Die im zweiten Konjunkturpaket enthaltene "Abwrack-Prämie" wird den Absatz um 300.000 verkaufte Neuwagen beflügeln, prognostiziert die Unternehmensberatung PwC.

Die von der großen Koalition im zweiten Konjunkturpaket verabschiedete "Abwrack-Prämie" kann nach Berechnungen des Automotive Institute der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) einen starken Nachfrageimpuls auslösen.

"Wir prognostizieren bei einer Prämie von 2.500 Euro beim Kauf eines umweltfreundlichen Neuwagens einen höheren Inlandsabsatz im laufenden Jahr um etwa 300.000 Pkw", sagt Harald Kayser, Leiter des Automotive-Bereichs bei PwC.
 
Wer noch in diesem Jahr einen mindestens neun Jahre alten Wagen stilllegt und einen Neuwagen erwirbt, erhält nach den Plänen der Bundesregierung 2.500 Euro "Abwrack-Prämie", wenn der Altwagen mindestens ein Jahr auf den Inhaber zugelassen war.
 
Derzeit ist der deutsche Fahrzeugbestand mit durchschnittlich 8,5 Jahren so alt wie noch nie. Rund 3,8 Millionen Fahrzeuge sind sogar seit ihrer Erstzulassung 16 bis 25 Jahre lang unterwegs. Automobilexperte Kayser ist aber auch erleichtert, dass die Verbraucher in Deutschland nun Klarheit über staatliche Kaufanreize haben. "Sich ständig ändernde Programme und Vorschläge führen bloß zu Verunsicherung und weiteren Absatzrückgängen. Potenzielle Käufer zögerten zuletzt mit der Anschaffung eines Neuwagens", konnte Kayser feststellen.
 

Einbruch der weltweiten Nachfrage trifft Deutschland hart

Dennoch trifft der Nachfrageeinbruch auf dem globalen Pkw-Markt die deutsche Automobilindustrie 2009 hart. Im laufenden Jahr dürften rund 11 Prozent weniger Fahrzeuge die Fertigungshallen verlassen als in den vergangenen zwölf Monaten. Falls sich die Lage auf den Exportmärkten weiter verschlechtert und die von der Politik beschlossenen Konjunkturpakete ohne Wirkung bleiben, ist sogar ein Rückgang der Produktion um bis zu 17 Prozent auf 4,5 Millionen Automobile denkbar, wie das Automotive Institute von PwC prognostiziert.
 
Im günstigsten Fall läge das Minus immer noch bei 5 Prozent. "Denn selbst wenn es gelingt, die Rezession in Deutschland durch Steuersenkungen und Investitionsprogramme zu mildern oder sogar zu beenden, stärkt dies nur die inländische Automobilnachfrage. Die Absatzeinbrüche auf den meisten Exportmärkten kann die höhere Binnennachfrage aber nicht ausgleichen", erläutert Harald Kayser, Leiter des Bereichs Automotive bei PwC.

Konjunkturkrise trifft Hersteller weltweit

Für die Autohersteller in Nordamerika und die übrigen EU-Länder prognostiziert PwC noch stärkere Produktionseinbußen als für die Branche in Deutschland. In den USA dürften die Fertigungszahlen gegenüber 2008 um 16 Prozent und in der EU um 12 Prozent sinken.
 
Weltweit ist mit einem Rückgang der Automobilproduktion um 10 Prozent, entsprechend sieben Millionen Fahrzeugen, zu rechnen. Selbst in den meisten bisherigen Boomregionen wird die Produktion wegen voraussichtlich stagnierender oder sogar fallender Verkaufszahlen zurückgehen.

Aufschwung ab 2010, osteuropäische Herstellerländer im Aufwind

Der europäische Automarkt insgesamt wird sich nach Einschätzung der PwC-Experten ab dem Jahr 2010 erholen und 2014 wieder das Niveau von 2007 erreichen. Allerdings dürfte der Aufschwung keinen größeren Wiederaufbau von Fertigungskapazitäten in Westeuropa bringen. So wird für die Mitgliedsstaaten der EU-15 bis 2015 ein jährliches Produktionswachstum von lediglich 0,7 Prozent prognostiziert, während die Fertigung in den osteuropäischen EU-Staaten um rund 3 Prozent pro Jahr zulegen dürfte. "Langfristig zählen die Herstellerländer in Osteuropa also zu den Gewinnern der aktuellen Absatzkrise", kommentiert Kayser.