Eurokrise hin oder her: Gut fünf Wochen vor Weihnachten herrscht vielerorts dichtes Gedränge in den Einkaufsstraßen. Auch die Online-Warenkörbe füllen sich.

Der Einzelhandel rechnet in den wichtigen Konsummonaten November und Dezember zwar mit einem etwas geringeren Umsatzplus als 2010. Gut 1,5 Prozent könnten aber noch drin sein, im vergangenen Jahr waren es drei Prozent. Vor allem Geschenke-Branchen wie Spielzeug, Unterhaltungselektronik oder Kosmetik zeigen sich optimistisch.

Der Hightech-Verband Bitkom rechnet sogar damit, dass das diesjährige Weihnachtsgeschäft mindestens so gut läuft wie im Vorjahr. "Die europäische Schuldenkrise hat bisher nicht auf die Kauflaune der Verbraucher in Deutschland durchgeschlagen", betont Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Ähnlich schätzt auch der Handelsverband HDE die derzeitige Situation ein. Die stabile Lage auf dem Arbeitsmarkt und die gute Einkommensentwicklung wirkten sich positiv aus, heißt es. 78 Milliarden Euro Weihnachtsumsatz könnten erzielt werden.

Spielwaren- und Parfümeriehändler zuversichtlich

Besonders zuversichtlich geben sich die Spielwarenhändler. "Wenn sich der positive Trend der ersten drei Quartale fortsetzt, könnten wir ein Gesamtplus von zwei bis drei Prozent landen", betont Verbandsgeschäftsführer Willy Fischel.

Die deutsche Spielwarenbranche rechnet mit einem guten Weihnachtsgeschäft und erwartet 2011 einen Rekordumsatz. Bis zum Jahresende könnten die Erlöse zu Einzelhandelspreisen um gut drei Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro steigen, sagten zuletzt der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) und der Deutsche Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI).

Auch die Erwartungen der Parfümeriehändler liegen über denen des Einzelhandels insgesamt. "Bei Düften und Kosmetik gönnen sich die Deutschen gerne etwas, besonders zu Weihnachten", sagt Verbandsgeschäftsführer Elmar Keldenich.

Deutschland sei eine Insel der Glückseligen. Im Trend lägen Geschenke-Sets und die Duft-Klassiker. Im vergangenen Jahr setzten die rund 2.600 Geschäfte und Verkaufsstellen 2,68 Milliarden Euro um. Für das zweite Halbjahr rechne die Branche mit einem Plus zwischen 2 bis 3 Prozent. Weihnachten sei da mit einem Umsatzanteil von bis zu 30 Prozent besonders wichtig.

Textilhändler hoffen auf kühles Wetter

Die rund 28.000 Textil- und Modegeschäfte hoffen indes auf kühlere Temperaturen. "Witterungsbedingt liegen schwierige Monate hinter uns", berichtet Verbandsgeschäftsführer Siegfried Jacobs. Das habe mit der europäischen Schuldenkrise nichts zu tun: "Es herrschte oft das falsche Wetter zum falschen Verkaufszeitpunkt."

Auch das Weihnachtsgeschäft hänge sehr vom Wetter ab. Dennoch könnten zwei Prozentpunkte über dem Vorjahr durchaus möglich sein. Angesichts der hohen Lagerbestände könnten sich die Kunden über Rabatte freuen. Jacobs rief die Unternehmen allerdings auf, den Rotstift nur vorsichtig anzusetzen.

Lebkuchen und Spekulatius gingen bislang nur zögerlich über den Ladentisch. Das Geschäft war im kalten September gut gestartet, doch im Oktober war es einfach zwei Wochen lang zu warm, berichtet der Vorstandsvorsitzende von Sweets Global Network, Hans Strohmaier. Mit Nikoläusen und Weihnachtsmännern würden sich die Verbraucher ohnehin erst kurz vor dem Nikolaustag eindecken.

Onlinehandel boomt weiter

Auf das passende Wetter setzen auch die Händler auf den rund 2.500 Weihnachtsmärkten. "Nicht zu kalt und trocken ist ideal", sagt Hans-Peter Arens vom Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Das letzte Jahr sei durch Terrorwarnung und Winterchaos im Dezember "verhagelt" worden.

Ziemlich wetterunabhängig ist der Onlinehandel: Im E-Commerce wird in diesem Jahr zu Weihnachten mit einem Umsatzplus von 17 Prozent und damit gut 4,2 Milliarden Euro gerechnet. Von Krise sei nichts zu spüren.

"Ein Großteil der Händler steht dem diesjährigen Weihnachtsgeschäft sehr positiv gegenüber", betont der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Versandhandels, Christoph Wenk-Fischer.

Maren Martell, dpa

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