Der Inkubator klont  Amazon. Während die US-amerikanische  Fachpresse -wahlweise mit Zynismus oder Bewunderung-  die „deutsche Gründlichkeit“ der Samwer-Brüder kommentiert, schämen sich deutsche Kommentatoren für diesen „Akt der Dreistigkeit“. Der Fokus der Debatte auf das „Klonen“ verstellt jedoch den Blick für eine spannende Neuerung: Das Experiment, westliche E-Commerce-Modelle an fremde Kulturkreise anzupassen.

Bereits in einigen Ländern Südost-Asiens mit dem Zappos-Klone  Zalora  vertreten, expandiert Rocket Internet dort zur Zeit unter der Marke Lazada mit einem Shop-Modell, dessen Aufbau 1:1 dem alten Amazon-Design gleicht. Unter dieser  Marke positioniert man sich aktuell ebenfalls in einem wichtigen  Wirtschaftsraum des Mittleren Ostens. Um schnell handlungsfähig zu sein, wurde für die Gründung dieser Destination dabei  eigens  eine  Vorratsgesellschaft erworben.

Angesichts des Marktpotenzials durch allein 600 Millionen Menschen, die  in den Ländern Südost-Asiens leben, erübrigt sich hier eine  Debatte über die vermeintliche Dreistigkeit kopierter Konzepte oder „gestohlener“ Webauftritte, sondern es drängt sich vielmehr eine andere Frage auf:

Was treibt die Berliner an, hier Neuland zu betreten, bzw. was hat die Größen der Branche bis dato davon abgehalten?

Als ein  Beispiel, das das Konfliktpotenzial bei Expansionsbestrebungen in Märkte veranschaulicht, die  nicht durch westliche Gesellschafts-und Wirtschaftsordnungen geprägt sind, lässt sich der Fall des Pokemon-Verbots von 2001 in Saudi-Arabien angesichts christlicher und jüdischer Symbole im Spiel anführen. 

Kundenbedürfnisse im Wandel der Zeit

Dieses Ereignis hat damals sicherlich die führenden Anbieter im Online-Handel aufhorchen lassen und deren weitere Expansionspläne nachhaltig beeinflusst. Die genannten Beweggründe und die Tatsache, dass das entsprechende Verbot im Anschluss von weiteren Ländern aus der Region übernommen wurde, belegen deutlich, welche  Unsicherheiten sich für westliche Händler in anderen Gesellschaftsordnungen ergeben können: Hier wurde das Urteil eines einzigen Rechtsgelehrten  in den öffentlichen Rechtsbestand - erst eines und dann - mehrerer Länder übernommen.

Rechtsunsicherheiten durch einen Mangel an Laizismus, können sich für Produzenten oder Händler also unter Umständen zu einem großen Problem entwickeln.

Allerdings liegt dieses Ereignis mittlerweile 11 Jahre zurück und das Internet hat sich in dieser Zeitspanne als globales Massenmedium etabliert. Die Kundenwünsche haben sich ebenfalls verändert. Warum sollte man also nicht einen Versuch wagen?
Vielleicht gibt es dort einen Markt, vielleicht auch nicht. Falls es noch keinen gibt, dann lohnt es sich vielleicht, sich  diesen zu erarbeiten. Amazon hat schließlich einst auch so angefangen.  

Als Market-Maker.