Schlecker geht bei seiner Neustrukturierung mit hohem Tempo vor. Verdi ist die Gangart des Drogeriediscounters zu forsch. Die Gewerkschaft wirft Schlecker formelle Fehler bei Filialschließungen vor.

Am Mittwochmorgen war Stefanie Nutzenberger zu einer längeren Dienstreise aufgebrochen. Von Berlin ging es ins schwäbische Ehingen, der Grund war ein sehr ernster - und die Gewerkschafterin war verstimmt. Seit einigen Wochen ist Nutzenberger als Nachfolgerin von Margret Mönig-Raane im Bundesvorstand von Verdi zuständig für den Einzelhandel, und ihren Ärger wird die Pfälzerin in ihrer direkten Art auch zum Ausdruck gebracht.

Nutzenberger dürfte in der Zentrale von Schlecker auf den Tisch gehauen haben. Denn laut Onlineausgabe der "Lebensmittelzeitung" werden "zum Jahresende 1.400 Läden weniger am Netz sein als ein Jahr zuvor".

Finanzierungsprobleme

Das entsprechende Umsatzvolumen wird auf 300 bis 350 Millionen Euro beziffert. Vor einigen Tagen hatte "Der Spiegel" berichtet, dass Schlecker in November und Dezember 600 Standorte aufgegeben habe. Zudem war von erheblichen Finanzierungsproblemen im Konzern die Rede.

Für Verdi kommen diese Filialschließungen "überfallartig", wie es die neue Gewerkschaftssprecherin Christiane Scheller auf Anfrage von derhandel.de formulierte. Deswegen sei Nutzenberger am Mittwoch spontan in Ehingen vorstellig geworden. "Die Art und Weise, wie Schlecker hier vorgegangen ist, hat uns nicht gefallen."

Bei Schließungen müssen auch die Betriebsräte angehört werden, und das sei in den aktuellen Fällen nicht geschehen, betonte die Sprecherin. Schlecker habe aber Besserung gelobt, künftig wolle das Unternehmen transparenter vorgehen, sagte Scheller.