Der europäische Handelsverband Eurocommerce feierte in Brüssel sein 15-jähriges Jubiläum. Ein deutscher Handelschef hatte Grund, sich zu ärgern.

Als die Verbraucherschützerin auch noch die dicken deutschen Autos anprangert, platzt Eckart Cordes endgültig den Kragen: Der Metro-Chef verlangt energisch das Mikrophon und verteidigt seine Ex-Arbeitgeber aus der Autoindustrie: „Diese Autos wurden gebaut, weil die Konsumenten es so wollten.”

Cordes nahm an einer Podiumsdiskussion in Brüssel teil, die zum Rahmenprogramm des 15-jährigen Jubiläums des Handelsverbandes Eurocommerce gehörte. Es war eine außergewöhnliche Runde: Neben dem Metro-Chef saß Verbraucherschutzkommissarin Meglena Kuneva.

Hier sehen Sie eine Bildergalerie mit Fotos von der Jubiläumsfeier.

Eurocommerce vertritt die Interessen der Einzelhändler gegenüber der EU. Die bisherige Bilanz ist eher mäßig, doch seine Bedeutung wächst: Die einzelnen nationalen Organisationen bringen sich immer mehr in den Gremien ein.

Das Verbandsjubiläum fiel mitten in der Finanzkrise. Die vielen anwesenden Lobbyisten und Parlamentarier im Brüsseler Konferenzzentrum Arsenal schienen nach Wochen voller schlechter Nachrichten regelrecht erleichtert, dass sie endlich mal etwas zum Feiern hatten.

Finanzkrise überschattet alle Feierlichkeiten

Kommissionspräsident José Barroso brachte sie jedoch zurück in die Realität: In seiner Festrede warnte der Portugiese, dass die Bankenkrise nun die „reale Wirtschaft” erreiche. „Die Krise ist ein Test für Europa, und wir sind dabei, ihn zu bestehen”, warb Barroso um mehr Vertrauen in das europäische Finanzsystem.

Vorher hatte EU-Kommissarin Kuneva die Grundzüge der neuen Verbraucherschutzrichtlinie erklärt, deren Entwurf just an jenem Jubiläumstag von der Kommission verabschidet wurde.

„Wir wollen die Verbraucherrechte harmonisieren und damit einen echten grenzübergreifenden Handel ermöglichen,” sagte die Bulgarin und versprach, am Ball zu bleiben: „Unser Ziel ist die maximale Harmonisierung in der EU. ” Dies sei auch im Interesse der Händler, die dann weniger Marktbarrieren innerhalb der EU hätten.

Die anwesenden Vertreter des Handels nahmen die neue Richtlinie gelassen hin, Eurocommerce und der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) begrüßten sie sogar ausdrücklich - für manche Beobachter in Brüssel ein Zeichen dafür, dass das Regelungswerk dem Handel nicht wirklich weh tut.

Handel sieht Richtlinienentwurf gelassen

„Warten wir's erst einmal ab, was noch im parlamentarischen Abstimmungsprozess passiert”, sagte ein Handelslobbyist und wies daraufhin, dass die Richtlinie mit 50 Artikeln und mehr als 40 Seiten noch erheblich verändert werden könnte.

Metro-Chef Eckart Cordes regte sich an diesem Abend nicht nur über die Kritik an die Autoindustrie auf, sondern auch über den Zwang zu immer mehr Verbraucherinformation. „Machen Sie eine Packung mit den Ausmaßen 1 Meter mal 2 Meter, dann können wir alle Infos unterbringen, die sie wollen”, sagt er.

„Das war natürlich zynisch”, stellte er hinterher klar. Wer weiß, welche Zitate man ansonsten am nächsten Tag in der Zeitung finden könnte, mag er gedacht haben.