Das Hertie-Durcheinander ist perfekt: Während der Insolvenzverwalter Rettung in Aussicht stellt, ist der Eigentümer verwirrt.

Der britische Hertie-Besitzer hat der Hoffnung auf einen Einstieg der Handelsexperten bei der insolventen Warenhauskette einen Dämpfer verpasst. Der Eigentümer, der über Tochterfirmen auch Herties Vermieter ist, sei verwirrt über die Absichtserklärung, die Umsatzzahlen und die präsentierte Investorengruppe, sagte ein Sprecher des britischen Haupteigentümers von Hertie in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag in London.

Die vorlegte Absichtserklärung für die Übernahme von Hertie gelte bis kommenden Sonntag, sagte der Sprecher des britisch-niederländischen Firmengeflechts Dawnay Day Mercatoria Acquisitions BV (DDMABV). "Am Montag hat sich die Hoffnung in Luft aufgelöst."

"Der Umsatz ist ein Alptraum"

Der Sprecher ist nach eigenen Angaben "verwirrt" über die neue Offerte. In der Erklärung wird dem Eigentümer, der stärker an Herties Immobilien als an Herties operativem Geschäft interessiert ist, angeboten, die Mieten auf 3,5 Prozent des Umsatz zu senken. "Der Umsatz ist ein Alptraum. 3,5 Prozent vom Umsatz; von einer Sache, die ich nicht wirklich verstehe. Wie können sie erwarten, dass ich - oder jeder andere in so einer Situation - dem zustimme?"

Der Besitzer bezweifelt nach Aussagen seines Sprechers zudem die Kreditwürdigkeit der deutschen und internationalen Investoren. "Wir wissen nicht, wer die Leute sind. Wir haben keinen Geschäftsplan gesehen. Können die uns überhaupt Miete zahlen?" Hertie und deren Untervermieter haben seit Herties Insolvenzbeginn vor neun Monaten keine Miete gezahlt. "Es ist keine wirkliche Kaufabsichtserklärung."

Erklärung nicht von allen unterzeichnet

Der DDMABV-Sprecher, der wegen der laufenden Verhandlungen nicht genannt werden möchte, habe bislang nur einen Vertreter von Rolf Schuchardt, dem Stuttgarter Sprecher der Investorengruppe, bei Gesprächen in London getroffen. Schuchardt selbst habe die Erklärung nicht unterzeichnet, sagte der DDMABV-Sprecher. "Es sieht für mich so aus, als ob er auf der Verkäuferseite anstelle der Investorenseite steht."

Die Erklärung sei von drei Investoren unterzeichnet worden, darunter Mark Rahman, der am 12. Januar 2007 zum Geschäftsführer von Hertie bestellt wurde. Das erledigte noch die mittlerweile insolvente britische Investorengruppe Dawnay Day. Der Sprecher von DDMABV, eine von etlichen Auffanggesellschaften von Dawnay Day, telefoniere häufig mit Rahman. Er sei derzeit aus familiären Gründen in Chicago.

Langwieriger Räumungsprozess

Der Besitzer setze daher auf den "langwierigen" Räumungsprozess, der durch die Insolvenzeröffnung in Gang gesetzt worden sei. "Wir hätten schon längst vor Gericht ziehen können, um die Rettungsversuche des Insolvenzverwalters zu stoppen, haben aber immer Hoffnung gehabt, dass es mit dem Unternehmen irgendwann weitergeht."