Auf dem Frankfurter Flughafen wurde eine Wanderausstellung zu Markenpiraterie eröffnet. Exponate: Papiertaschentücher oder Potenzsteigerungsmittel, die aus Giften bestehen.

Auf den ersten Blick wirkt nichts ungewöhnlich. Die Packung leuchtet gewohnt blau-weiß, der Schriftzug mutet auch bekannt an - doch beim genaueren Hinsehen entpuppt sich alles als großer Schwindel. Denn das Produkte trägt alberne Namen wie "Tinny", "Tanyo" oder "Timpo". Gemeint ist aber immer dasselbe: Tempo-Taschentücher.

Der Markt mit Produktfälschungen wächst weiter, Plagiate von Papier-Taschentüchern zählen dabei noch zu den harmloseren Auswüchsen. Auf dem Frankfurter Flughafen wurde an diesem  Mittwoch eine kleine Ausstellung eröffnet mit dem Titel "Schöner Schein. Dunkler Schatten". Das Thema: Produkt- und Markenpiraterie.

"Das Krebsgeschwür der Globalisierung"

Initiator dieser Schau ist der Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM), der seit 1997 als branchenübergreifender Verband gegen Fälschungen kämpft. Gegründet wurde der APM vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie dem Markenverband.

Den Vorstandsvorsitz bei APM hat Rüdiger Stihl inne, Aufsichtsratsmitglied beim gleichnamigen Motorsägenhersteller aus dem schwäbischen Waiblingen. "Produktpiraterie ist das Krebsgeschwür der Globalisierung", schimpfte Stihl. "Jeder Kauf eines gefälschten Produktes ist eine Unterstützung krimineller Netzwerke."

Falsche Motorsägen aus Asien

Auch Stihls Motorsägen, führend auf dem Weltmarkt, werden gerne nachgemacht - wie Unmengen anderer Produkte auch in Asien, vornehmlich in China. Wodurch sich falsche und richtige Sägen von einander unterscheiden, lässt sich dieser Tage besichtigen auf der Empore der Skyline Station im Terminal 2 des Frankfurter Flughafens.

Der Ausstellungs-Ort ist mit Bedacht gewählt worden, denn der Flughafen ist ein Umschlagplatz für Plagiate aus aller Herren Länder. Auch der Tag der Eröffnung war symbolträchtig: Zeitgleich wurden in Hamburg 216.000 Paar beschlagnahmte nachgemachte Turnschuhe aus China vernichtet. Der Verkaufswert dieser Schuhe hätte bei 280 Millionen Euro gelegen.

Potenz durch Borsäure?

Falsche Turnschuhe gibt es auf dem Frankfurter Flughafen nicht zu besichtigen, dafür nachgemachten Edel-Champagner, gefälschte Hautcreme - sowie einen Klassiker der Arzneimittelplagiate: Viagra. So heißt diese Potenzsteigerungspille im Original, die in Frankfurt ausgestellte Fälschung trägt den Namen "Diagra".

Das klingt lustig. Doch der Spaß hört auf, wenn Hans Rudolf Diefenbach, stellvertretender Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes erklärt, aus was für Zutaten solche falschen Potenzmittel bestehen können: Borsäure als Inhalt, mit Straßenfarbe wird die blaue Farbe aufgetragen - und Fußbodenwachs sorgt für den Glanz der Kapsel.

Versandhandel als Übel ausgemacht - von der Apothekerlobby

Diefenbach nutzte die Gelegenheit, um das, seiner Meinung nach, entscheidende Übel des immer beliebter werdenden Handels mit gefälschter Arznei (auch gegen Bluthochdruck oder Herzleiden) anzuprangern: "Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten muss verboten werden."

Diese Forderung wolle er aber im Sinne der Patienten verstanden wissen, versicherte Diefenbach, nicht, um die Konkurrenz der Internet-Apotheken los zu werden. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO beträgt derzeit der weltweite Umsatz mit falschen Tropfen und Tabletten 7,5 Milliarden US-Dollar - in gut zwei Jahren soll sich dieser Wert gar verzehnfachen.

Ab März in ECE-Einkaufszentren

Die Ausstellung "Schöner Schein. Dunkler Schatten." ist noch bis zum 4. Januar 2009 auf dem Frankfurter Flughafen zu besichtigen, danach geht die Schau auf Wanderschaft. Ab März sind die Exponate in 29 deutschen ECE-Shoppingcentern ausgestellt.