"Respekt wer es selber macht" - die Botschaft aus dem Werbespot haben wohl die meisten im Ohr, wenn sie an Baumärkte denken. Renovieren, Sanieren oder Gärtnern - die DIY-Industrie ist ein Milliardenmarkt. Wie präsentieren sich die Baumärkte aus Deutschland eigentlich im Internet? Etailment hat sich einmal die großen Player angesehen.Im ersten Quartal des Jahres konnte der Baumarkthandel in Deutschland einen Bruttoumsatz von 3,84 Milliarden Euro erreichen. Die bedeutete einen leichten Umsatzrückgang von 0,7 Prozent, wie der Branchenverband BHB in einer Pressemitteilung verkündete. Mit anderen Worten: Es wird weiter geschraubt, gesägt und gemäht, trotz eines doch eher kühlen Frühlings. Und Werkzeuge und Material können die Kunden schon lang im Netz kaufen. Wir haben uns mal ein paar Player angesehen.
OBI
Obi gehört zu den Top 3 unter den Baumarktketten des Landes. Das Unternehmen präsentiert auf seiner responsiven Webseite die Hauptsortimente und bietet auch gleich den nächstgelegenen Baumarkt über die automatische Standortermittlung an. Die Filialsuche ist prominent untergebracht. Im Shop kann der Kunde aus allen wichtigen Bezahlarten wählen (Vorkasse, Rechnung, Kreditkarte, Paypal und Ratenzahlung). Die Artikel werden nach Hause geliefert oder können im Markt reserviert werden. Welcher Weg für den Artikel genutzt werden kann, ist bereits in der Vorschau zu erkennen. Auf den Detailseiten wird auch die verfügbare Anzahl in der gewählten Niederlassung dargestellt. Zusätzlich werden eine Reihe von Apps angeboten.

Bauhaus
Auch Bauhaus zählt zu den ganz Großen der Branche. Die Website ist ebenfalls responsiv, stellt aber die Produkte und Angebote klar in den Fokus. Ergänzende Inhalte zur Kundenberatung sind in einer eigenen Rubrik zusammengefasst. Der aktuelle Standort wird nicht automatisch ausgewertet, die Filialsuche aus meiner Sicht nicht sofort als solche zu erkennen. Bezahlt werden kann im Shop mit Kreditkarte, per Rechnung oder Paypal, Vorauskasse, Lastschrift und Sofortüberweisungen. Auch bei Bauhaus kann der Kunde bereits in einer Artikelübersicht erkennen, ob das Produkt nur online bestellt oder auch vor Ort reservierbar ist. Dazu muss aber erst die gewünschte Filiale angegeben werden. Ergänzt wird das Onlineangebot ebenfalls mit einigen Apps.

Toom
Das responsive Angebot von Toom geht einen leicht anderen Weg als die Mitbewerber. Hier steht der Bezug zum lokalen Markt stärker im Fokus. Ganz charmant ist beispielsweise das "Heimwerker-Wetter", das letztlich nur die Vorhersage der aktuellen Region ist. Termine und Aktionen des lokalen Marktes werden entweder über die eigene Rubrik angezeigt, aber auch bereits auf der Homepage eingestreut. Bestellt werden kann bei Toom online nichts, auch eine Reservierung vor Ort ist nicht vorgesehen. Die Homepage ist also nicht mehr als ein Schaufenster, das auch nur ein sehr eingeschränktes Sortiment darstellt.
Hornbach
Hornbach ermittelt ebenfalls automatisch den Standort seines Nutzers. Die Website ist zwar nicht responsiv, es gibt aber eine mobil optimierte Variante. Die Startseite gliedert sich im Zugang zu den Sortimenten, Aktionsartikeln und dem Hornbach Projekthaus. Darüber werden verschiedene Ratgeber und Anleitungen zugänglich. Auf den Artikelseiten kann der Kunde mit einem Blick erkennen, ob das Produkt online bestellt werden kann. Außerdem ist die Reservierung und Abholung in der Filiale vorgesehen. Bei ausgewählten (Groß-) Artikeln ist sogar die Reservierung in einem Zeitfenster von zwei Stunden möglich. Eine Besonderheit auch bei der Bezahlung im Shop. Als zusätzlichen Weg bietet das Unternehmen die Begleichung der Rechnung an der Kasse vor Ort an. Danach wird der Versand gestartet.

Hagebau
Der Baumarkt begrüßt den Besucher mit Aktionen und Themenwelten. Die Filialsuche ist wie bei den Mitbewerben prominent untergebracht. In den Artikelübersichten ist rasch zu erkennen, ob das Produkt bestellt werden kann. Eine Reservierung im Markt ist nicht möglich, dafür aber die Lieferung an eine Filiale. Außerdem bietet Hagebau eine Lieferung im 24-Stunden-Service an. Hier macht sich das Joint Venture mit der Otto-Gruppe bemerkbar. Die Gestaltung der Produktseiten ist sehr luftig, nach meinem Geschmack schon fast zu modern mit der großen Typographie. Auch bei den Bezahlverfahren kann Hagebau aus dem Vollen schöpfen. Neben Kreditkarte, Vorkasse und Rechnung sind auch Ratenzahlung und Zahlpausen, wie von Otto gewohnt, möglich.

Globus
Nach Auswertung des Portals Statista hat das Unternehmen im Jahr 2014 etwa die Hälfte des Umsatzes von Obi erwirtschaftet, zählt also zu den kleineren Marktteilnehmern. Auf der Homepage finden sich die gleichen Standards wie bei den größeren Unternehmen. Eine herausgestellte Filialsuche zum Beispiel. Der Kunde befindet sich stets im Online-Shop. Die Artikel können also immer direkt in den Warenkorb gelegt werden. Offenbar hat Globus seine Warenwirtschaft im Griff, denn die Produkte können auch für die Abholung im Markt hinterlegt werden. Dabei wird auch ein Zeitfenster mitgeteilt, in meinem konkreten Fall waren dies allerdings stets vier Stunden. Bei den Bezahlverfahren sind neben Kreditkarte, Paypal, Sofortüberweisung und Vorauskassen, auch der Kauf auf Rechnung und das eher selten anzutreffende Masterpass-Verfahren im Angebot. Auch Finanzkauf ist mit Unterstützung einer Bank möglich. Für die mobilen Kunden wird eine Spezialversion der Homepage angeboten.
Hellweg
Beim Umsatz musste sich Hellweg im Jahr 2014 leicht Globus geschlagen geben. Die Kette ist stark in der Mitte und im Westen Deutschlands vertreten. Dafür im norddeutschen Raum so gut wie gar nicht. Der Online-Shop ist funktional, aber eher nüchtern gestaltet. Eine Reservierung von Produkten ist nicht möglich. Gegen Aufpreis wird bei vorrätigen Artikeln eine Expresslieferung angeboten. Bei den Bezahlverfahren deckt Hellweg die in Deutschland beliebtesten Verfahren wie Rechnung, Sofortüberweisung, PayPal, Kreditkarte sowie Vorkasse ab. Insgesamt der solide Auftritt eines Mittelständlers im Web.

Baumarkt-Direkt
Dies ist der Pure-Player des Joint Ventures zwischen Hagebau und der Otto-Gruppe. Als reiner Onlinemarkt gibt es hier keine weiteren Zusatzservices in Hinblick auf die Bestellung. Versendet wird mit der Hermes-Gruppe und es wir stets eine ungefähr Lieferzeit angegeben. Das Sortiment wird verhältnismäßig nüchtern präsentiert. Umfangreiche Anleitungen oder Videos, mit denen die Branchenriesen die Kunden umgarnen, sucht man hier vergeblich. Etwas störend aus meiner Sicht, sind die offensichtlich nur aus SEO-Gründen direkt auf der Startseite platzierten Erläuterungen, die keinen Mehrwert bieten. Bezahlt wird mit Paypal.

Fazit: Der Abstand zwischen den Branchenriesen und den eher regional tätigen und kleineren Ketten ist in Hinblick auf Service und Bezahlung deutlich geringer, als zuvor vermutet. In Sachen Gestaltung des Shops und der Warenpräsentation fallen erst die ganz kleinen hinter die Mitbewerber zurück.