
Es war 2009 beim Digital-Kongress DLD als Hubert Burda fluchte, im Internet würden nur "lousy pennies" verdient. Das mochte und mag für Medientitel gelten. Doch längst mausert sich Burda, einer der reichweitenstärksten Zeitschriftenverlage Deutschlands, zur heimlichen Größe im E-Commerce. Mit den Umsätzen im Digitalen ist Burda auf dem Weg zum Umsatzmilliardär. Fast schon jeder zweite Euro (43,1 Prozent) wird im Digitalbereich verdient: 937 Mio Euro (plus 59,5 %). In diesem Jahr sollen für den Konzern insgesamt knapp 50 Prozent aller Erlöse auf den gesamten digitalen Geschäftsfelder erwirtschaftet werden. Erklärtes Ziel: Burda will noch näher an den Point of Sale rutschen.
Zu den Umsatzen im Digitalbereich zählen bei Burda aber nicht nur Umsätze wie die des Tierfutter-Versenders Zooplus , sondern auch Einnahmen aus anderen Modellen wie dem Portalgeschäft von Focus, Reiseseiten wie HolidayCheck und die Singlebörse Elitepartner. Ein Gemischtwarenladen.
Mit Blick auf E-Commerce spricht Burda-Vorstand Philipp Welte lieber von "transaktionsbasierten Erlösen und Geschäftsmodellen". Über 10 Prozent der Umsätze sollen, so Welte im Interview mit "Horizont" (Printausgabe), derzeit aus den neuen Erlösquellen stammen.
Transaktionsbasierte Erlösquellen
Und das soll mehr werden. Alle neuen Websites, so Welte, seien so angelegt, dass "die Menschen auf ihnen Produkte auch direkt bestellen können. Wenn wir heute eine Marke entwickeln, legen wir sie von vorneherein mehrdimensional an und arbeiten darauf hin, uns neben den klassischen Vertriebs- und Anzeigenerlösen eine dritte, transaktionsbasierte Erlösquelle zu erschließen."
Beispiel: Der Burda-Verlag verkauft das, was in der Frauenzeitschrift “Cover”abgebildet ist, auch direkt über die dazugehörige Website. Ebenso wie bei Instyle fungiert der Webshop dabei als Affliliate-Brücke Richtung Zalando und Co.
Klare Ansage: "Wir sind nicht mehr nur Schaufenster, sondern werden ein Türöffener zum PoS”, so Welte. Anders gesagt. Der Medienkonzern will am Handel deutlich mehr mitverdienen.
Dafür schafft er auf den verschiedensten Feldern Ansatzpunkte und nicht nur als Türöffner, der mit Privisionen ein paar Euro verdient.
Beispiel Xing: Der Verlag will das Business-Netzwerk Xing vollständig übernehmen. Nachdem man den Aktienanteil von 29,43 Prozent auf rund 38,89 Prozent aufgestockt hatte, will man nun die restlichen Xing-Aktien übernehmen. Davbei geht es nicht nur ums Networking oder Werbeeinnahmen. Im Events-Geschäft hat Xing ein Ticketvolumen von mehr als 28 Mio. Euro abgewickelt und damit den Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2012 auf 2 Mio. Euro fast verdoppelt. Über die Xing Vorteilsangebote mischt die Plattform zudem im Rabatt-Business mit.
Beispiel Weine: Ende 2011 stieg Burda Direkt Services als strategischer Investor beim Online-Shopping-Club 52weine.de ein und wurde mit 51 Prozent neuer Mehrheitseigentümer des Unternehmens.
Burda dürfte mit Investments sowie Zukäufen in Wachstumsunternehmen mit dem Schwerpunkt Business-to-Consumer weiter wachsen. Schon heute gehören Online-Shops wie Cyberport und Computeruniverse zum Burda-Reich. Ebenso wie der Blumen-Direktversender Valentins oder edelight.
Auch international streckt Burda seine Fühler aus, übernahm im Oktober 25 Prozent der Anteile an Showroom einer E-Commerce-Plattform für junge polnische Modemacher mit mehr als 400 Nachwuchsdesignern