Frauen in Führungspositionen schaffen ein positives Image, ist die Gründerin von Digidip überzeugt. Das hat sich in Unternehmen noch nicht herumgesprochen. Woran hakt's? etailment stellt in loser Reihenfolge erfolgreiche Frauen vor.

Woran liegt es Ihrer Wahrnehmung nach, dass Unternehmen sich schwer tun gehobene Funktionen mit Frauen zu besetzen? Welches Umdenken muss stattfinden?
Das Schubladendenken blockiert extrem. Assistenten müssen nicht immer weiblich sein und Team-Leads müssen nicht immer männlich sein. Außerdem sollten Männer in Führungspositionen keine Präferenzen haben und beispielsweise sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen bei Mentoring-Programmen berücksichtigen.

Brauchen Frauen weit im Vorfeld Förderung, um ihren Karriereweg verfolgen zu können?
Ich bin persönlich davon überzeugt, dass Erziehung extrem viel ausmacht. Der einzige Grund, warum ich mich überall durchsetzen konnte, war, weil ich zu einer offenen und ambitionierten Person erzogen wurde. Es hilft außerdem, wenn Frauen nicht mit Samthandschuhen behandelt werden – nur weil sie Frauen sind. Wir können auch mit schlechtem Feedback umgehen. Ich persönlich bin sogar dankbar dafür.
Was bringen Frauen für Top-Positionen mit? Was verschenken Unternehmen mit einer niedrigen Frauenquote in entscheidenden Positionen?
Wer keine Frauen in Top-Positionen hat, könnte die falsche Message an alle anderen Frauen im Unternehmen senden. Nämlich, dass das Management-Team ein reiner Boys-Club ist. Natürlich kommt es immer auf die Größe, Branche und Möglichkeiten der einzelnen Firmen an, aber es würde definitiv für ein positives Image innerhalb des Teams sorgen, wenn andere Mitarbeiterinnen auch zu weiblichen Vorbildern aufblicken können.

Halten Sie eine Frauenquote für sinnvoll – für Frauen, für Unternehmen?
Der Mix macht es aus und mehrere Studien zeigen, dass gemischte Teams zusammen einfach bessere Entscheidungen treffen.

Häufig wird die Phase der Familiengründung als Hemmnis für Karrierechancen genannt. Müssen sich Männer ändern?
Unternehmen müssen Männer einfach mehr dazu ermutigen, sich die Elternzeit zu nehmen. Ich hätte Angst, dass es mir die Männer in meinem Unternehmen irgendwann übel nehmen würden, wenn ich ihnen nicht ganz offen und ehrlich diese Freiheit einräume. Microsoft besteht zum Beispiel auf die Elternzeit für Frauen und Männer. Das macht das Unternehmen noch sympathischer und attraktiver für gute Leute, also eine win-win-Situation.
Was war für Ihre Karriereschritte ausschlaggebend?
Meine blinde Motivation und ständige Neugier waren anfangs meine stärksten Begleiter, weil ich trotz der existierenden Konkurrenz im AdTech-Bereich die Einstellung "höher, schneller, weiter" hatte. Ich habe mich mit dem Existierenden nicht zufrieden geben wollen.

Ich wollte verstehen, wie es besser geht, warum andere momentan erfolgreich sind und was gerade im Trend ist. Beispielsweise gab es unser Business-Modell schon mehrfach auf dem Markt, aber das hat mich nicht davon abgehalten, digidip zu gründen. Es war sicherlich ein bisschen übermütig und riskant, aber die Herausforderung war auch sehr spannend.

Was brauchten Sie, um sich durchzusetzen?
In den meisten Fällen meine Schlagfertigkeit und natürlich das Talent zu verkaufen. Das war nicht nur wichtig für Kunden, sondern auch um ein gutes Team aufzubauen. Jeder muss wirklich den Mehrwert hinter digidip verstehen. Nur dann macht die Arbeit im Team Spaß. Und diese Freude an der Arbeit wirkt sich enorm positiv auf meine Motivation aus. So schließt sich der Kreis.

Was gab den Ausschlag selbst zu gründen? Welche Erfahrungen haben Sie hierbei gemacht?
Einfach die Lücke im Markt, die keiner so füllen konnte wie die Vision von digidip es vorgab. Ich habe mit den meisten Berührungs- und Kontaktpunkten während der Gründung gute Erfahrungen gemacht. Lediglich die Gespräche mit Geschäftspartnern, in denen ich beweisen und mich rechtfertigen musste, warum die Welt ausgerechnet noch ein Meta-Netzwerk braucht, waren anstrengend.

Bestimmt macht es heute noch einen Unterschied, ob ein Mann oder eine Frau gründet, aber es kommt auch immer darauf an, auf wen man letztendlich trifft. Wenn dein Ansprechpartner bei der Bank ein festgefahrener Sexist ist, dann liegt es an ihm und wohl nicht an der Philosophie der Bank.

Wie erfolgt Frauenförderung in Ihrem Unternehmen?
Zuallererst bezahle ich fair und gebe niemandem das Gefühl, dass er bei mir wegen seines Geschlechts benachteiligt wird. Abgesehen davon motiviere ich jeden Mitarbeiter dazu, das Beste aus sich herauszuholen – nicht um das Maximale für digidip zu erreichen, sondern auch, weil jeder davon profitiert und es sich positiv auf das Selbstwertgefühl und den zukünftigen Karriereweg auswirkt. Dafür gebe ich jedem von Anfang an sehr viel Verantwortung und eine Stimme, das Produkt mitzugestalten.

Brauchen Frauen Förderung, um in Unternehmen bei der Besetzung von Top-Positionen zum Zug zu kommen?
Ich glaube, Frauen brauchen einfach ein Umfeld, in dem Talent, Ehrgeiz und Potenzial erkannt werden, unabhängig vom Geschlecht.

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