Im stationären Handel spielen mobile Geräte wie das Smartphone zunehmend eine Rolle beim Bezahlen. Händler rüsten ihre Terminals entsprechend nach. Dabei eröffnen neue Technologien wie beispielsweise „Tap to Phone“ gerade kleineren Händlern einen vergleichsweise einfachen Weg in die digitale Zahlungswelt.
Dabei bauen nicht nur stationäre Einzelhändler digitale Angebote aus. So mancher Onlinehändler wagt auch stationäre Experimente. Stichwort „Pop-up-Stores“: Ladenlokale für eine vorübergehende Nutzung haben Konjunktur.

Kontaktlos ist die neue Realität
Manche Städte, wie Hanau, sehen darin durchaus eine Chance zur Belebung der Einkaufszonen. Im Rahmen des Programms „Hanau aufLADEN“ sollen Interessierte es jedenfalls leichter haben, Flächen für Pop-up-Stores zu finden – und so ihre Präsenz und Bekanntheit zu erhöhen.Während der E-Commerce sich so de-virtualisiert, digitalisiert sich der stationäre Handel immer mehr. Das zeigt etwa die wachsende Verbreitung von Selfscanning-Konzepten. Nach einer Studie der Technologieplattform Scandit bietet bereits mehr als die Hälfte der befragten europäischen Einzelhändler entweder bereits Selfscanning-Optionen wie „Scan and Go“ an oder arbeitet an deren Einführung.
Einer der Gründe ist die Zeitersparnis gegenüber dem bisherigen Anstehen an den Kassen. „Der kontaktlose Einzelhandel war schon vor der Pandemie ein Trend – jetzt ist er die neue Realität“, erklärt Samuel Müller, CEO von Scandit.
Mobile Lösungen gewinnen
Was das Bezahlen betrifft, nähern sich online und „offline“ ohnehin an. Einen Durchbruch der Digitalisierung an deutschen Ladenkassen konstatiert beispielsweise die „ECC Paymentstudie Vol. 25“ von ECC und Prof. Dr. Malte Krüger. In dieser geben 71 Prozent der Befragten an, mittlerweile häufiger kontaktlos mit Karte zu bezahlen.Die Bonhöhe scheint dabei irrelevant: Die Spanne reicht von Kleinstbeträgen bis hin zu Zahlungen von über 500 Euro. Kontaktloses Bezahlen wird am PoS damit zur Selbstverständlichkeit.
Zwar ist der Großteil der stationären Händler schon heute mit einem breiten Payment-Mix ausgestattet, jeder zweite Händler rüstet aber der Studie zufolge noch einmal nach – zum Beispiel für kontaktlose Zahlung per NFC oder QR-Code (46%) und für die Zahlung mit Kreditkarte (42%). Auch mobiles Zahlen gewinnt erheblich an Bedeutung.
Jede siebte Zahlung erfolgt per Smartphone
„Der Großteil der kontaktlosen Zahlungen wird per Karte abgewickelt, jede siebte Zahlung wird aber bereits heute mit dem Smartphone getätigt“, sagt Mailin Schmelter, stellvertretende Bereichsleiterin am ECC Köln, zu den Ergebnissen der Studie. „Durch den hohen Stellenwert des Smartphones beim (Online-)Shoppen ist zu erwarten, dass Mobile Payment zukünftig weiter an Relevanz gewinnt.“Auch Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, zeigt sich vom Tempo des Wandels in der Zahllandschaft beeindruckt: „Die Pandemie hat einen beispiellosen Digitalisierungsschub bewirkt, der auch den Zahlungsverkehr erfasst hat.“
So habe sich die Welle an Innovationen, die in den vergangenen Jahren bereits zu beobachten gewesen sei, nochmals vergrößert. „Digitale Wallets und Biometrie erlauben es seit einiger Zeit, fast mühelos mobil mit dem Smartphone an der Kasse zu bezahlen.“
Für die Zukunft rüsten
Bei der Überlegung, welche Zahlarten angeboten werden sollten und welche Technologien dafür genutzt werden, sind viele Aspekte zu berücksichtigen. Dazu gehören u. a. das Durchschnittsalter und die digitale Affinität der Kundschaft, wie das Kompetenzzentrum Handel der Initiative Mittelstand 4.0 in einem Überblick über Zahlungsarten und Auswahlkriterien aufzeigt.Durch die Einbindung und Nutzung der verschiedenen Zahlungsverfahren entstehen natürlich Kosten, ob intern in der Buchhaltung oder extern, zum Beispiel für nötige Hardware oder Transaktionsgebühren.
Wegen der Investitionskosten sollte auch die Perspektive der Zukunftsfähigkeit der gewählten technischen Lösungen nicht zu kurz kommen. Eine Übersicht zu Kosten verschiedener Terminal-Lösungen findet sich zum Beispiel hier.
Softwarebasierte Point-of-Sale-Terminals
Neue Technologien können gerade kleinen Händlern helfen, kontaktlose Zahlungen ohne großen Aufwand anzubieten. Ein Beispiel ist die Softwarelösung „Tap to Phone“, die das Zahlungstechnologie-Unternehmen Visa seinen Partnern auch in Deutschland anbietet.Im Laufe dieses Jahres werden nach Angaben des Unternehmens in Deutschland Lösungen für Händler an den Start gehen, die auf der Technologie basieren.
„Tap to Phone“ ermöglicht es Händlern, kontaktlose Zahlungen auf jedem NFC-fähigen Android-Gerät ohne zusätzliche Hardware zu akzeptieren. Dadurch werden diese zu sogenannten softwarebasierte Point-of-Sale-Terminals.
Registrierung in wenigen Minuten
Das Tool soll nach Angaben des Unternehmens Händlern dabei helfen, schnell Zugang zur digitalen Wirtschaft zu erhalten.Das Prinzip: Händler laden in Kooperation mit ihrer Händlerbank (Acquirer) eine spezielle App herunter. Nach der Registrierung und Auswahl ihrer teilnehmenden Bank können sie in wenigen Minuten kontaktlose Zahlungen akzeptieren.
„Es gibt Milliarden von Smartphones und Tablets auf der Welt“, sagt Jürgen Schübel, Head of Merchant Solutions & Acceptance Central Europe bei Visa. „Diese durch Aufspielen einer Software zu einem Kartenterminal zu verwandeln und damit ohne zeitraubenden Aufwand Visa-Karten akzeptieren zu können, bietet enorme Möglichkeiten.“