Magazin goes Onlineshop: Harper's Bazaar.
Magazin goes Onlineshop: Harper's Bazaar.

Viele Verlage dürften sich schon ganz schön ärgern. Vorbei die Zeit, dass die Kunden sich in Magazinen über Trends informieren und dann in den Laden latschen, um den neuesten Fummel zu erstehen. Besonders die Onlineshops machen sich heute ihre Redaktion selbst. Das Paradebeispiel heißt net-a-porter. Wer die Site besucht, findet zunächst Inspiration, dann Infos und kann schlussendlich nach Herzenslust shoppen: Der Shop als Modemagazin. Wer braucht da noch Anzeigen in der Vogue oder Elle? Alternativ führen zahlreiche Onlineshops und Modelabels ein liebevoll gepflegtes Fashionblog und zeigen dort die Trends.

Was dann noch für Publisher bleibt: Affiliate-Werbemittel, bei denen das Risiko komplett beim Seitenbetreiber liegt. Bezahlt wird, wenn etwas verkauft und erfolgreich fakturiert wurde - ansonsten bleibt die Kasse trotz medialer Sichtbarkeit leer.

Das US-amerikanische Modemagazin Harpers Bazaar will dieses Prinzip nun umdrehen und hat einen Onlineshop gelauncht. Der befindet sich zwar aktuell noch in der Preview-Phase, zeigt aber, wo dir Reise hingehen soll.

Magazin goes Onlineshop: Harper's Bazaar.
Magazin goes Onlineshop: Harper's Bazaar.
Magazin goes Onlineshop: Harper's Bazaar.

Auch in Deutschland entwickeln sich immer mehr Modemagazine zum Onlineshop. Der Grund: Die Leser wollen auch wissen, wo man die Produkte kaufen kann. Allein: Werbemargen liegen bei reichweitenstarken Websites viel höher als Produktmargen. Zumeist werden Portale lediglich über Provisionen am Umsatz beteiligt. Ein veritables Modell hat hier die Burda-Beteiligung "edelight" aufgesetzt, die Magazinen und auch Modebloggern anbietet, schnell und gut einen Onlineshop einzupflanzen.

Für werbetreibende Unternehmen stellt sich hingegen eine Strategiefrage: Online als reinen Abverkaufskanal nutzen, Kooperationen mit Aggregatoren wie edelight, Topshop, Fashionhub & Co. eingehen oder weiterhin auch Imagewerbung betreiben - deren Messbarkeit online nur auf Klicks und Anzahl von ausgelieferten Werbebannerchen beruht.

Das Beispiel Harper's Bazaar zeigt: Weitere Dickschiffe setzen auf Handel statt Mediaerlöse, Content meets Commerce. Und auch in Deutschland gibt es ja spannende Testballons - wie das Hot-Magazin von MVG-Deutschlandchefin Waltraud von Mengden. Der Burda-Verlag verkauft das, was in der Frauenzeitschrift “Cover”abgebildet ist, auch direkt über die dazugehörige Website. Ein Magazin wird so zum Katalog.

Das Fazit? Verlagsportale wie Stylebook, Harper's Bazzar oder das Hot-Magazin sehen genauso aus wie Stylebop, net-a-porter oder Topshop. Wer das kapitalintensive E-Commerce-Business schließlich am besten beherrscht, das ist noch nicht entschieden. Der Holtzbrinck-Verlag hatte zuletzt Modeportale entweder abgegeben (7Trends) oder kurzfristig eingestellt, obwohl auch hier das Thema "Commerce" ganz oben auf der Agenda steht.  Der Burda-Ableger edelight wiederum musste im vergangenen Jahr mit bilanzieller Überschuldung kämpfen.

Harper's Bazaar dürfte als englischsprachiges Angebot zumindest eine deutlich größere Reichweite generieren. Der Shop ist schick. Der Shop fällt von der Gestaltung allerdings auch höchst vergleichbar und dementsprechend wenig innovativ aus. Selbst Content-Riese Google hat sich mit seinem Mode-Angebot boutiques.com zuletzt verspekuliert und leitet die Seitenbesucher aktuell auf die konventionelle Produktsuche um.