In der Weihnachtszeit trifft maximale Einkaufslaune bei vielen Onlinekunden auf einen gewissen Stressfaktor. Sollten Händler in dieser Zeit mit besonders viel Traffic auf allen Kanälen experimentieren, mit welchen Maßnahmen die Conversion-Rates optimiert werden können? Oder lässt man besser die Finger davon – auch weil die Ergebnisse möglicherweise weniger aussagekräftig für umsatzschwache Zeiträume sind? Kasthuri Gnaneshwaran von AB Tasty erklärt in einem Gastbeitrag, welche Maßnahmen Händler gerade in frequenzstarken Zeiten mit geeigneten A/B-Test prüfen sollten.
Basierend auf der Erfahrung mit Tausenden Tests, die unsere Kunden in der Weihnachtszeit jedes Jahr durchführen, muss die Empfehlung lauten: Onlinehändler sollten gerade während des Ausnahmezustands ganz gezielt Maßnahmen testen, mit denen sie den Kunden entgegenkommen können.

1. Schnelle und effektive Suchfunktionen anbieten
Diese erste Empfehlung besteht aus zwei unterschiedlichen Tests. Beide haben das Ziel, dass Besucher schneller zu den Produkten gelangen, für die sie sich interessieren. Der erste Test bezieht sich ausschließlich auf die mobile Version einer Webseite. Händler könnten ausprobieren, ob eine sofort auf der Startseite sichtbare Suchleiste zu besseren Ergebnissen führt.Viele mobile Shopping-Seiten verzichten aus Platzmangel auf eine unmittelbar zugängliche Suchleiste. Bei vielen unserer Kunden hat sich jedoch gezeigt, dass die Conversion-Rate dadurch deutlich gesteigert werden kann. Beispielsweise führte bei Calvin Klein Hong Kong eine fest installierte Suchfunktion im A/B-Test zu 267% mehr Klicks auf die Suchfunktion und zu 19% mehr Zugriffen auf die Suchergebnis-Seite. Bei Seafolly, einer australischen Marke für Bademode, führte ein vergleichbarer Test direkt zu 13% mehr Umsatz.
Die zweite Maßnahme hat auch mit der Suchfunktion zu tun, verfolgt aber einen ganz anderen Ansatz. Hier geht es darum auszuprobieren, diejenigen Produkte oder Produktkategorien direkt in der Hauptnavigation anzuzeigen, nach denen Besucher besonders in der Weihnachtszeit am häufigsten suchen.
Meist können so die User Experience und gleichzeitig die Conversion-Rate optimiert werden, da die Mehrheit der Besucher mit weniger Klicks ans Ziel kommt.
2. Bundles und Cross-Selling
Ein etablierter Weg zu mehr Umsatz ist der Versuch, die Warenkorbgröße der Kunden zu steigern – z.B. durch Cross-Selling. Im Weihnachtsgeschäft bieten sich dafür besonders gute Gelegenheiten, denn in dieser Zeit suchen die Menschen nicht nur nach einem Geschenk, sondern wollen häufig mehrere Artikel als Paket zusammenstellen.Händler könnten also ausprobieren, die Vorschläge für zum gewählten Artikel passende Produkte besser sichtbar zu platzieren. Der britische Händler Gin Kiosk hat genau das getan und die entsprechende Empfehlungsleiste weiter oben auf der Seite platziert. Ergebnis: Eine Erhöhung von 30% bei den Online-Transaktionen und eine Umsatzsteigerung von 27%.

3. Saisonale Angebote: Pop-up mit Gratisversand
Punkt drei ist vergleichsweise simpel: Onlinehändler könnten ausprobieren, ob in Zeiten, in denen sie besonders viel Traffic auf ihren Kanälen haben, ein Pop-up mit dem Hinweis auf kostenlosen Versand wirkungsvoll sein könnte.Je nach Produktkategorie muss das auch nicht in der Weihnachtszeit sein: Die französische Unterwäschemarke Le Slip Français fand mit genau diesem A/B-Test heraus, dass ein entsprechendes Pop-up, das kurz vor dem Verlassen der Seite erschien, in der Zeit vor dem Valentinstag (Hochsaison für diese Marke) den Umsatz um 22% steigern konnte.

4. Gamification-Elemente
Zu guter Letzt können Händler außerdem den beliebten Gamification-Ansatz verfolgen und in einer besonders geschäftigen Zeit zusätzliche Kaufanreize setzen.Ein sehr erfolgreiches Beispiel: Clarins, eine der führenden internationalen Kosmetikmarken, startete anlässlich des Singles Day ein Spiel im Stil eines Glücksrads: Allen Besuchern, die auf der Desktop- oder Mobil-Website der Marke unterwegs waren, wurde ein Pop-up-Fenster mit der Aufforderung angezeigt, das Rad zu drehen.
Die Besucher wurden dann mit einem der sechs Sonderangebote belohnt, das beim Zahlungsvorgang automatisch über einen Promo-Code ihrem Warenkorb hinzugefügt wurde. Das Ergebnis: beeindruckende Umsatzsteigerungen – in einigen Märkten im mittleren dreistelligen Prozentbereich.
Fazit
Händler sollten mutig sein und auch ungewöhnliche Ideen bzw. solche, bei denen es auf den ersten Blick nicht naheliegend erscheint, dass sie erfolgreich sein werden, testen.In besonderen Zeiten wie dem Weihnachtsgeschäft und bei anderen saisonalen Höhepunkten können sie durch geschicktes Experimentieren besonders viel lernen. Und häufig lassen sich diese Erkenntnisse dann auch auf das restliche Jahr übertragen.