Der stationäre Einzelhandel leidet erheblich unter der Corona-Krise. Aber selbst eine Onlilne-Größe wie Zalando hat es jetzt erwischt. Doch die Börse scheint darüber nur lachen. Für alle Krisengeplagten: China sendet erste Hoffnungszeichen.

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Zalando steht unter Druck
Der Onlinehandel ist der Gewinner der Corona-Krise, heißt es allerorten. Das mag für einige Unternehmen gelten. Doch nicht für für Zalando, denn heute gab der Modehändler eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr heraus. Allein die Zahlen aus dem ersten Quartal "sind deutlich unter dem Analystenkonsensus vom 11. März, der die Auswirkungen des Coronavirus noch nicht berücksichtigt hatte. Grund sind geringere diskretionäre Ausgaben europäischer Konsumenten in Folge der seit dem 9. März bestehenden Maßnahmen europäischer Regierungen gegen die Verbreitung des Coronavirus", teilt das Unternehmen mit. An besagtem 11. März wurde von einem Umsatzwachstum von 19% gesprochen. Am 16. April sollen weitere Informationen zum ersten Quartal veröffentlicht werden, die Geschäftszahlen für den Zeitraum werden am 7. Mai bekannt gegeben. Die  für den 20. Mai in Berlin geplante Hauptversammlung wird wegen des Coronavirus verschoben, ein neuer Termin steht noch nicht fest. Zalando habe Maßnahmen ergriffen, "um unsere Ausgaben und Investitionen sowie unsere Finanzplanung für das Jahr an die neuen Gegebenheiten anzupassen", schreibt der Unternehmensvorstand in einem Brief. "Wir sind überzeugt, dass wir durch die Investitionen des letzten Jahrzehnts alle nötigen Voraussetzungen geschaffen haben, um diese Krise gut zu überstehen. Wir haben starke Beziehungen zu unseren mehr als 31 Millionen aktiven Kunden in 17 Märkten", heißt es in dem Schreiben weiter. Es wird "belastbare Partnerschaften" mit mehr als 2.500 Modemarken sowie das starke Logistiknetzwerk mit 11 Standorten in fünf verschiedenen Ländern verwiesen. Was aber fast noch wichtiger ist in dieser umsatzarmen Zeit: liquide Mittel von mehr als 1 Milliarde Euro. Vielleicht deswegen steigt der Aktienkurs von Zalando heute. Aber strenggenommen ist das angesichts der Lage des Unternehmens eine ungewöhnliche Reaktion der Börse.

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Keine Rush Hour mehr im Supermarkt
Das Einkaufsverhalten der Deutschen in der Corona-Krise hat sich verändert. Wurden noch in den ersten Tagen die Supermärkte gestürmt, wird jetzt eher nachmittags eingekauft, wie die regelmäßige Branchenuntersuchung des Anbieters der App Stocard zeigt. Diese Verschiebung dürfte einen wesentlichen Grund haben: Immer mehr Menschen arbeiten von daheim aus - oder in Kurzarbeit. Beides erlaubt eine andere zeitliche Disposition ihres Alltags, also wird mittlerweile eher über Tag verteilt eingekauft. "Dies widerspricht dem üblichen Verhalten, das einen Höhepunkt am Nachmittag zeigt", sagt Stocard-Gründer David Handlos. Die App von Stocard ist ein digitaler Geldbeutel für Kundenbindungsprogramme. Aktuell verfügt das Start-up über Daten von rund 2,9 Millionen Kunden. 
Die Lebensmitteleinkäufe der Deutschen. Früher gab es den Ansturm auf die Supermärkte am späten Nachmittag, mittlerweile ist der Tag entspannter. Die graue Kurve beschreibt das Einkaufsverhalten im Februar, wie es vor der Corona-Krise war.
© Stocard
Die Lebensmitteleinkäufe der Deutschen. Früher gab es den Ansturm auf die Supermärkte am späten Nachmittag, mittlerweile ist der Tag entspannter. Die graue Kurve beschreibt das Einkaufsverhalten im Februar, wie es vor der Corona-Krise war.


Gute Nachrichten aus China
In China hat die Corona-Krise ihren Ursprung. Seit einigen Wochen stabilisiert sich dort das Leben wieder, und das lässt sich auch an den Wirtschaftsdaten ablesen, genauer am Einkaufsmanangerindex PMI. Dieser lag im Februar bei 35,7 Punkten - ist nun im März auf 52 Punkte angestiegen, wie das Handelsblatt schreibt. Der PMI drückt die Stimmung der großen Industrieunternehmen aus. Auch der Dienstleistungsindex CFLP schoss nach 29,6 Punkten im Februar nun auf 52,3 Punkte, heißt es bei 4investors.

Media-Markt-Saturn: Der Innovations-Chef geht 
"Disrupt yourself or be disrupted!" Mit diesen Worten leitet Martin Wild auf LinkedIn seine Mitteilung ein, die es in sich hat. Nach neun Jahren bei Media-Markt-Saturn hört der bisherige Chief Innovation Officer auf beim Elektronikhändler. Das ist die Personalie der Woche im Einzelhandel. Wild war bei Media-Markt-Saturn der Mann, der sozusagen das E-Commerce einführte, was sehr schwer war, denn dieses Thema hatte der Konzern "ein bisschen verschlafen", wie Wild einmal gesagt hatte. Und was kommt bei ihm jetzt? Er werde Mitglied des Beirats des IT-Beratungsunternehmens Cancom SE sein, Start-ups als Business Angel und Investor unterstützen, "und ich habe mit der Arbeit an einem neuen Buch über digitale Innovation im Einzelhandel begonnen". 

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Die Woche im Handel

Hallo, Zalando-Aktionäre: How dare you!?