Möbel online kaufen? Bislang schien dieser Markt nicht prädestiniert für den Onlineverkauf. 2015 betrug der Anteil des Onlinemöbelmarktes in Deutschland lediglich sechs Prozent und erreichte damit entsprechend BDVM einen Gesamtumsatz von zwei Milliarden Euro. Jetzt arbeiten Unternehmen wie Wayfair, Ikea oder Modsy mit Nachdruck am virtuellen Probesitzen, das bringt den Markt in Bewegung. Anders als die Einrichtungsanbieter Ikea oder Wayfair bietet Modsy Usern das virtuelle Erlebnis samt Gestaltungsservice bis zum kompletten Einkauf unter 100 Marken – und setzt damit aktuell eine Benchmark.

Konsum zum Greifen nah

Verbraucher sind längst für die Virtual Reality (VR) bereit. Die Spielewelt hat dafür gesorgt. VR-Brillen sind auf dem Vormarsch. Der Markt mit VR-Brillen soll noch 2016 rund 5 Milliarden Dollar umsetzen, bis 2025 prophezeit Goldman-Sachs 110 Milliarden Dollar im Jahr, berichtet locationinsider.  Wie kann der Handel von dieser Begeisterung sich durch fremde Welten zu bewegen, profitieren?

Das virtuelle, sinnliche Erleben macht vor allem bei Produkten Sinn, die im Handel zu viel Platz benötigen, um eine breite Auswahl präsentieren zu können – Möbel zum Beispiel.  Deshalb beantworten Unternehmen wie Ikea die Frage mit eigenen Entwicklungen. Eine eigene Test-App für die Virtual Reality-Brille HTC Vive macht es möglich, sich durch eine Ikea Küche zu bewegen, dabei testweise Schubladen zu öffnen oder auch die Oberfläche der Möbel zu ändern.

Besonderer Kick: Die Größe des Nutzers lässt sich ändern – so dass sowohl die Kinderperspektive eingenommen werden kann, als auch besonders groß gewachsenen Menschen ihre Wahrnehmung in der Umgebung testen können. Eine Änderung der Räumlichkeiten ist allerdings nicht möglich. Dieser „Feldversuch“ ist ein erster Schritt. „Die virtuelle Realität entwickelt sich schnell und wird in fünf bis zehn Jahren für Verbraucher ein Teil des Lebens sein“, zeigt sich Jesper Brodin, Geschäftsführer Ikea Schweden zum Start der App im April 2016 überzeugt.
Die interaktive Küche - Ikea ermöglicht erste Handgriffe in der künftigen Küche – Schubladen öffnen oder Farben ändern.
© IKEA Systems BV, 2016
Die interaktive Küche - Ikea ermöglicht erste Handgriffe in der künftigen Küche – Schubladen öffnen oder Farben ändern.
Auch Meda Küchen testen VR-Brillen seit Juli letzten Jahres in ihrem Fachmarkt in Köln-Marsdorf mit dem Ziel, dass Kunden künftig eine real geplante Küche vor der Kaufentscheidung virtuell testen und sich darin intuitiv bewegen können. Ein 3-D-Planungstool können Verbraucher für die detaillierte Küchenplanung zuhause für Windows oder Mac über die Homepage herunterladen.

"VR bringt mehr Spaß ins Shopping."

Zhuang Zhuoran, Senior Director of Mobile bei Alibaba

Sims für Fortgeschrittene

Natürlich gibt es bereits Anwendungen für das simulierte Möbelrücken in den eigenen Wänden. Beispiel Roomle, ein Planungstool mit dem Marken wie USM Haller, Vitra, Hay oder eben auch Ikea arbeiten. Ende 2016 registrierte das 2014 gegründete Wiener Start-up Unternehmen bereits mehr als 1 Million Nutzer. Wer die kostenlose App über iPhone oder iPad nutzt, kann seine Räume mit Möbeln der genannten Hersteller einrichten. Praktischerweise gibt’s den Zugang zu passenden Onlineshops obendrein, um direkt zu bestellen, wovon auch Roomle finanziell profitiert, wie Der Standard berichtete. Und so funktioniert's.

Roomle - Virtual Reality

Auf allen Kanälen

Tatsächlich ist Möbelkauf für Verbraucher heute eine schwierige Angelegenheit. Möbelkataloge blättern, ab ins nächste Einrichtungshaus, probesitzen, entscheiden, kaufen – dieser Weg ist Historie. Heute recherchiert man online, arbeitet sich durch Rabattaktionen, vergleicht  Kundenbewertungen und bezieht dann Freunde und Familie bei der engeren Auswahl mit ein, die via Smartphone mit Mengen an Fotos bedient werden – ein zeitraubender Findungsprozess. Moebel.de hat in einer aktuellen Studie das Suchverhalten untersucht.

So wird gesucht

Konsumenten nutzen bei der Möbelsuche on- wie offline Möglichkeiten.
© moebel.de
Konsumenten nutzen bei der Möbelsuche on- wie offline Möglichkeiten.

So wird gekauft

Möbelkauf findet noch überwiegend offline statt.
© moebel.de
Möbelkauf findet noch überwiegend offline statt.

Ganz klar, Entwicklungen wie Roomle wenden sich nicht nur an die Endverbraucher, sondern sind ein Werkzeug für den stationären Handel auf dem Weg zum Omni-Channel Shop.

Wayfair pusht VR

Wayfair ist diesen Weg gegangen. Erst im August 2016 lancierte das Unternehmen die Patio Playground App. Über ein Oculus Rift Headset können Kunden ihre heimische Terrasse in 3-D mit Gartenmöbeln und Accessoires aus dem Wayfair-Angebot bestücken und zurechtrücken. Wenige Monate später, Ende 2016 erweiterte Wayfair die Entwicklung auf sein komplettes Angebot.

Jetzt im Rennen: die IdeaSpace App. Über die selbst entwickelte App haben Kunden Zugriff auf die Google VR Plattform Daydream und können sich hier interaktiv durch eine Reihe von selbst entworfenen Räumen bewegen. Dazu wird ein Google Pixel Phone oder ein Daydream kompatibles Gerät in das Headset eingesetzt. Der Nutzer kann Artikel in 3-D vergleichen, sich Details zeigen lassen, die Produkte im 360 Grad-View von allen Seiten begutachten und die favorisierten Produkte speichern – alles in der App.

Inwieweit die VR-Investitionen sich in zusätzlichen Umsatz verwandeln, ist noch unklar. Wayfair jedenfalls berichtet von einem Umsatzsprung um 52,7 Prozent im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch parallel dazu stiegen die Logistikausgaben und begruben das Umsatzwachstum - da gibt es noch Optimierungsbedarf.

Alibaba kennt das Potenzial

„VR ist eine großartige Möglichkeit, Produkte wie Möbel oder Services wie Reisen zu demonstrieren. Außerdem bringt es mehr Spaß ins Shopping“, zitiert onlinehaendler-news  Zhuang Zhuoran, Senior Director of Mobile bei Alibaba. Derzeit koste es umgerechnet etwa 50 Dollar, ein reales Produkt in ein virtuelles, dreidimensionales Abbild zu verwandeln, Ziel ist es, die Summe auf einen Dollar zu reduzieren. Alibaba weiß genau, wie gefragt die Technologie ist. Über chinesische Online-Marktplätzen von Alibaba  würden monatlich 300.000 VR-Geräte verkauft.

Modsy individualisiert Virtual Reality

Shanna Tellerman hat einst bei Sims 2 mitgearbeitet. Virtuelle Räume sind ihr vertraut. Sie hat sich den amerikanischen Alltag angeschaut. Der Markt ist gewaltig. Für Einrichtungsgegenstände werden rund 83 Milliarden Dollar (Ibis World) ausgegeben. Dazu tragen ungefähr 40 Millionen Amerikaner pro Jahr bei, die umziehen – somit reichlich Anlässe, sich neu oder ergänzend einzurichten.
Shanna Tellerman, Gründerin von Modsy
© Modsy
Shanna Tellerman, Gründerin von Modsy

Shanna Tellerman will mit dem 2015 gegründeten Start-up Modsy Verbraucher dabei beraten und gleichzeitig eine realistische Vorstellung vermitteln, bevor sie in neue Möbel investieren. Basis sind – und das ist neu – reale Fotos der eigenen vier Wände. Und so geht’s’: Ein kurzer Test verrät zunächst den Stil des Kunden. Der macht anschließend einige Fotos seiner Räumlichkeiten mit dem Smartphone und lädt sie auf Modsy hoch. Dort werden sie in ein 3-D-Modell verwandelt und vom Modsy-Team neu eingerichtet.
Das Lookbook von Modsy liefert erste Einrichtungsvorschläge – Blick von oben.
© modsy.com
Das Lookbook von Modsy liefert erste Einrichtungsvorschläge – Blick von oben.
Innerhalb von 48 Stunden erhält der Kunde das umgekrempelte Heim als „Lookbook“. Was gefällt, kann direkt über die angeschlossenen Unternehmen bestellt werden – zur Wahl stehen rund 100 Marken, eine „spielverändernde Kooperation“, wie es einer der Handelspartner Rob Royer, Geschäftsführer von Interior Define, nennt.  Für jeden Verkauf erhält Modsy Provision. Aktuell kostet das Einstiegspaket für einen Raum 99 Dollar (regulärer Preis 199 Dollar). In der Beta-Version war noch eine persönliche Beratung als ergänzender Service für 150 US-Dollar angedacht, doch der Start sollte so einfach wie möglich sein. Jetzt muss sich das Konzept in der Prärie bewähren.



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