Josef Sankjohanser, Vorstandsmitglied der Rewe Group und Präsident im Handelsverband Deutschland kritisiert den Rückzug der Bundesbank aus der Bargeldversorgung.

Der geplante Rückzug der Bundesbank aus der Bargeldlogistik wird zu Verwerfungen auf dem ohnehin sehr sensiblen Markt der Wertdienstleister führen. Schließlich will die Bundesbank Dienste an private Unternehmen auslagern, die bislang unter hoheitlicher Kontrolle standen. Mit ihrem Entschluss, ab Januar 2011 grundsätzlich nur noch Normcontainer auszugeben, hat das Institut erstmals gesehen, dass es zu Engpässen in der Münzgeldversorgung kommen kann.

Die Bundesbank besserte nach, indem sie für einen Übergangszeitraum weiterhin auch kleinere Einheiten von Münzrollen anbietet. Dies allerdings zu hohen, willkürlich festgelegten Kosten, die auch gleich vom Wettbewerb als Vorlage für die eigenen Leistungen übernommen werden. Die Schaffung eines Marktes sieht anders aus.

Hohe Anforderungen werden nicht erfüllt

Gleiches ist auch im Mai 2011 zu erwarten. Dann endet eine Übergangsfrist für Wertdienstleister. Falls diese dann nicht Zahlungsinstitut sind, können sie nur noch als Transporteur ohne weitere Dienstleistungen agieren. Nach den heute vorliegenden Informationen ist aber kaum ein Dienstleister in der Lage, die hohen Anforderungen der BaFin zu erfüllen. Eine Herabsetzung der Anforderungen kann aber auch keine Lösung sein. Daher benötigt ein Wertdienstleister künftig für die Erbringung weitergehender Dienstleistungen einen Partner.

Kein Modell im Alltagsbetrieb

Genau hier versagt die Marktbildung abermals, da Banken - nur diese kommen als Partner in Frage - auch nur gegen entsprechende Gebühren bereit sind, das Risiko eines Partners zu übernehmen. Und die Angebote zeigen, dass die Preisvorstellungen überzogen sind. Zudem befindet sich kein angebotenes „Bankenmodell" im Alltagsbetrieb, so dass seine Leistungsfähigkeit bewiesen wäre.

Ein drittes Problem sieht der Handel in der grundsätzlichen Forderung der Bundesbank, in das private Cash-Recycling einzusteigen. Hier haben wir deutlich gemacht, dass wir aufgrund der Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht bereit sind, die täglichen Einnahmen einem Verlustrisiko auszusetzen.

Und genau dies entsteht beim privaten Recycling. Insofern bleibt auf absehbare Zeit nur der direkte Transport der Tageseinnahmen zu den Bundesbankfilialen. Mit der Ankündigung, eine Vielzahl der Bundesbankfilialen mittelfristig zu schließen, hat uns die Bundesbank auch nicht gerade dabei geholfen, das Problem zu lösen.

Für uns bleibt nur eine Lösung: Anstatt den gewünschten Markt durch Schaffung von hohen Hürden zu erzwingen, sollte darüber nachgedacht werden, wie man durch Unterstützung der künftigen Anbieter die Grundlagen eines funktionierenden Wettbewerbs schafft.

Josef Sanktjohanser, Vorstandsmitglied der Rewe Group und Präsident im Handelsverband Deutschland (HDE)


Dieser Artikel erschien im Rahmen eines Pro&Contra-Beitrags in der Janaur-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Der Handel. Zum kostenfreien Probeexemplar geht es hier.

Lesen Sie hier den Pro-Beitrag von Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Bundesbank.

Weitere Hintergrundinformationen zum Thema finden Sie auch in unserem Online-Dossier "Bargeldlogistik".