Zalando-Managerin Sara Diez fürchtet Instagram mehr als Amazon. Und Instagram will ja auch kräftig in den Handel investieren. Nur: Ob soziale Netzwerke ernst zu nehmende Rivalen des klassischen Onlinehandels werden, ist fraglich. Es gibt viele gute Gründe, die dagegen sprechen.
Facebook als Marketing- und Verkaufsplattform. In einem Werbefilm wird das Produkt unter den jeweiligen Bedingungen gezeigt (wie Wanderer, die wasserdichte Windjacken tragen) - und unter dem Spot ist der Button: "Jetzt einkaufen", über den der Nutzer in den Genialbau-Webshop geführt wird. Klar, die Menschen sind eigentlich täglich online, schauen in ihre Facebook-Accounts, und deswegen liegen hier enorme Kundenpotenziale.
Wenn es nach Chemie stinkt
Allerdings sollten auch Produkt- und Servicequalität stimmen. Denn auf dem Bewertungportal Trustpilot schneidet Genialbau desaströs ab, zumindest, wenn man die vielen Meinungen der Kunden auswertet, die Schuhe gekauft haben und sich bitter beklagen über deren chemischen Gestank der in China produzierten Ware. Und wer retournieren will, kann mit so einer Antwort rechnen:"Es tut uns leid, dass Sie mit unserem Produkt nicht zufrieden sind. Wenn Sie es zurückschicken möchten, sollen Sie selbst das Porto übernehmen. Die Adresse lautet,
Lager Nr. 10, Gebäude 5, Jinshi Logistics Park
Huangshanstraße 99
215501 Changshu Entwicklungszone Südost
Jiangsu Provinz
VR China
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Mit Freundlichen Grüssen
Kiwi"
"Amazon hat kein Modebewusstsein"
Schon schräg, irgendwie. Doch so holprig manches bei dem Jungunternehmen Genialbau noch läuft - die ssozialen Medien als Verkaufskanal zu nutzen, ist möglicherweise keine falsche Idee. "Instagram wird unser größter Konkurrent", sagte letztens Sara Diez, Zalandos Vizepräsidentin für Damenmode. Nicht die Modehändler Asos oder Amazon würden demnach das große Geschäft machen, sondern die Social-Media-Plattform mit dem derzeit meisten Zuwachs an Mitgliedern. "Instagram ist inspirierend und für Kunden einfach zu bedienen", sagt Diez. Amazon mangele es vielmehr an Modebewusstsein.

Die große Konkurrenz? Mal schön langsam!
Einzelhandel gehört zum Masterplan von Instagram, doch dafür muss das Unternehmen noch kräftig investieren. Vielleicht fehlen jetzt dafür die 5 Milliarden US-Dollar, die der Facebook-Konzern, zu dem Instagram gehört, von der US-Bundesverwaltung als Strafe für Datenschutzverletzungen aufgebrummt bekommen hat.Reichweite, Reichweite, Reichweite
Einige Vorteile hat das Social-Media-Commerce schon. Es ist zuerst die enorme Reichweite (Facebook hat ja allein in Deutschland jeden Monat rund 32 Millionen Nutzer, davon 29 Millionen mobil) und die damit verbundene Dauerpräsenz der Menschen hier. Doch die Menge ist auch das Problem hier. "Jeder Facebook-Nutzer bekommt am Tag durchschnittlich 350 Nachrichten zugespielt, diese Menge kann kaum ein Mensch verarbeiten", beschreibt Unger die Lage.In diesem Informationsfeuerwerk aus Katzenvideos, Urlaubsfotos sowie Links zu seriösen Nachrichten muss dann eine Werbung eben auffallen. Das ist herausfordernd. Videos sind deswegen die beste Möglichkeit, den Nutzer zu überraschen - mit Geschichten. Nur das Foto von einem Produkt zu zeigen, ist nicht inspirierend im Vergleich zu einem hübschen Film über dessen Anwendung. "So wurde ja schon in den sechziger Jahren geworben", sagt Marketingprofi Unger. "Verkauf' nicht das Steak, sondern, wie es in der Pfanne brutzelt, hieß schon damals die Devise".
Die Influencer machen den Unterschied
Vom Elektronikhändler Media-Markt gibt es seit genau einem Jahr auf der eigenen Instagramseite auch eine Shopping-Funktion. "Die Resonanz ist durchweg positiv", versicherte Peter Lüders, bei Media-Markt Geschäftsführer der E-Business GmbH vor einiger Zeit im Gespräch mit Etailment. "So zeigen wir auch Produkte aus Bereichen, mit denen sich die Follower sehr intensiv auseinandersetzen, wie beispielsweise beim Thema Fotografieren. Hier sind die Follower dankbar, wenn wir es ihnen erleichtern, sich mit wenigen Klicks weiterführend über das Produkt zu informieren und es dann auch bequem kaufen zu können."Waren vor 30 Jahren Fernsehköche die Botschafter für gebratene Steaks sind es heute bestens bezahlte Influencer für alles, was mit Mode zu tun hat. Für Hendrik Unger sind Influencer "die Leitplanken des Social-Media-Marketings". Denn eigentlich funktioniert Marketing hier auch nicht anders als im normalen Onlinegeschäft, doch die bezahlten Beeinflusser machen eben den Unterschied. Sie erzählen die Geschichten rund ums Produkt, präsentieren es an "echten" Körpern und kombiniert mit anderen, so dass alles in einem attraktiven Umfeld dargestellt wird.