Für massive Kritik an Amazon hat die Reportage "Ausgeliefert! Leiharbeit bei Amazon" gesorgt, die gestern Abend um 22.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wurde. Darin werden die Zustände in einem Quartier in der Nähe des Logistikzentrums in Bad Hersfeld dargestellt, in dem die Leiharbeiter untergebracht sind. Amazon beschäftigt in der Hochsaison insgesamt mehr als 10.000 Arbeitnehmer aus dem europäischen Raum, die schlecht bezahlt und streng bewacht würden - für die Autoren der Reportage "moderner Sklavenhandel". Die Kontrolle über das Quartier hätte ein privater Sicherheitsdienst mit Verbindungen in die rechtsradikale Szene.

In den sozialen Netzwerken, vor allem bei Facebook, beschweren sich zahlreiche Nutzer. Unter anderem findet folgender offener Brief an Deutschland-Geschäftsführer Ralf Kleber viele "Likes": "Sehr geehrter Herr Kleber, die Ausstrahlung der ARD über die schockierenden Arbeitsbedingungen bei AMAZON in Deutschland haben mich dazu veranlasst, ab sofort die Geschäftsbeziehung mit AMAZON mit sofortiger Wirkung zu beenden."

Auf Anfrage des etailment-Schwestertitels "Textilwirtschaft" hat Amazon mittlerweile auf die Ausstrahlung der Reportage und die dort vorgebrachten Vorwürfe reagiert. Zur Bezahlung der Leiharbeiter heißt es: "Die in dem Beitrag erwähnten Mitarbeiter aus Spanien, die über eine Zeitarbeitsfirma im Logistikzentrum Bad Hersfeld beschäftigt wurden, verdienten bei einer 37,5 Stundenwoche 1.400 Euro brutto im Monat, in der Nachtschicht bei 32,5 Wochenstunden 1.500 Euro im Monat. Diese Beträge wurden per Vertrag auch dann bezahlt, wenn nicht die volle vertragliche Stundenzahl angefordert wurde."

Zur Sicherheitsfirma lässt das Unternehmen verlauten: "Amazon duldet keinerlei Diskriminierung oder Einschüchterung. Auch wenn das Sicherheitsunternehmen nicht von Amazon beauftragt wurde, prüfen wir derzeit selbstverständlich den von den Redakteuren gemachten Vorwurf bezüglich des Verhaltens des Sicherheitspersonals und werden umgehend geeignete Maßnahmen einleiten. (...) Sie können sicher sein, dass wir jedem Vorfall in unseren Logistikzentren und im Umfeld, der uns von Mitarbeitern zur Kenntnis gebracht wird, nachgehen und bei Bedarf umgehend Verbesserungen einleiten."