Aus meiner Bestellung
Aus meiner Bestellung

Langweilige Weihnachtseinkäufe – Toilettenpapier, Zucker, Mehl, etc – selbst einkaufen? In Zeiten des E-Commerce nicht mehr einzusehen.

Ein Test des Online-Shop von Rewe klappt selbst mit einer Massenbestellung für 143,71 Euro reibungslos.

Doch der Test bestätigte auch Vorbehalte.

Noch gilt der Online-Verkauf von Lebensmitteln als Experiment mit ungewissem Ausgang aber gewaltigem Potenzial. Dafür spricht schon die Flut neuer Anbieter als Pure Player oder Ableger von Handelsketten im Markt. Als einer der ersten großen stationären Händler hat sich die Kölner Rewe im September mit einem Internet-basierten Lebensmittel-Lieferservice und wahlweise Abholung im Markt vorgewagt.

Der Test läuft auf kleiner Flamme in Ballungszentren wie Frankfurt. Mit gutem Grund: Denn gerade, wenn es um die Lieferung von Frischeartikeln geht, sind die logistischen Probleme (sperrige Waren, Kühlkette) immens.

Kunden rund um Frankfurt können beispielsweise das kompletten Supermarkt-Sortiment aus Obst und Gemüse, Molkereiprodukten, Tiefkühlkost, Fleisch und Drogeriewaren unter http://www.Rewe-Online.de bestellen und sich nach Hause liefern lassen. Zusammengestellt werden die Waren in einem Markt im Frankfurter Stadtteil Sossenheim. Dieser dient bereits als Abholstation im Rahmen des Drive-In-Konzeptes der Kölner Handelskette.

Fast wie im echten Markt: Die Suche findet nicht alles

Der Online-Shop selbst ist schlicht, auf das Wesentliche reduziert. Vielleicht zu schlicht. Angaben zu Inhaltsstoffen sind ebenso Fehlanzeige wie Hinweise, ob es sich um Tiefkühlware handelt. Muss man eben wissen. Die Suchfunktion ist optimierbar. Beispiel: Wer „Abflussreiniger“ braucht, der muss nach „Rohreiniger“ suchen, Tippfehler verzeiht die Suche auch nicht. Flüssige Suche geht anders.

Und: Wer im Speckgürtel lebt, den bestraft die Logistik. Die Zustellung scheitert, wenn man knapp hinter der Frankfurter Stadtgrenze wohnt. Lieferung ins Büro war mir zu kompliziert, zumal der Redaktionskühlschrank ohnehin schon voll mit (…hier Waren nach einem Vorurteil ihrer Wahl einsetzen…) ist.

Also Abholung in Sossenheim. Gut: Zum selbstgewählten Abholtermin war die Ware komplett kommissioniert. Lediglich ein Artikel fehlte. Das kann einem auch offline passieren. Für eine handvoll Waren wurden mir – wie gewünscht - Ersatzartikel angeboten. Bei einer Großbestellung ist auch das akzeptabel. Der Kassierer hat zudem selbst ungefragt die Ersatzartikel genannt. Man kann sie dann auch ablehnen.

Problemfall MHD

Doch dann jenes Detail, das mich schon bislang am Food-Einkauf per Online-Shop zweifeln ließ. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Wer regelmäßig einkauft weiß: Am Kühlregal checkt man besser das Deckel auf dem Datum. Ich kenne keine Handelskette, nicht hin und wieder schlampt und noch Artikel mit abgelaufenem MHD im Regal hat. Beim Rewe-Online-Einkauf waren es gleich zwei Produkte, deren MHD abgelaufen war, vier weitere hatten nur noch zwei Tage gut.

Klar, Produkte mit abgelaufenem MHD dürfen weiter verkauft werden. Doch der Eindruck eines Frische-Marktes entsteht so nicht. Die Märkte neigen deshalb in der Regel selbst dazu, derartige Waren auszusortieren. Oftmals bereits schon, kurz bevor das MHD abläuft. Zumal etliche Kunden solche Waren ohnehin wieder ins Regal zurückstellen.

Etwas allgemein heißt es dazu bei der Rewe: „Die REWE Group hat für den Umgang mit dem MHD eine verbindliche Handlungsregel entwickelt, die zwingend von den Märkten eingehalten werden muss.“

Nur erhöht ein konsequenter und verbraucherfreundlicher Umgang mit dem MHD die Abschriften und damit die Verluste. Da liegt die Befürchtung nahe, dass Kaufleute Online-Shoppern in einem Moment menschlicher und kaufmännischer Schwäche brauchbare, aber schwerer verkäufliche MHD-Produkte ins Körbchen packen. Denn wer prüft (an der Haustür oder im Markt) den bereits vollgepfropften Einkaufskorb noch einmal nach. Also, außer mir?

Doch warum Schlawinertum annehmen, wenn auch Unachtsamkeit und Hektik bei der Zusammenstellung der Waren als Begründung ausreicht.

Indes sollte gerade bei Online-Shoppern besonderes Augenmerk auf Qualität und Frische gelegt werden. Das verringert von vorneherein die Retourenkosten und erhöht zugleich die Wiederbestellwahrscheinlichkeit.

Die bemängelten Produkte mit abgelaufenem oder nur noch sehr kurzem MHD hat der Mitarbeiter im Markt übrigens anstandslos und zügig umgetauscht. O-Ton: „Das sollte nicht passieren.“ Genau.

(Offenlegung: von 1997 bis Dezember 2000 war ich in Kommunikation/Marketing der Handelsgruppe Rewe in Köln tätig)