Die Gewerkschaft Verdi ruft erstmals zum zweitägigen Streik beim Onlinehändler Amazon auf. Betroffen sind die Lager in Leipzig und Bad Hersfeld. Die Fronten sind verhärtet.
Im größten deutschen Versandlager in Bad Hersfeld und am Standort Leipzig sollen die Mitarbeiter am heutigen Montag und am Dienstag die Arbeit ruhen lassen, wie Verdi in der Nacht zum Sonntag mitteilte. Bislang wurde nur an einzelnen Tagen gestreikt.
An beiden Orten sind Kundgebungen geplant, zu denen unter anderem Verdi-Bundeschef Frank Bsirske erwartet wird. Die Gewerkschaft fordert einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels. Der weltgrößte Internetversandhändler lehnt dies aber ab und orientiert sich nach eigenen Angaben an der Bezahlung in der Logistikbranche.
"Druck auf dem Kessel"
Zuletzt hatten Anfang Juni die Beschäftigten in Bad Hersfeld und Leipzig gestreikt. Nach Gewerkschaftsangaben waren es zusammen 1.000 Teilnehmer, laut Amazon weniger als 850. In Sachsen und Hessen hatten sich die Verdi-Mitglieder von Amazon in Urabstimmungen für den Arbeitskampf entschieden.Auswirkungen für Kundenbestellungen wegen der Streiks hatte Amazon stets bestritten. Amazon hat in Deutschland acht Versandlager und rund 9.000 Mitarbeiter. In Bad Hersfeld arbeiten mehr als 3.300 Menschen, in Leipzig sind es etwa 2.000.
"Jetzt wird es endlich Zeit, dass Amazon einlenkt und zur Aufnahme von Verhandlungen bereit ist", sagte Bernhard Schiederig von Verdi Hessen laut Mitteilung. "Wir wollen Tarifverhandlungen führen, an deren Ende ganz klar ein Anerkennungstarifvertrag stehen muss." Der Internet-Versandriese hatte immer wieder betont, dass für Verhandlungen die Gemeinsamkeiten fehlten.
"Da ist mächtig Druck auf dem Kessel", sagte Schiederig zur Streikbereitschaft. "Die Geschäftsführung von Amazon bewegt sich keinen Millimeter in der Frage der Tarifbindung, und die Kolleginnen und Kollegen werden langsam richtig sauer über dieses Verhalten", betonte Sachsen-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago
dpa / DH