf dem Handy verfügbar sein."
Das gemeinsame Projekt soll in diesem Sommer in Polen starten und Ende 2012 auch in Deutschland pilotiert werden. Zwölf weitere europäische Länder, in denen die Telekom aktiv ist, sollen sukzessive folgen.
Herausgeber der Kreditkarte wird der Onlinebezahldienst der Telekom ClickandBuy, der über eine entsprechende E-Geld-Lizenz verfügt. Kunden, die den neuen Service nutzen wollen, müssen sich bei ClickandBuy registrieren.
"Ein vollständiges Ökosystem rund ums Bezahlen"
"Das ist ein großer Schritt auf dem Weg zum mobilen Bezahlen per Smartphone. Mit Mastercard haben wir einen etablierten Player an unserer Seite, um uns in diesem Wachstumsmarkt zu positionieren", erklärt Thomas Kiessling, Chief Product and Innovation Officer der Deutschen Telekom. "Unser Ziel ist es, ein vollständiges Ökosystem rund um das Bezahlen mit dem Smartphone aufzubauen."Neben der Ausgabe einer Kreditkarte und Stickern für das kontaktlose Zahlverfahren Paypass von Mastercard plant der Telekommunikationskonzern parallel eine virtuelle Geldbörse für Smartphone-Kunden. Diese so genannte "Wallet-Lösung" - einen konkreten Produktnamen gab die Telekom noch nicht bekannt - soll beliebige Kredit-, Debit- und Kundenkarten innerhalb einer App auf das Handy bringen.
Ähnliche Konzepte verfolgen Google mit der Google Wallet, Visa und Vodafone, die Targobank und E-Plus sowie andere Anbieter. Die deutschen Sparkassen planen derweil eine Zusammenarbeit mit einem großen Handyhersteller, um die girogo-Karte direkt in ein NFC-fähiges Smartphone verbauen zu lassen.
Bei der heute vorgestellten Wallet-Lösung dient die SIM-Karte der Telekom als gemeinsames Sicherheitselement ("Secure Element") für sämtliche Kartenanwendungen in der virtuellen Geldbörse.
Ein solches vom Betriebssystem des Handys unabhängiges Hardwareelement wie die SIM-Karte, ein NFC-Chip oder eine SD-Speicherkarte gilt bei den Kreditkartenanbietern als unerlässliches Sicherheitsmerkmal, um mobile Payment-Applikationen weniger angreifbar zu machen.
Gespräche mit Deutscher Bahn und Lufthansa
Laut Informationen der der Lebensmittel Zeitung führt die Telekom Gespräche mit der Deutschen Bahn und der Lufthansa über Ticket- und Loyality-Lösungen für ihr "Wallet". Kooperationen mit Nahverkehrsbetrieben, Fastfood-Ketten, Handelsunternehmen, Autovermietern und Hotelketten sind darüber hinaus geplant. Das Handy könnte auch als Hotelzimmerschlüssel dienen und das Einchecken überflüssig machen.Um in der Wallet aufgenommen zu werden, sollen die jeweiligen Anbieter Gebühren in Form eines so genannten "SIM Rental"-Engelt oder einer "Secure Element Hosting fee" zahlen.

Ob mit NFC-Sticker oder NFC-Handy, ein Einsatz zum Bezahlen der ClickandBuy-Mastercard ist bislang ausschließlich an den derzeit rund 3.000 Paypass-Akzeptanzstellen in Deutschland möglich, etwa an Aral-Tankstellen oder sämtlichen Filialen, die zur Douglas Holding (Douglas, Thalia, Christ, AppelrathCüpper, Hussel) gehören.
Die NFC-Technik ist allerdings im Handel auf dem Vormarsch: Weltweit, versichert Mastercard, gibt es aktuell bereits 311.000 Terminals, an denen mit Paypass-Karten und -Stickern gezahlt werden kann.
Telekom will als Netzbetreiber aktiv werden
Die Deutsche Telekom will sich offenbar auch verstärkt um die Akzeptanzseite kümmern und Händlern, Dienstleistern und Gastronomen die Abwicklung von Zahlungsdienstleistungen anbieten.Nach Informationen von derhandel.de hat der Telekommunikationskonzern eine Ausschreibung für den kaufmännischen Netzbetrieb von Kredit- und Debitkartenzahlungen gestartet.
Noch in diesem Jahr will die Telekom 14 Millionen Kartenzahlungstransaktionen für Geschäftskunden abwickeln, für 2013 ist ein Transaktionsvolumen von zwei Milliarden Euro geplant. Der magenta-farbene Riese will also auf beiden Seiten des Zahlungsverkehrsmarktes aktiv werden - als karten- beziehungsweise handyausgebender Issuer und als Dienstleister der jeweiligen Akzeptanzstelle.
Ein erster vertrieblicher Erfolg der Telekom ist diesbezüglich der europaweit tätige Parkhaus-Betreiber Apcoa, der in Deutschland rund 200 Parkhäuser und private Parkplätze bewirtschaftet.
Was Smartphone-Nutzer über die Vertrauenswürdigkeit von Mobilfunkunternehmen als "Mobile Payment"-Anbieter denken lesen Sie hier. Ein Video zur Erläuterung des Zahlungsvorgangs mit der Mobile Wallet der Telekom findet sich hier.