Exklusiv: Yapital-Geschäftsführer Nils Winkler berichtet im Interview mit Der Handel erstmals über das Vorhaben der Otto Group, ein kanalüber­greifendes Zahlungsverfahren zu etablieren.

Im März dieses Jahres enthüllte das Wirtschaftsmagazin Der Handel die Pläne der Otto Group, PayPal mit dem Projekt Yapital Konkurrenz zu machen. Inzwischen arbeiten rund 80 Mitarbeiter für die Yapital GmbH, im ersten Halbjahr 2013 soll das Multichannel-Bezahlverfahren "aus dem Handel für den Handel" an den Start gehen. Im Gespräch mit Der Handel stellt Yapital-Geschäftsführer Nils Winkler das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vor:
 
Praktisch wöchentlich werden derzeit neue mobile Bezahlverfahren angekündigt. Was ist das Besondere an Yapital?

Wir sind keine mobile Payment-Lösung. Yapital ist der neue Weg, im Multichannel-Einzelhandel bargeldlos zu bezahlen. Das funktioniert folglich stationär ebenso wie mobil oder online. Und das aus einem Guss. Wann der Kunde wo und wie einkauft, soll er gern weiterhin selbst entscheiden.

Und wie soll dieses Verfahren konkret aussehen?
Wir bieten erstmals ein kanalübergreifendes E-Payment, mit größter Flexibilität. Dazu arbeiten wir mit allen im Markt üblich Varianten: NFC, QR-Code, Karte, Username und Password. Dabei erfinden wir das Rad nicht neu, sondern fügen Bewährtes auf innovative Weise und mit dem Kunden im Blick neu zusammen. So muss sich der Kunde beispielsweise nur einmal online oder über sein Handy anmelden und genießt dann die Vorzüge von Yapital.

Anmelden für ein Konto bei einer luxemburgischen Bank?
Nicht wirklich. Yapital unterliegt aber tatsächlich der Regulierung in Luxemburg. Der Kunde registriert sich bei Yapital – das geht sehr schnell und einfach per Smartphone oder Web Browser – und kann sofort loslegen.

Was unterscheidet Yapital dann von PayPal?
Wir sind kein Online-Zahldienst, sondern ein Multichannel-Bezahlverfahren und bedienen alles aus einer technischen Umgebung heraus. Darüber hinaus gliedern wir uns sehr partnerschaftlich in die Wertschöpfungskette ein. Wir kommen aus dem Handel und kennen die branchenüblichen Margen. Entsprechend werden wir uns bei den Gebühren aufstellen – auch das unterscheidet uns von Wettbewerbern, die Margen im zweistelligen Prozentbereich gewohnt sind. Die gesammelten
Daten unterliegen bei uns ausnahmslos europäischem Recht, das ist unserer Erfahrung nach insbesondere Handelsunternehmen wichtig. Wir respektieren die Geschäftsbeziehung zwischen Händler und Konsumenten.

Wann soll es denn losgehen, und wer will Yapital einsetzen?
Foto: Stefan Malzkorn
Foto: Stefan Malzkorn
Wir starten im ersten Halbjahr 2013 mit einigen großen Namen aus der Otto Group wie Otto.de, SportScheck und Baur sowie einer Reihe von konzernfremden Unternehmen. Wir wollen vom Start weg eine gute Sichtbarkeit und Relevanz für den Konsumenten haben. Nach und nach werden sämtliche Unternehmen der Otto Group Yapital auf allen Kanälen akzep­tieren. Unser Ziel ist es darüber hinaus, aus allen Branchen, mit denen der Konsument in seinem Alltag in Berührung kommt, mindestens einen relevanten Partner zum Start im Portfolio zu haben.

Lassen Sie uns noch einmal über die Kosten für Händler sprechen. Sie bieten eine Yapital-Karte zusammen mit einem der beiden großen Kreditkarten­unternehmen an, das bedeutet doch hohe Gebühren?

Ganz klar nein. Die Karte ist ein Weg, mit Yapital zu bezahlen – auch und gerade bei Händlern, die uns noch nicht angeschlossen sind. Hier ändert sich faktisch nichts, da die Transaktionen über das etablierte Kartenverfahren laufen. Bei unseren Partnern können wir andere, attraktive Modelle realisieren. Preislich werden wir im Vergleich mit anderen E-Wallets und Kreditkarten ausgesprochen wettbewerbsfähig sein. Wie gesagt: Wir kennen die Margen im Einzelhandel und werden innerhalb von strategischen Partnerschaften mit anderen Handels­unternehmen sehr interessante Angebote machen können.

Eine strategische Partnerschaft sind Sie auch mit dem EC-Cash-Netzbetreiber easycash eingegangen. Wozu?

Wir wollen auch hier das Rad nicht neu erfinden und an etablierte Strukturen anknüpfen. Ich kann zu einzelnen Partnern aktuell nichts sagen, aber schon, dass wir mit vielen relevanten Playern in der Branche sehr intensiv im Gespräch sind. Wir arbeiten mit diesen Unternehmen zusammen, um attraktive Modelle für den Handel zu entwickeln.

Foto: Stefan Malzkorn
Foto: Stefan Malzkorn
Und wie wollen Sie die Verbraucher für Yapital begeistern?

Mit isolierten Produkten wie einer neuen Karte hat man es sicher schwer, und ein isoliertes mobile Wallet ist auch nicht besser. Man muss ein Lebensgefühl transportieren. Unsere Botschaft wird sich daher daran ausrichten, dass man schneller und einfacher bekommt, worauf man sich freut. Und dieser Ansatz wird von allen Yapital-Partnern, in der Otto Group und darüber hinaus, mitgetragen. Bei Otto steht über allem die Frage "Was hat der Kunde davon?". Denken Sie einfach mal an die vielen Möglichkeiten, um mit integriertem Multichannel-E-Payment für den Kunden Mehrwert zu schaffen. Wenn wir nur einen geringen Prozentsatz der Otto-Kunden für Yapital gewinnen können, dann wäre dies bereits eine beachtliche Nutzerzahl.

Woher kommt eigentlich der Name "Yapital"?
Von der pazifischen Insel Yap – rückwärts gelesen "Pay". Dort wurde früher mit Steingeld, dem Rai, gehandelt, praktisch eine der ersten virtuellen Währungen. "Yap" und "Kapital", ergeben "Yapital", der Name funktioniert sehr gut auch in anderen Ländern.

Sie wollen mit Yapital auch ­außerhalb Deutschlands aktiv werden?

Yapital ist ein europäisches ­Bezahlsystem. Wir starten so schnell wie möglich in den relevanten europäischen Märkten. Das geht natürlich dort schneller, wo die Otto Group schon vertreten ist – und in unserem Heimmarkt Luxemburg.

Interview: Hanno Bender

Dieser Artikel ist in der November-Ausgabe von Der Handel erschienen.
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