Unter dem Dach des chinesischen Geely-Konzerns blüht die schwedische Automobilmarke Volvo auf und will nun mit dem neuen V 40 in der Kompaktklasse angreifen.

In gespannter Erwartung pilgern die 180 deutschen Volvo-Händler im Juli nach Dresden. Der schwedische Hersteller lädt seine Verkäufer zur Präsentation des neuen V 40.

Bislang war das Volvo-Angebot eher zu klein und zu wenig variabel (C 30) oder eine Spur zu groß (S 40, V 50), jetzt begeben sich die Skandinavier aus der Nische mitten hinein ins Haifischbecken der Kompaktklasse, die in Deutschland für fast ein Viertel aller Zulassungen (24,2 Prozent Marktanteil von Januar bis Mai 2012) steht. Kein Segment bietet so große Absatzchancen - und kein Segment ist so hart umkämpft.

Großoffensive in der Kompaktklasse

In diesem Jahr blasen praktisch alle namhaften Hersteller zur Großoffensive. Volkswagen schickt im Herbst die Neufassung des Branchenführers Golf ins Rennen, Audi A 3, Mercedes-Benz A-Klasse, Hyundai i30 und Kia Ceed erscheinen allesamt im neuen Blechkleid, Opel kündigt eine Überarbeitung des Astra an und in 2011 brachten schon BMW die 1er-Baureihe und Ford den Focus grundlegend neu an der Start. Einen ausführlichen Überblick über die Neuheiten in der Kompaktklasse lesen Sie in der Juli-Ausgabe von Der Handel, die am 11. Juli 2012 erscheint.

„Wir sehen uns mit dem V 40 auf Augenhöhe mit Wettbewerbern wie Audi A 3 oder der neuen Mercedes A-Klasse. Da jetzt alle neue Modelle bringen, werden wir im gleichen Atemzug genannt", sieht Volvo-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer die Neuheitenflut sogar als Vorteil.

Jahresziel: 9.000 Zulassungen

Die Absatzziele der ehemaligen Ford- und heutigen Geely-Tochter sind vergleichsweise überschaubar. Nach dem Verkaufsstart im September will Bauer bis Jahresende noch 2.800 Fahrzeuge absetzen. 2013 sollen es dann 9.000 Einheiten werden. Das entspricht in etwa der Händler-Erstausstattung zur Einführung des neuen Golf.

Ohnehin steht bei Volvo Volumen nicht an erster Stelle. „Wir betreiben ein solides Geschäft. Tageszulassungen, um unsere Zahlen zu schönen, gibt es bei uns nicht und auch bei Flottenverkäufen werden wir kein Geld drauflegen", erklärt der gebürtige Hesse auf dem Chefsessel der Kölner Importeurszentrale im Gespräch mit Der Handel.

Überdurchschnittliche Rendite

Den Verkaufs- und Werkstattbetrieben mit insgesamt 360 Standorten scheint die Strategie zu bekommen. Die durchschnittliche Rendite liege bei branchenüberdurchschnittlichen zwei Prozent. „25 Prozent unserer Händler erzielen sogar eine Rendite von 3,5 Prozent", sagt Bauer sichtlich stolz, wenngleich sich der Geschäftsführer „noch mehr Exklusivität im Netz" wünscht. Allein ein Drittel der Vertriebspartner vertreten, historisch bedingt, auch noch die Marke Ford.

Zwar fehlt dem Vertrieb mit dem bereits eingestellten V 50 nun ein bei Gewerbekunden geschätzter Kombi für den Außendienst, doch mit der Entwicklung des neuen V 40 haben sich die Schweden ganz offensichtlich allergrößte Mühe gegeben.

Premiere für den Fußgängerairbag

Der Viertürer aus dem belgischen Werk in Gent verkörpert die bekannte Volvo-Tugend „Safety first" auf besondere Weise. Erstmals verfügt ein Fahrzeug nicht nur über Airbags für die Insassen, sondern auch für Fußgänger. Bei einem Zusammenprall entfaltet sich oberhalb der Motorhaube ein Luftsack, um die Unfallfolgen für Passanten zu lindern.

So weit sollte es eigentlich gar nicht kommen, denn zuvor werden Fußgänger und andere Hindernisse mittels Sensor bereits erfasst und der Wagen leitet bei Geschwindigkeiten bis 50 km/h automatisch eine Notbremsung bis zum Stillstand ein. Beim rückwärts Ausparken erkennt das Fahrzeug auch den heran nahenden Querverkehr und warnt den Fahrer.

Diesel mit 3,6 Liter Normverbrauchswert

Neben der Sicherheit zählt längst auch der günstige Verbrauch zu den Merkmalen der Marke. Die sparsamen Vierzylinder-Diesel aus der Kooperation der ehemaligen Mutter Ford mit dem französischen PSA-Konzern und die eigenen Fünfzylinder-Diesel erreichen einen Verkaufsanteil von satten 93 Prozent. So richtet sich auch das Hauptaugenmark bei der Einführung des V 40 auf die drei Selbstzünder mit 84 kW/115 PS, 110 kW/150 PS und 130 kW/177 PS, wobei der Einstiegsmotor mit einem Normwert von 3,6 Litern glänzt.

Mit finanzieller Hilfe des neuen Eigentümers, dem chinesischen Autobauer Geely, entwickeln die Schweden gerade eine neue Vierzylinder-Generation, die noch sparsamer sein und dabei auch den Premiumansprüchen der Kundschaft genügen soll. Nach dem Acht- wird es dann auch keinen Sechs- und Fünfzylinderantrieb mehr geben.

Die Preise für den neuen V 40, der auf ersten Testkilometern einen ausgesprochen soliden und durchdachten Eindruck hinterließ, reichen von 24.680 bis 34.880 Euro.

Bernd Nusser