Kürzlich tauchte in Netzwerken wieder ein Tweet von @rock_galore auf, der prägnant aufzeigte, wie sehr Nutzern ihr Smartphone ans Herz gewachsen ist: „Kann ich mal kurz dein iPhone haben?“ – „Sonst noch was? Ne Niere vielleicht?“

Das Smartphone ist unverzichtbar. Nicht nur für Mails, den Blick auf Facebook, sondern auch für den Einkauf. Als Ratgeber, Rabattheft, Marktplatz, Geldbörse oder als Shopping-Lebenshilfe.

Auf dem Mobile Commerce Summit am kommenden Dienstag in Wiesbaden werde ich ein wenig in die Glaskugel schauen, ein paar Dinge loben, Trends aufzeigen. Was das so ungefähr sein könnte, zeigt der folgende Text und die Präsentation.

Cloth heißt eine App, die das Outfit passend zum Wetter liefert – wenn man ein wenig mithilft. Der Nutzer erstellt ein Foto von seinem Outfit, die App stellt die Wetterdaten dazu. Beim nächsten Regenschauer kann man auf die Informationen zurückgreifen. Oder nachschauen, was Freunde bei 31 Grad tragen. Eine hübsche Spielerei, doch sie zeigt auf, welche Möglichkeiten sich bieten, wenn Händler Vernetzungen und Empfehlungssysteme nutzen.

Nach mobilem Commerce klingt die Modewahl vor dem eigenen Schrank erst einmal nicht. Doch E-Commerce per Smartphone hat auch nur bedingt mit Kunden zu tun, die unterwegs sind. Eine US-Untersuchung des Online-Analysten Etracker kam zu dem Ergebnis, dass rund 94 Prozent der Internet-Zugriffe auf dem iPad über stationäre Anschlüsse erfolgen. Beim iPhone erfolgen nur knapp 17 Prozent der Zugriffe mobil.

Das eigentliche Einkaufsparadies ist demnach das Sofa. Das muss kein Nachteil sein. Immerhin kommen Tablet und Smartphone damit in einem Kontext zum Einsatz, in dem die Nutzer sich wohlfühlen – im Genussmodus. Dementsprechend positiv ist derEinfluss des Gerätes auf die Kaufbereitschaft.

Dumm nur, dass noch niemand so richtig weiß, ob der Kunde künftig nun von der Couch aus einkaufen wird, weil ihn gerade das TV-Programm langweilt, oder ob er ein Produkt erst dann in den Warenkorb klickt, wenn er mitten im Laden steht.

Versender Otto sieht Mobile deshalb als Teil der Customer Journey. „Es geht nicht nur um den Mobil-Shop, sondern darum, unterschiedliche Nutzungssituationen zu bedienen“, sagt Lars Finger, Bereichsleiter Corporate Development E-Commerce der Otto Group.


22,6 Prozent der Smartphone Nutzer in Deutschland, immerhin 5,8 Millionen Smart-Shopper, haben laut einer Studie von Comscore im Mai 2012 Websiten oder Apps von Händlern genutzt. Tendenz steigend. Der Bundesverband des deutschen
Versandhandels geht davon aus, dass binnen fünf Jahren etwa acht Prozent der umgesetzten Waren im E-Commerce mobil verkauft werden.


Ganz bewusst auf den mobilen Handel setzen die Pure Player. Der Design-Webshop Fab.com, den Gründer Jason Goldberg großspurig zum „Amazon für Design“ ausbauen will, verdankt seinen Siegeszug auch den Smartphones und einem ausgeklügelten Mobile-Angebot. Inzwischen kommt bis zu 40 Prozent des Traffics via Apps auf die Shopping-Plattform. Mehr als ein Drittel des Umsatzes kommt mobil herein. Und: App-Nutzer werden doppelt so oft zu Käufern und kaufen doppelt so viel, wie Web-Nutzer.

Auch weil Fab seinen mobilen Shop als Lebenshilfe und Ratgeber begreift. Nutzer können per Livefeed sehen, welche Produkte ihre Freunde gerade liken, kaufen oder empfehlen. Die Mobile-Umsätze sollen durch solche Empfehlungen nochmals um 15 Prozent gestiegen sein.

Den eigentlichen Vorteil – Lokalisierung und Echtzeit – spielen die M-Commerce-Lösungen erst langsam aus. Ganz vorne dabei: Shopkick, eine der am häufigsten verwendeten E-Commerce-Apps in den USA. Im Verbund mit großen Handelsketten und Marken sammelt der Kunde Punkte für Gutscheine. Der Clou: Er muss dafür nicht mehr tun, als den Laden zu betreten. Weitere Aktivitäten verschaffen noch mehr Punkte. Seit kurzem ist Mastercard mit im Boot. Kartenzahlung bringt zusätzlich Punkte. Sozial vernetzt ist die App natürlich auch.


App oder mobile Website – das ist für die Kunden dabei gar nicht so sehr entscheidend. Laut einer ECC-Studie bevorzugen 43 Prozent der Befragten den Einkauf über mobil optimierte Websites. Lediglich 23 Prozent shoppen lieber über eine App. Hauptsache, die mobile Website lädt schnell und ist leicht bedienbar. Wenn nicht, droht der Kaufabbruch. Mobile Kunden sind ungeduldig. Sieben von zehn Nutzern, die in Deutschland mobil ins Web gehen, erwarten, dass sich die mobile Webseite in fünf Sekunden aufbaut, so das Ergebnis einer Umfrage des Softwareherstellers Compuware. Doch in den Tests schnitten selbst große Anbieter wie Otto, Amazon und eBay mit einer Antwortzeit der Website von über 10 Sekunden eher mäßig ab.


Die nächste Generation der E-Commerce-Plattformen wird deshalb wohl nur noch auf Mobile setzen. So wie Stuffle.it aus Hamburg, ein Nachbarschafts-Flohmarkt. Die Ebay-Variante, mit der man dank Geo-Daten nach Produkten im Umkreis stöbern kann, startete direkt als App.

Links zu wichtigen Studien:

Bei der Konvertierung hatte Slideshare ein wenig Schluckauf. (Korrektur lade ich später hoch)