2020 war ein anstrengendes Jahr für die meisten Unternehmen. Während die einen zum Jahreswechsel im Krisenmodus verharren, können sich andere vor Arbeit kaum retten. Auch wenn die Zeiten unsicher sind - eine Expansion kann unter gewissen Voraussetzungen auch und gerade jetzt sinnvoll sein. Warum der richtige Mix an Zahlungsmethoden dabei erfolgsentscheidend ist, erläutert Mario Boehm, Partner & Alliances Manager DACH von GoCardless.

So unbeständig diese Zeiten sein mögen, so groß sind ihre Chancen: Die beschleunigte Digitalisierung und wegbrechende Einnahmen im stationären Handel durch Corona haben viele Händler motiviert, online neue Wege zu gehen.

Digitale Lösungen und Prozesse sind so weit, dass Geschäfte keine Grenzen kennen müssen - ob Sprache, Land oder Währung. Der Umsatz im E-Commerce stieg laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) schon im zweiten Quartal 2020 um 16,5 % auf 20,2 Milliarden Euro.
Investition statt Schockstarre: Wer sich in der Krise neu erfindet, kann gerade jetzt die Expansion aktiv vorantreiben.
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Investition statt Schockstarre: Wer sich in der Krise neu erfindet, kann gerade jetzt die Expansion aktiv vorantreiben.
Gleichzeitig gibt es einen besseren Zugang zu attraktiven Verkaufsflächen. Veränderte Mobilitätsgewohnheiten und Homeoffice lassen die Standortattraktivität von Klein- und Mittelstädten völlig neu bewerten.

Dies zeigt die EHI-Studie Expansionstrends 2020 im Handel. Große Player, die sich online bereits einen Namen im Ausland gemacht haben, werden solche Chancen nutzen.

Geschäftsmodelle auf dem Prüfstand

Nicht jeder erkennt neue Potenziale in der Krise. Vielleicht entlarven sich etablierte Angebote unter den neuen Voraussetzungen als Nullnummern. Das ist kein Grund zur Resignation. Gerade wenn eine Krise das Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellt, öffnet sich der Blick und wir fragen, wie sich Lücken in Zukunft besser schließen lassen.

Wo liegen die Stärken eines Unternehmens? Sprechen diese Stärken vielleicht neue Zielgruppen an? Gibt es alternative Dienste oder Produkte, die einen neuen Bedarf eventuell noch besser abdecken? Oder ist das Problem vielleicht einfach eine bisher nicht erkannte Sollbruchstelle in der Customer Experience?
Wer sich in der Krise neu erfindet, optimiert und auf Investition statt Schockstarre setzt, wird seine Expansion schon sehr bald aktiv vorantreiben können. Das kann heißen, dass Unternehmen über neue Vertriebswege verkaufen, in ein neues Land expandieren oder einen Markt komplett neu erfinden.

Wissen was potenzielle Kunden wollen

Es ist kein Geheimnis, dass Kundenzentrierung entscheidend für den Unternehmenserfolg ist. Viele Onlineshops arbeiten ständig daran, ihre Customer Experience zu optimieren und investieren viele Ressourcen, um Kunden auf ihre Seite zu locken und für das Angebot zu begeistern.

Um diese Kunden nicht gleich wieder zu verlieren, sondern sie zu binden, sollten Unternehmen an einen kritischen Punkt in der Customer Experience denken, den viele - vor allem internationale Organisationen - vergessen: den Check-out-Prozess.

Studienergebnisse und eine einfache Recherche zeigen, dass viele internationale Unternehmen hier eine Menge Potenzial verschenken.

Kaufabbrüche kurz vor Schluss? Eine knappe Auswahl an Bezahlverfahren ist oftmals eine Hürde.
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Mehr Zahlungsarten, mehr Umsatz

Kunden mögen die Lastschrift

Mehr als 12.000 Verbraucher wurden im Auftrag von GoCardless auf der ganzen Welt zu ihren Zahlungspräferenzen bei wiederkehrenden Zahlungen befragt - also Zahlungen für Streamingdienste, Software-as-a-Service, Versicherungen, Energiekosten oder Raten- bzw. Kredittilgungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Das Ergebnis: In fast allen Ländern ist das präferierte Zahlungsmittel die Lastschrift - in neun von zehn Märkten wünschen sich mindestens 30 Prozent der Verbraucher die Lastschrift für wiederkehrende Zahlungen.

Denkwürdigerweise bietet nur einer der 44 größten globalen B2C-Subscription-Anbieter die Lastschrift auf seiner Webseite als Zahlungsmittel an: Audible von Amazon - und zwar nur in Deutschland. Dabei bestätigen Umfragen, dass gescheiterte Kreditkartenzahlungen zu Kundenverlust führen.

Wenn Zahlungsmethoden zum Kundenverlust führen

Die Kreditkarte gehört vor allem bei internationalen Anbietern, etwa bei Streamingdiensten, zur präferierten Zahlungsmethode. Ihr Manko: Sie hat ein Ablaufdatum. Daten werden also ungültig, die Karte geht verloren oder wird geklaut und in der Folge gesperrt. Kontodaten bleiben hingegen über Jahrzehnte bestehen.
Zahlungsmix als Erfolgsfaktor: Bietet ein Onlineshop die bevorzugte Zahlungsmethode nicht an, brechen viele Kunden den Kaufvorgang noch kurz vor dem Abschluss ab.
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Zahlungsmix als Erfolgsfaktor: Bietet ein Onlineshop die bevorzugte Zahlungsmethode nicht an, brechen viele Kunden den Kaufvorgang noch kurz vor dem Abschluss ab.
In einer Forrester-Studie im Auftrag von GoCardless rund um das Thema Zahlungsausfälle unter 700 Entscheidungsträgern bestätigen die Befragten: In Deutschland führen fehlgeschlagene Zahlungen in durchschnittlich elf bis 15 % der Fälle zur Abwanderung des Kunden.

Kunden binden und für Liquidität sorgen

Ein Fünftel der Unternehmen sagt sogar, dass 20 % der fehlgeschlagenen Zahlungen zu Kundenabwanderung führen.

Gerade Unternehmen, die expandieren, sollten den Zahlungsprozess optimieren und an die Vorlieben ihrer Kunden anpassen. Damit binden sie von Anfang an Kunden langfristig und sorgen gleichzeitig für ihre Liquidität.

Wer Investitionen tätigt und sein Geschäft erweitert, braucht mehr noch als sonst einen guten Cashflow. Gerade in solchen Zeiten sollte er unbedingt vermeiden, seinem Geld hinterherzurennen.

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