Bei der Verlagsgruppe Weltbild stagniert der Umsatz. Notwendige Investitionen, etwa in eBooks, IT sowie der Filialumbau wirken sich aufs Ergebnis aus, das den Angaben zufolge jedoch noch positiv ist.
Wie das Geschäftsergebnis genau aussieht, verrät das Buch- und Medienhandelsunternehmen auch auf Nachfrage nicht; es sei "eine kleine schwarze Zahl", heißt es. Vor allem Investitionen in die neue Technologie eBook, IT sowie der Filialumbau belasten das Ergebnis.
Im aktuellen Geschäftsjahr steht zudem eine Änderung der Gesellschafter-Struktur der Verlagsgruppe an: Die katholischen Eigentümer hatten im Juni 2012 erklärt, ihre Anteile an Weltbild in eine noch zu gründende Stiftung einzubringen.
Eigentlich hatte die Deutsche Bischofskonferenz Ende 2011 beschlossen, das Unternehmen zu verkaufen, weil der Weltbild-Verlag zu viele Titel aus eher kirchenfernen Themenkreisen wie Erotik und Esoterik führe. Nun bleibt die Verlagsgruppe Weltbild weiterhin als GmbH bestehen und hat dann künftig mit der Stiftung nur noch einen Gesellschafter, heißt es.
40 Prozent Internetanteil
Das Handelsunternehmen sieht sich angesichts der "digitalen Revolution" in den Medien- und Handelsmärkten mit seinem Multichannel-Geschäftsmodell gut aufgestellt: Internethandel und Mobile-Commerce, Katalog- und Stationärhandel seien eng verzahnt."Wir haben den Klimawandel im europäischen Buchmarkt vorhergesehen und unsere Hausaufgaben frühzeitig gemacht. So stehen wir heute an der Spitze des Wandels zu Multichannel und eBook", ist Carel Halff, Vorsitzender der Weltbild-Geschäftsführung, überzeugt.
Weltbild liege mit einem Internetanteil von 40 Prozent weit über dem Schnitt der Buchbranche. Als Onlinehändler sei Weltbild nach aktuellen GfK-Zahlen mit eBay und Amazon einer der Top 3 Anbieter im deutschen Onlinehandel.
eBooks als ein Investitionsschwerpunkt
Das eBook-Geschäft wachse deutlich schneller als noch vor einem Jahr erwartet. "Noch liest die Mehrheit der Deutschen gedruckte Bücher, doch eBooks legen rasant zu“, beobachtet Halff. "Schon heute erwirtschaften wir deutlich mehr als zehn Prozent unseres Online-Buchumsatzes über eBooks, Tendenz steigend."Der hauseigene eBook Reader 3.0, den die Kunden im Berichtsjahr den Angaben zufolge in hoher sechsstelliger Anzahl gekauft haben, treibe den Absatz von digitalem Lesestoff stark nach oben. Zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2012 plant Weltbild die Einführung eines neuen eBook-Readers.
Neue Formate im stationären Buchhandel
Mit Standortverlagerungen und Umbauten sowie Filialverkleinerungen und -schließungen habe das Unternehmen auf die sinkende Nachfrage im stationären Buchhandel geantwortet. "Dieser Prozess ist weitestgehend abgeschlossen", verspricht Halff. "Langfristig wird sich das Filialnetz bei einem Niveau von etwa 400 Läden einpendeln."Zugleich seien weiterentwickelte Angebotsformate für das Buch in Innenstädten erfolgreich getestet worden. Neben den großen Flaggschiffen funktionieren demnach auch die verkleinerten Buchhandlungen gut.
"Hugendubel erzielt zum Beispiel auf den neugestalteten, auf 500 Quadratmeter reduzierten Flächen in Regensburg und den Pasing Arcaden in München nahezu den gleichen Umsatz wie früher auf 1.500 Quadratmetern am selben Standort", berichtet der Weltbild-Chef. In Kürze will Hugendubel mit dem neuen Konzept Buchhandlungen in Mainz und Berlin-Neukölln eröffnen.
Umbau Multichannel
Darüber hinaus baue das Unternehmen das komplette Filialnetz "konsequent in Richtung Multichannel um" und vernetze es eng mit dem Internet-, Katalog- und Mobilhandel."Der Kunde denkt in Marken, nicht in Vertriebskanälen", so Halff. "Er erwartet ganz selbstverständlich, dass er uns überall erreicht: in der Stadt, im Internet und auf dem Smartphone." Die Marke Weltbild habe bereits 100 Filialen in das neue rot-weiße Multichannelkonzept umgebaut.
Die Buchhandels-Discounttochter Jokers verdoppelte den Angaben zufolge im Berichtsjahr die Zahl seiner Buchläden von 15 auf 30. Die Marke werde ebenfalls konsequent auf Multichannel ausgerichtet und feiert in diesem Jahr mit einer groß angelegten Marketingaktion das 10-jährige Bestehen der Filialen.
450 neue Arbeitsplätze geschaffen
Die Verlagsgruppe Weltbild / DBH beschäftigt eigenen Angaben zufolge insgesamt 6.800 Mitarbeiter, davon 2.300 in Augsburg und 3.500 in den Filialen. Demnach wurden in Augsburg 450 neue Stellen vor allem in den Bereichen eBook, IT, Logistik und Organisationsentwicklung geschaffen; daneben hätten mehr als 200 bisherige Leiharbeitnehmer feste Verträge erhalten.Der Umbau des Unternehmens Richtung Digitalisierung und Multichannel wird weiter gehen, prognostiziert Halff. Dazu zähle insbesondere die komplette Erneuerung der IT-Landschaft.
Hohe Millioneninvestitionen sollen zudem in die Multichannel-Umbauten der Filialen und den Bau eines vollautomatischen Kistenlagers im Versand fließen. Im Mobile-Commerce und im eBook-Segment erwartet das Unternehmen hohe Wachstumsraten.