Tägliche Deals und Online-Coupons von Groupon oder Dailydeal haben angesichts zuweilen etwas halbseidender Angebote, wie zuletzt einem Doktortitel h.c für 39 Euro, beispielsweise als Dr.  in "Transpersonal Communications" oder "Ufology" den Ruf besserer Kirmesbuden für ein Konsum-Prekariat.

Auch die Akquise-Methoden sollen manch einem hartgesottenen Vertreter eher die Schamesröte ins Gesicht treiben.

"Das geht doch wieder weg?", fragt mich daher manch einer hoffungsfroh. Nö.  

Im Gegenteil: Die Aussichten sind gut. Vertraut man Zahlen aus den USA ist da noch jede Menge Wachstum drin:  Die Ausgaben für solche Deals sollen in den USA von zwei Milliarden auf vier Milliarden Dollar in 2015 steigen, sagt eine Prognose von BIA/Kelsey laut Adage.

Noch steckt der deutsche Markt eben voller Kinderkrankheiten. Gelingt es den Diensten aber, statt kleiner Pizza-Buden und Nagelstudios zunehmend große nationale Marken und Werbungtreibende zu interessieren, färbt das auch auf das eigene Image ab und nutzt dem Wachstum. 

Die Kunden, die sich schon am Schmuddel-Look von Aldi nie gestört haben, lieben Coupons. Was zählt sind schließlich die Schnäppchen.

Die Mechanik als solche ist schließlich in der Offline-Welt gelernt. Die Mehrheit der Konsumenten hat bereits einen Coupon erhalten (61 Prozent), der Einlösungsanteil ist hoch. Zwei Drittel der Kunden haben mindestens einmal ein Produkt mit Zugabe erworben. Zu beiden Instrumenten zeigen besonders Frauen eine hohe Affinität, meldete der „POS-Marketing-Report 2011|2012“ von Lebensmittel Zeitung und der Wiesbadener Vermarktungsagentur UGW  Ende 2011. 

Und je härter der Preiswettbewerb wird, den gerade auch Otto wieder bei der Vorstellung seiner Bilanz beklagte, desto mehr werden Marken und Händler zu dem wahrscheinlich schon im alten Mesopotamien bekannten Werbemittel greifen. Erst recht, wenn die Verbreitung der Smartphones noch zielgenauere Angebot erlaubt. Ein Bereich, in den sich beispielsweise Groupon mit der Übernahme diverser Software-Schmieden mit Hochdruck einkauft.  

Couponing gewinnt mit dem Smartphone an Relevanz 

Einer Studie des Dortmunder Internetdienstleisters Acardo zufolge sind fast 70% aller Konsumenten an Coupons interessiert, die auf Smartphones oder Tablet-PCs gestreut werden. Bei den Verbrauchern, die bislang noch gar keine Bons genutzt haben – weder off- noch online – ist es immerhin jeder Zweite (56%).

Couponing wird spätestens mit dem Smartphone auch an Relevanz für Marken im Lifestyle-Segment gewinnen, die eine eher preisorientierte Zielgruppe erreichen wollen oder durch zusätzliche Bevorratungs-Aktionen dem Wettbewerber Abverkäufe streitig machen wollen.

Und wo bleibt da die langfristige Kundenbindung? Das ist nicht die Aufgabe der Deal-Anbieter. Wie man aber mit Aktionen Impulskäufer zumindest in Teilen in Stammverbraucher verwandelt, das gehört bei den Konsumgüterherstellern zum kleinen Einmaleins des Marketing.  Wenn die Nestle und Procter & Gamble dieser Welt  den Online-Coupon in den Marketingmix integrieren, dann steigt die Akzeptanz des Werbemittels insgesamt - und die Wahrnehmung beim Verbraucher.  

Der mittlerweile kaum noch überschaubare Markt der Deal-Anbieter wird sich indes schon in diesem Jahr lichten und neben den Platzhirschen Groupon, Dailydeal nur noch Raum für Nischenanbieter lassen und einige Satelliten, die von Verlagen und TV-Sendern hochgepäppelt werden. Raue Töne sind da also kein Wunder. Es geht um Verdrängung. Doch Vorsicht: Wer aus reiner Gier nach Wachstum mit halbgaren und wenig partnerschaftlichen Verträgen die Branchen abgrast, der hinterlässt schnell verbrannte Erde.  

Verlage wollen bei Gutscheinen mitmischen

Das wäre dann eine große Chance für die Verlage (bspw. Madsack, WAZ  / Sachsendeal, Westdeal), die aus mehreren Gründen auf die Gutscheine starren: Couponing ist für die Verlage eine Chance, um mit Kunden ins Geschäft zu kommen, die man eigentlich schon ans Internet verloren hat. Denn für viele kleine Filialisten und Dienstleistungsunternehmen ist heute das Internet die Werbeplattform Nummer Eins. Sie könnte man so wieder ans Anzeigengeschäft andocken.

Couponing ist für die Verlage zudem ein Schritt für den Einstieg in den E-Commerce. Anders als Groupon und Co können sie dabei ihr regionales Know-how und ihre aufgebauten Reichweiten einsetzen, um so die regionale Wirtschaft schneller ansprechen als die Plattformen.