Mit allen Sinnen will Intersport künftig seine Kunden ansprechen. Ob diese die moderne Technik im Laden auch wollen, wird gerade in Berlin getestet. Etailment hat sich eine dieser Pilotfilialen angesehen und die neue Form des Verkaufens ausprobiert.
Zack, kaum gedrückt, leuchtet schon die Botschaft auf: "Ein Verkäufer ist auf dem Weg zu Ihnen." Das stimmt hoffnungsfroh. Und glücklich wird man, wenn die Verkäuferin nach wenigen Sekunden vor einem steht. An ihrer Seite baumelt eine Tasche, in der ein Tablet-PC steckt, an ihrem Arm trägt sie eine Smartwatch, über die sie den Einsatzbefehl aus der Umkleidekabine empfangen hat.
Ist auch nötig, was möglich ist? Das muss getestet werde.
So kann modernes Einkaufen funktionieren, denn wer in der alten Welt in einer Umkleidekabine einen Verkäufer wünscht, wird Schwierigkeiten haben. Soll man laut rufen? Auf Socken in den Laden laufen und winken? Also hat so ein magischer Spiegel schon Sinn.Digitale Welt: Intersport im Alexa
1066 Quadratmeter, die auch der Industrie gefallen
Die Voswinkel-Filiale im Berliner Einkaufszentrum Alexa wurde für die neue Zeit komplett neu gestaltet, das Düsseldorfer Designbüro Schwitzke hat auf 1.066 Quadratmetern eine ästhetische Einkaufswelt geschaffen. Und an der haben Hersteller wie Nike so sehr Gefallen gefunden, dass sie an diese Stelle gerne wieder Waren liefern, weil sie hier ihre Produkte angemessen präsentiert sehen.
Sortiment wurde entschlackt
Was Schulz auch sagt: In der neuen Intersport-Filiale im Alex gibt es jetzt weniger zu kaufen. Das Sortiment wurde um 40 Prozent zurückgefahren, alles, was nur sporadisch gekauft wird, flog raus. Ausrüstung für Racketsport, etwa, sportwissenschaftlich Rückschlagspiele genannt, wie Badminton, Tennis, Squash. Und wer jetzt in Herbst/Winter Bademoden hier kaufen will, muss ebenfalls woanders hingehen. Bikinis gibts wieder, wenn es warm ist.Der Schuhscanner tritt gegen das Laufband an
Das sind die einen Sinne - Komfort. Die anderen, von denen Roether spricht, werden in der digitalen oder multimedialen Welt angesprochen. Etwa bei der Laufschuhvermessung. Bisher tapsen Kunden in Sportgeschäften auf Laufbändern herum, um hinterher auf dem Video anhand des Laufstils zu begutachten, welchen Schuh man benötigt. Das ist gut, wenn man auf einem Laufband sicher laufen kann. Schlecht ist, wenn der Kunde damit nicht klar kommt. Dann ist die Aufnahme nicht besonders hilfreich.In der Intersportfiliale steht der Kunde auf einem Scanner, das Gerät vermisst den Fuß des Menschen und liefert fix eine 3D-Aufnahme, auf der man gut sehen kann, was alles falsch ist bei der jeweiligen Orthopädie. Der Laufbandbefürworter wird hier allerdings einwerfen: Moooment, der Kunde steht doch nur. Vielleicht ist ja alles in der Bewegung ganz anders.
Technik, die das Personal begeistert
Filialleiter Schulz sagt, dass der Schuhscanner von den Kunden gut angenommen werde. Er sagt auch, dass das Personal keinerlei Berührungsängste mit der neuen Technik habe. Denn neuerdings werden ja besagte Tablet-PCs und Smartwatches getragen.Die Tablets sind Bestandteil einer "'Warendrehscheibe". Findet der Kunde im Alexa oder in den anderen beiden Pilotfialen nicht den passenden Schuh, kann dieser vielleicht bei Intersport Olympia in Potsdam bestellt werden, mit dem alle drei Häuser verknüpft sind. Ziel: Alles soll jetzt immer vorhanden sein, auch, wenn es nicht der Laden ist, in dem sich der Kunde gerade befindet.
Damit die Menschen immer das finden, was sie in ihrer Stammfiliale suchen, werden die Sortimente anhand von Kundendaten zusammengestellt.
Virtuelle Realität als moderner Spielplatz
Selbstverständlich bietet auch Intersport Virtuelle Realität (VR). Irgendwie gilt so etwas aktuell als das heißeste Ding im Handel, Saturn hat am Montag gar einen eigenen VR-Shop vorgestellt. Martin Wild, Digitalchef von Media-Markt-Saturn glaubt jedenfalls, dass VR "einen starken Einfluss auf das Thema Shopping haben wird".
Die Filiale ist auch ein Warenlager, das der Kunde aber nicht sieht
Aber so ist die digitale Welt, dieses Neuland muss auch erst noch der Kunde verstehen. Dafür hat er ein schönes Gefühl an der flotten Kassenzone, an der Sportvideos flimmern. "Pro Place" heißt das jetzt. Und auf dem "Action Place" wechseln die Themen. Ansonsten gibt es in dieser neuen digitalen Intersportwelt Touchscreens und Hologramme - eben alles, was zum Zeitgeist gehört.Was auch dazugehört ist, was der Kunde nicht sieht: Die Intersport-Läden sollen ja auch Logistikzentren für den Onlinehandel werden. "Unser Filialen sind künftig kleine Warenlager", hatte Carsten Schmitz, der Digitalchef der Verbundgruppe, einst zu Etailment gesagt.
Zehn Onlinebestellungen täglich
Seit wenigen Wochen ist das alte, erfolglose Onlinehandel-Modell Vergangenheit, ab jetzt will Interport via Plattform zeigen, dass auch eine Verbundgruppe E-Commerce beherrscht. Fünfzig bis sechzig Händler sollen bereits bis Ende des Jahres daran beteiligt sein und der Beginn eines neuen, großen Versandsystems sein.
Die Filiale im Alexa gehört dazu. Im Warenlager steht dafür die Hardware bereit, wie Packtisch und Etikettendrucker. Gut zehn Bestellungen täglich gehen hier ein, teilweise auch aus weit entfernten Orten in der hessischen Rhön, weil es eben für den entsprechenden Kunden dort keinen näher gelegenen Versender gibt. Aber online ist es ja egal, ob das T-Shirt aus einem Geschäft in Eichenzell kommt.
Sollte das Onlinegeschäft jedoch brummen, muss Filialleiter Schulz sein Personal neu ordnen. "Ab 50 bis 60 Bestellungen am Tag müsste ich einen zusätzlichen Mitarbeiter einstellen."