Die Sparkassen rüsten sämtliche Girocards (ehemals EC-Karten) mit der NFC-Technik für kontaktloses Bezahlen aus. Ab 2012 sind Pilotprojekte geplant, unter anderem mit Edeka. Der Handel sprach mit dem zuständigen Experten des DSGV.

Die Sparkassen wollen künftig sämtliche EC-Karten (Girocard) mit der NFC-Technologie ausrüsten. Wie aber wollen Sie das kontaktlose Bezahlen für den Einzelhandel attraktiv machen?
Für den Einzelhandel ist das kontaktlose Bezahlen mit der Karte interessant, weil es schnell und für den Kunden bequem ist. Insbesondere im Kleinbetragsbereich bis 20 Euro und bei hoher Kundenfrequenz ist die NFC-Technik allen anderen Zahlmethoden überlegen. Bislang gab es jedoch ein "Henne-Ei-Problem": Ohne NFC-Karten keine Lesegeräte, ohne Lesegeräte keine Karten. Die Sparkassen gehen hier voran und beginnen in diesem Sommer, ihre 45 Millionen EC-Karten nach und nach mit der NFC-Technik auszustatten - rund die Hälfte aller deutschen Bankkarten.
Wie sieht es mit den Kosten für den Handel aus?
Die deutsche Kreditwirtschaft hat beim Bundeskartellamt ein Gebührenmodell für die kontaktlose Zahlung von Kleinbeträgen angemeldet, das einen fixen Cent-Betrag pro Transaktion vorsieht. Die Gebühr für dieses zusätzliche Bezahlverfahren ist nach drei unterschiedlichen Bonhöhen gestaffelt und so niedrig angesetzt, dass die Akzeptanz für Händler sehr interessant ist. Das zeigen uns auch erste Reaktionen aus dem Handel. Lebensmittelhändler, Discounter, Drogerieketten und Tankstellen zeigen Interesse. Wir starten Anfang 2012 in der Modellregion Braunschweig, Wolfsburg und Hannover - unter anderem gemeinsam mit der Edeka - einen breit angelegten Pilotprojekt mit rund 900.000 Karten.
Zahlt der Kunde in Zukunft nicht eher mit dem Handy per PayPal, Google oder Facebook als mit der kontaktlosen Geldkarte?
Geschwindigkeitsvorteile und die einfache Handhabung der Karte führen dazu, dass die Karte insbesondere bei Händlern das bevorzugte Zahlungsinstrument bleibt. Mit der SparkassenCard kontaktlos etablieren wir ein NFC-Verfahren, das künftig auch das Zahlen mit mobilen Endgeräten im Laden und im Internet unterstützt. Die Sparkassen werden ab 2012 auch eine Android-App für die mobile Zahlungsakzeptanz anbieten. Google, Apple, Facebook & Co. sind an der Abwicklung der Zahlungen selbst gar nicht interessiert, sondern nur an den Services drum herum. Die Hoheit über den Zahlungsverkehr wird auch in Zukunft bei den Sparkassen und Banken verbleiben.
Interview: Hanno Bender
Dieses Interview ist in der Juni-Ausgabe von Der Handel erschienen. Ein kostenfreies Probeexemplar erhalten Sie hier.