Umsatz verdreifacht, Verlust mehr als verdoppelt: Der Mode- und Schuh-Onlinehändler Zalando musste im Bundesanzeiger die 2011er-Karten auf den Tisch legen. 

Mitte vergangenen Jahres zeigte sich die Zalando-Geschäftsführung demonstrativ zufrieden mit dem Jahr 2011: Der Schuh- und Mode-Onlinehändler schloss das Geschäftsjahr mit einem Nettoumsatz von rund 510 Millionen Euro ab und konnte seinen Umsatz im Vergleich zu 2010 damit mehr als verdreifachen, meldete Zalando damals.

Doch was Gewinne oder Verluste angeht, ist das junge Internetunternehmen nach wie vor äußerst zurückhaltend. Der soeben im Pflichtveröffentlichungsblatt Bundesanzeiger "zwangsweise" veröffentlichte Jahresabschluss 2011 bringt nun etwas Licht ins Bilanz-Dunkel. Und bestätigt das, was man schon ahnte: Der Umsatz steigt und steigt, die Verluste aber auch.

Und so betrug der Fehlbetrag 2011 knapp 60 Millionen Euro – das sind knapp 37 Millionen Euro mehr als 2010. Anders ausgedrückt ist das Minus 158,35 Prozent höher als im Jahr zuvor. Unter anderem ist die Retourenquote bei Zalando hoch: Während der Zalando-Geschäftsführer Rubin Ritter vergangenes Jahr einräumte, dass die Hälfte der von Zalando versendeten Waren zurück kommt, gehen Branchenexperten von weit höheren Rücksendequoten aus.

"Ziele konsequent fortgesetzt"

Aber das ist offenbar kein Problem für die Geldgeber - hinter Zalando stehen verschiedene so genannte Venture Capital-Geber. Die Vermutung liegt nahe, den Web-Moderiesen, der gut 4 Jahre nach seiner Gründung bereits rund 3 Milliarden Euro wert sein soll, an die Börse zu bringen und somit zu richtig viel Geld zu machen.

"Die Zalando-Gruppe hat die Umsetzung ihrer Ziele auch im Geschäftsjahr 2011 konsequent fortgesetzt", schreibt der Onlinehändler im Bundesanzeiger. "Durch die Erschließung neuer Märkte, Kategorien und Geschäftsmodelle konnte der Konzern seine Reichweite stetig erweitern und unmittelbar von neuen Geschäftschancen profitieren."

So sei das Produktsortiment auch im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich erweitert worden: Neben Schuhen, Bekleidung, Accessoires, Beauty-Produkten und Sportartikeln hat Zalando 2011 auch einen eigenen Premium-Shop mit exklusiven Designer-Marken eröffnet sowie neue Kategorien wie Heimtextilien mit Wohnaccessoires und Dekorationsartikeln ins Sortiment genommen.

Expansion geht weiter

Und der Schrecken der Modebranche expandierte auch 2011 kräftig: Nach der Eröffnung neuer Onlineshops in den Niederlanden und Frankreich im Jahr 2010 startete Zalando 2011 mit eigenen Onlineshops in Italien, Großbritannien, Österreich und der Schweiz. Die Region Deutschland-Österreich-Schweiz (DACH) erlöste 2011 den Angaben zufolge knapp 80 Prozent.

Seit November 2011 arbeitet die Gruppe darüber hinaus mit Drittanbietern zusammen, die ihre Produkte über den Zalando-Webshop verkaufen können. "Mit Ausnahme von Teilbereichen in der Logistik werden alle weiteren Leistungen von der Zalando-Gruppe übernommen, wodurch die Zalando-Kunden von einer erhöhten Angebotsvielfalt bei einheitlicher Shop-Systematik und gleichbleibend hoher Servicequalität in Bezug auf den Bestell-, Zahlungs- und Retourenprozess profitieren können", wirbt der Onlinehändler um Markenhersteller.

Textil mit dem stärksten Wachstum

Das stärkste Wachstum wies 2011 der Meldung im Bundesanzeiger zufolge der Textilbereich auf, doch auch im Schuhbereich habe die Zalando-Gruppe weiterhin hohe Wachstumsraten verzeichnet.

Auch 2011 konnte Zalando demnach durch "gezielte Marketingmaßnahmen" den Bekanntheitsgrad "nochmals deutlich" steigern. Neben den TV-Spots und Onlinemarketing-Aktivitäten setzt Zalando seit 2011 auch auf Kataloge: 4-mal im Jahr präsentiert der Onlinehändler Mode im Zalando-Magazin.

Auch zu den Zukunftsaussichten äußert sich Zalando im Bundesanzeiger – und rechnet mit weiteren Umsatzsteigerungen, aber auch weiteren Minusjahren beim Ertrag: "Insgesamt beurteilt die Geschäftsführung die wirtschaftliche Lage der Zalando-Gruppe als positiv und sieht in den kommenden zwei Jahren trotz einer möglichen uneinheitlichen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Chancen für ein weiteres rasches Umsatzwachstum", heißt es.

"Die dafür erforderlichen Aufwendungen und Investitionen werden nur teilweise durch die erwartete Steigerung der Umsatzrentabilität kompensiert, so dass in diesem Zeitraum mit einem investitionsbedingten negativen Jahresergebnis geplant wird."

Die Zalando GmbH wurde 2008 gegründet und hat ihren Sitz in Berlin. Ende 2011 war die Gruppe in sieben europäischen Ländern aktiv und beschäftigte 2.430 Mitarbeiter; ein Jahr zuvor waren es 528.