„EU plant Kartellklage gegen Amazon.“ „Amazon und das Kartellverfahren: Warum die Argumentation für die EU so schwierig ist“ „Kartelluntersuchung: Amazon will Bezos vor dem US-Kongress aussagen lassen“. So lauteten Schlagzeilen in jüngster Zeit. Schon 2018 sagte Jeff Bezos unter anderem das: „Amazon wird insolvent gehen“ Andere Quellen stellen es so dar: „Selbst Jeff Bezos sieht Amazon vor dem Aus“ „Amazon wird pleitegehen“ „"Amazon wird scheitern“.

Und genau das wird passieren – weil Amazon das von sich aus will – aber nur rein rechtlich strukturell – Keine Panik!

Alphabet lässt grüßen!

Doch gehen wir Schritt für Schritt vor: Ein Kartellverfahren mit der Begründung, dass die Nutzung der Daten Dritter, die anderen nicht zur Verfügung stehen, nicht „fair“ ist? Doch ist das so?

Das Spannende wird es sein, zu erklären, welche Daten angeblich kein anderer hat bzw. was Amazon hier angeblich genutzt hat?

Das könnte sehr schwer werden, wenn man die aktuelle Tool-Landschaft so ansieht! Für mich persönlich ist der Punkt auch schnell ausargumentiert. Wer außer Amazon setzt zig Mitarbeiter hin, die sich Daten ansehen und daraus Ableitungen treffen? In vielen meiner Gespräche zeigt sich immer, dass Tagesgeschäft und eingefahrene Prozesse dazu führen, dass keiner von seinem aktuellen Punkt abrückt.

Der eine macht seinen Job und blickt über den Tellerrand und der andere eben nicht! Sollte es am Ende so sein, dass Amazon ganz gezielt von bestimmten Bereichen spezielle Daten aggregiert, um so exakte Marktzahlen zu erhalten, ist es ein anderes Thema.

Wie stellt es sich aktuell dar?

Portfolio „Markt“ (Artikel unter 1€ und über 999€ wurden aufgrund der Verschiebung des Durchschnitts-Preis von 44€ auf über 72€ ausgelassen – die anderen Daten bleiben nahezu unverändert) / Stand 16. Juni 2020
© Kelm
Portfolio „Markt“ (Artikel unter 1€ und über 999€ wurden aufgrund der Verschiebung des Durchschnitts-Preis von 44€ auf über 72€ ausgelassen – die anderen Daten bleiben nahezu unverändert) / Stand 16. Juni 2020

Der „Markt“ im Bereich 1€ bis 999€ zeigt aktuell über 150.00 Händler, welche über 93 Millionen sichtbare ASIN haben (Sichtbar heißt zu mehr als einem Suchbegriff auffindbar sind). Davon sind über 14 Mio. Prime und diese ranken im Schnitt zu knapp 14 Keywords auf Position 51.

Das Preisgefüge im Speziellen sieht so aus:

Preisverteilung - Sichtbare ASIN 1 bis 999€ / Stand 16. Juni 2020
© Amalyze
Preisverteilung - Sichtbare ASIN 1 bis 999€ / Stand 16. Juni 2020

Nehmen wir Amazon Basics als Vergleich, zeigen sich über 12.000 ASIN wovon über 7.000 Prime haben und diese ranken im Schnitt zu 480 Keywords auf Position 49.

Preisverteilung - Sichtbare ASIN AmazonBasics / Stand 16. Juni 2020
© Amalyze
Preisverteilung - Sichtbare ASIN AmazonBasics / Stand 16. Juni 2020

Weiterhin gibt es ca. 88.000 Artikel, welche die Amazon-Marke im Titel haben. Davon sind nur knapp 40.000 sichtbar und ca. 37.000 haben Prime. Diese Artikel ranken im Schnitt zu über 53 Keywords auf Position 46.

Preisverteilung - ASIN Amazon Marke im Titel / Stand 16. Juni 2020
© Amalyze
Preisverteilung - ASIN Amazon Marke im Titel / Stand 16. Juni 2020

Alles Daten, die jedem zur Verfügung stehen. Dazu müsste man jedoch abseits des Tagesgeschäft Zeit haben, Fragen formulieren und Thesen aufstellen und Dinge abarbeiten, die außerhalb der eigenen Komfort- oder Wissenszone liegen.

Was also ist Amazon mit seinen Marken anderes als ein Abbild des Marktes?
Was würde jeder Einzelne von uns rein opportunistisch tun mit fast unendlichen Möglichkeiten und Ressourcen?
Ist es am Ende nur Neid, der immer dazu führt, das alle denken Amazon ist schuld, Amazon ist böse?
Akzeptieren wir nicht, dass Amazon Wege und Chancen aufzeigt, was möglich ist, wenn man genug Zeit und Arbeit investiert und dem Kunden genau das anbietet, was er benötigt?
Hat die Zeit der aktuellen Krise mit der Bewertung von elementaren und relevanten Produkten nicht deutlich gezeigt, wie sehr wir eben nicht die 50zigste Knoblauchpresse benötigen?
Vielleicht macht Amazon schlicht einen verdammt guten Job?

Kommen wir doch weg vom Fingerzeig auf Andere und suchen Wege und Möglichkeiten mit Amazon zusammen Wege aufzuzeigen, etwas zu verbessern. Drehen wir den Spieß endlich mal um und treiben Amazon nicht vor uns her, sondern zu uns hin!

Was wird als nächstes passieren?
Ich persönlich denke, dass schon 2021 eine Aufteilung der ganzen Amazon-Bereiche in die Wege geleitet wird.

Doch was wird es potenziell geben?

AWS, Vendor und Seller als ein Marktplatz, Amazon Basics, Kindle, Echo, Eigenmarken wie SOLIMO, EONO, UMI ….

Es wird spannend wie Amazon sich aufteilt … Alles andere ist Quark.

Was erhoffen sich alle von einem Kartell-Verfahren außer „Amazon – so geht das nicht – ihr müsst was ändern und zahlt bitte Betrag XYZ“.

„Preisabsprachen und andere wettbewerbsbeschränkende Vereinbarungen zwischen Unternehmen sind grundsätzlich verboten. Das Bundeskartellamt verfolgt illegale Kartelle und kann gegen die verantwortlichen Personen und Unternehmen empfindliche Bußgelder verhängen.“ 

Weder Marktmacht noch Haushaltsdurchdringung werden dadurch ins Schwanken geraten!

Es wird sich am Ende nur zeigen, dass Ihr eure Zeit verschwendet habt auf Amazon zu schimpfen, anstatt damit umzugehen, davon zu lernen und besser zu werden!

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