Morgen, Donnerstag, nach US-Börsenschluss stellt Amazon seine Quartalszahlen vor. Man darf gespannt sein, wie das Unternehmen von der Corona-Krise profitiert hat und wie es mit dem Online-Riesen weitergeht. Für den etailment-Experten Christian Otto Kelm steht eines jedenfalls fest: Amazon und die digitalen Fortschritte im Handel werden überall Einzug halten.

Realisieren muss man aktuell, dass Händler nur handeln und reine Handelsware-Verkäufer nur der verlängerte Arm von Herstellern sind. Selbst das ominöse und mittlerweile doch überholte "umlabeln" der Waren als Private-Label kann man nach der FBA-Sperre als gescheitert betrachten. Clevere Menschen wie Bernhard Rauscher sagten schon 2017 das man als "Private Brand" denken muss - ich gehe einen Schritt weiter - echter Mehrwert muss geschaffen werden!

Fragt euch doch bitte endlich mal, warum Ihr genau nicht zur relevanten Produktgruppe gehört! Und jeder sollte sich fragen, warum er Amazon dafür verteufelt, dass Sie eine Entscheidung zugunsten von allen treffen nur noch nachfragestarke und relevante Produkte auszuliefern!


Schon mal an die Postboten gedacht die?
An die überlasteten Logistikketten und Läger?

Was ist euer Mehrwert?
Was schafft euer Produkt, was dem Kunden wirklich hilft?

Kurz- und mittelfristigen "Marken" und "Händler", welche sich primär aufs Kopieren bzw. auf ein Arbitragegeschäft konzentriert oder gar ausgeruht haben, haben es nun noch schwere. Der einzige Vorteil aktuell: Keiner kann schnell und agil in die offenen Lücken alleine mit opportunistischen SUHR-Methoden einsteigen!

Warum müssen plötzlich alle FBM lernen – gehört das nicht dazu? Ach, Entschuldigung, es war natürlich Rod Tidwell in Jerry Maguire mit dem berühmten "Führ' mich zum Schotter", welches gerne erweitert wird, um passives Einkommen, total einfach, komplett automatisiert …

Die maximale Verwöhntheit der Kunden wird die Krise nicht überleben. Alles. Schnell. Sofort. Billig. Ist damit abgeschafft – zumindest vorübergehend.

Also fragen wir uns doch mal in der Wohlfühlgesellschaft, was wir wirklich benötigen und wer in den relevanten Bereichen arbeitet oder Produkte anbietet? Natürlich die Unternehmer! Nämlich diejenigen, die Verantwortung tragen für Haus und Hof oder schlicht die soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, die ausnahmsweise nicht aus irgendwelchen billigen remote arbeitenden Inselbewohnern zusammengesetzt sind!

Nun zurück zum eigentlichen Problem und der Lösung.

Endlich sitzen die großen Bremsen der Digitalisierung im Homeoffice und versuchen noch ihr Fax anzuschließen und die Hauspost auf eine neue Adresse umzuschreiben. Die eigentlichen digital-affinen und Verantwortung übernehmenden Mitarbeiter können plötzlich Gas geben.
Seller-Account – eingerichtet.
Eigenversand – aufgebaut.
Werbung – weiterlaufen lassen!

Was ich aktuell erlebe, ist der reine positive Wahnsinn. Von Großen und Kleinen kommt sehr viel Positives. Endlich Zeit für die Projektarbeit, welche durch die ständige Tagesroutine aufgefressen wurde. Endlich sind die Bremsklötze der Digitalisierung bereit, zuzuhören, weil sie nicht von Messe zu Konferenzen zur nächsten Beweihräucherung mit ihresgleichen unterwegs sind!

Digital Face Palm in das Gesicht all derer, welche für Entscheidungen gehuldigt werden, die sie vor 20 Jahren getroffen haben!

Abseits der grundsätzlichen Krise und der Suche nach HomeOffice-Ausstattung zeigen sich in den Suchabfragen eindeutige Trends wie Kinderspielzeug, Fitnessgeräte und Lebensmittel … viel bleibt da nicht.
Auch der typische Garten und Balkon wird plötzlich messbar.

Selten waren der Release eins neuen Handys und all der Hüllen und der ganze Zubehör so unbedeutend wie jetzt. Doch genau da zeigt sich die wahre Stärke von Marken – egal, wie lange die Lieferzeit ist, egal, wie der Preis ist und egal, ob alle Varianten verfügbar sind: Die Kunden kaufen weiter!

Und ganz ehrlich – früher gab es Orangen und Bananen auch nicht das ganze Jahr! Man muss nicht immer alles anbieten. Kunden den Überfluss beizubringen, und dass er immer alles haben kann, war der eigentliche Fehler von euch allen!

Stationär stirbt?

Klar, aber das auf die aktuelle Krise zu schieben, ist peinlich.

Die Krise ist nur der Katalysator. Online ist die einzige Lösung – naja, wollen wir mal nicht übertreiben!

Kundenprägung wird das neue Zauberwort, und da ist es völlig egal, ob digital oder nicht. Die Kunden prägen mit ihrem Kaufverhalten die Märkte und geben die Nachfrage vor. Andererseits war es lange nicht mehr so einfach den Kunden zu prägen – denn nur was ihr jetzt auf die Märkte gebt, oder zumindest bis Ende 2020, wird auch das Gekaufte sein. Die maximale Verwöhntheit der Kunden wird die Krise nicht überleben. Alles. Schnell. Sofort. Billig. Ist damit abgeschafft – zumindest vorübergehend.

Digitalisiert euch, und die Kunden werden folgen – ehrlich gesagt – die Kunden sind schon viel weiter als Ihr – also kommt endlich mal auf deren Level!

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Amazon hin oder her – ich sehe so viele Bereiche wo die Nachfrage stabil bleibt. FBA ist und bleibt die Luxusvariante für Händler oder Unternehmer, die alles machen wollen – außer arbeiten. Luxus auch deswegen, weil es nicht immer die billigsten Artikel sind.

Wie oft fragt man sich aktuell "Brauch ich das überhaupt?" "Brauch ich das sofort?"

Die Abwendung von stationärem Handel durch die Krise und die teils mangelhafte Verfügbarkeit auf den Märkten wie Amazon wird am Ende genau aufzeigen, dass Konzerne wie Amazon trotzdem die Zukunft sind. Infrastruktur, kontaktloses Einkaufen, Versand bis an die Haustür von allem.

Nur wird sich die Produkt-Palette ggf. komplett drehen. Wer nicht in der Lage ist, Kunden außerhalb von Märkten zu akquirieren kann sie auch nicht zur Kaufplattform seiner Wahl schicken! Das ist die absolute Basis, um Amazon zu verstehen! Ihr erregt die Aufmerksamkeit des Kunden und zeigt ihm wo er kaufen soll - das Vertrauen in die Plattform Amazon war enorm groß, und nun müsst ihr die finalen Kaufprozesse umleiten oder dank Eigenversand auf Amazon halten. Doch in meiner kleinen Welt war das noch nie anders! Und auch der "normale" Laden ist die Eingangstür zu Verkäufen im eigenen Online-Geschäft oder eben auf Amazon. Dazu gibt es auch einen längeren Podcast.

Halten wir also fest: Amazon und die digitalen Fortschritte werden aktuell überall Einzug halten – sollten die Bremsbacken der Digitalisierung ihre Fax-Geräte und die Hauspost zu Hause endlich anbekommen, ist der große Umschwung hoffentlich geschafft!

Nutzt die Zeit genau jetzt, um euch für 2021 aufzustellen. Nie war es einfacher, komplette Projekte durchzuziehen ohne die alltäglichen Störfeuer. Fang nicht erst an, wenn euch der Alltag wieder einholt!

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