Die bayerische Arbeitsministerin Haderthauer kritisiert den Quelle-Insolvenzverwalter scharf. Derweil bereitet sich die Arbeitsagentur auf die Entlassungen beim insolventen Versender vor.

Der Politik sei ein Fortführungskonzept für Quelle vorgestellt worden, das bis März 2010 hätte tragen sollen, sagte Christine Haderthauer am Mittwoch in Nürnberg. "Dass dieses Konzept nicht einmal einen Monat getragen hat, das wirft Fragen auf." Die Suche nach Investoren sei nicht transparent gewesen, klagt die CSU-Politikerin.

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte das Aus für das Versandhaus mit Sitz in Fürth damit begründet, dass kein Investor gefunden worden sei. Görg ist Insolvenzverwalter des Arcandor-Konzerns zu dem Quelle gehört.

Strukturprogram für die Region

Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon hat unterdessen ein Strukturprogramme für die Region Nürnberg/Fürth angekündigt. Die Gespräche über mögliche Hilfen liefen bereits, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch im "ZDF".

Nürnberg/Fürth hat in den vergangenen Jahren bereits tausende Jobs durch die Insolvenzen der Traditionsunternehmen AEG und Grundig verloren.

Arbeitsagentur stellt Mitarbeiter für Quelle ab

Die Bundesagentur für Arbeit rechnet mit etwa 4.000 arbeitslosen Quelle-Beschäftigten zum 1. November. Dies sagte der Chef der bayerischen Regionaldirektion, Rainer Bomba, am Mittwoch in Nürnberg.

Die genaue Zahl sei weiterhin nicht klar. Die Behörde habe einen Notfallplan aufgestellt und stelle bis zu 100 Mitarbeiter nur für Quelle ab. Direkt bei dem Unternehmen soll eine Außenstelle für die Betroffenen eingerichtet werden. "Sie sollen nicht in langen Schlangen beim Arbeitsamt stehen müssen", kündigte Bomba an.

Er äußerte die Hoffnung, dass ein Teil der Betroffenen relativ schnell in neue Jobs vermittelt werden könne. In der Region gebe es 10.000 offene Stellen.

Kein Schaden für den Steuerzahler

Fahrenschon verteidigte trotz der Insolvenz von Quelle den Massekredit für das Unternehmen in Höhe von fünfzig Millionen Euro. Der Betrag sei ausreichend gesichert, somit werde dem Steuerzahler kein Schaden entstehen.

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) setzt bei den Hilfen vor allem auf die Qualifizierung und Vermittlung der Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz bei Quelle verlieren.

Kritik an zu Guttenberg und Seehofer

Auch der Landesvorsitzende der Bayern-SPD, Florian Pronold, verteidigte die staatlichen Hilfen für Quelle (Fürth). Kritik übte Pronold dagegen an Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Er habe von einer geordneten Insolvenz gesprochen und damit das Sterbeglöckchen für das Traditionsunternehmen geläutet.

Dadurch sei das Vertrauen der Kunden erschüttert worden, erklärte Pronold ebenfalls im "ZDF-Morgenmagazin". Noch mehr habe ihn gestört, dass sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mit dem Katalog in der Hand als Retter aufgespielt habe.

Starker Kundenverlust

Ausschlaggebend für das Aus von Quelle waren laut Görg die gescheiterten Verhandlungen über die Finanzierung des Versandgeschäfts, das sogenannte Factoring. Dabei werden die Kundenforderungen von der Hausbank vorfinanziert. Außerdem habe Quelle einen starken Kundenverlust verzeichnet.

"Was wir am wenigsten erwartet hatten, war der kontinuierlich sinkende Umsatz", sagte der Insolvenzverwalter.