Wer als Händler mobile Geräte bisher noch nicht in seine Multikanalstrategie aufgenommen hat, ist spät dran. Sehr spät. Die Teilnahme an Marktplätzen kann hier eine Abkürzung auf dem Weg sein.
Wohl jeder, der Produkte online verkaufen möchte, hat bereits von "Mobile First" gehört. Das ist aber auch schon wieder fast der sprichwörtliche Schnee von gestern. Denn der Desktop ist vielleicht noch nicht tot, aber nimmt gravierend in seiner Bedeutung ab. Deswegen rufen in den USA bereits die ersten Berater "Mobile Only" aus. Während die Großen wie Otto, Tchibo & Co ihre Hausaufgaben erledigt haben, sieht das bei kleineren Händlern häufig nicht so rosig aus.
So viele Optionen, so wenig Zeit
Wer noch keine Mobilstrategie hat, wird der Kopf vor lauter Möglichkeiten schwirren. Der erste und naheliegende Gedanke an eine App, dürfte schnell wieder verworfen werden. Spätestens dann, wenn der Dienstleister einen ersten Kostenvoranschlag geliefert hat. Ohnehin ist der Erfolg einer neuen App mehr als zweifelhaft. Denn wie etwa das Unternehmen Connox jüngst in einer
Studie herausgefunden hat, sind die Kunden inzwischen etwas App-müde.
Nur 36 Prozent der Nutzer bevorzugen beim Einkauf mit einem mobilen Gerät auch eine App. Angst um die eigenen Daten und ein nicht ausgereiftes Shopping-Erlebnis hält die meisten Nutzer von der Installation ab.
Und Befragungen ergeben immer wieder, dass die Zahl der Apps auf dem Smartphone der Kunden mehr oder weniger konstant bleibt. Taucht eine neue Anwendung auf, verschwindet dann eine andere. Mit anderen Worten. Die neue App muss schon ein regelrechter Kracher sein, um gegenüber der Konkurrenz zu bestehen.
Die bereits erwähnte Connox-Studie zeigt, dass die meisten Kunden den Besuch einer mobilen Site bevorzugen. Aber die mobile Optimierung eines Shops schreibt sich auch leichter, als das Projekt umgesetzt ist. Denn ein optimal auf einem Mobilgerät funktionierender Internetauftritt bedeutet mehr, als die Skalierung von Schriften oder Bildern (Responsives Design). Bestell- und Checkout-Prozess, Menü-Bezeichnungen oder auch Funktionen, wie das Eröffnen eines Kundenkontos müssen für die Nutzung auf Smartphone und Tablet neu erdacht und entwickelt werden.
Ein Thema, dessen Bearbeitung sich lohnt, aber Zeit erfordert. Es gibt aber einen schnellen Einstieg in den Mobile Commerce.
Marktplatzbetreiber haben ihre Hausaufgaben erledigt
Große und bekannte Online-Marktplätze haben alle Aufgaben rund um die Optimierung von mobilen Geräten bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Die App von Amazon zählt weltweit ohne Zweifel zu einer der bekanntesten und beliebtesten Shopping-Apps auf den Smartphones. So behauptet sie sich erfolgreich seit ihrer Vorstellung auf einem der vorderen Plätze bei App-Rankings, beispielsweise von
App-Annie].
Amazon und Ebay haben viel Geld in die Entwicklung ihrer Apps gesteckt. Diese funktionieren und haben auch bereits eine recht große Bekanntheit und damit einen Stamm mobiler Nutzer. Alles Dinge, die der Händler mit einer Eigenentwicklung erst erreichen müsste.
Auch die Online-Optimierung der Shopseiten haben Marktplätze schon lange erledigt. Geradezu stromlinienförmige Prozesse von Erstbesuch bis zum Check-Out machen den Einkauf für mobile Nutzer angenehm.
Tipps für den Schnellstart auf einem Marktplatz
Um auf einem Marktplatz möglichst rasch Erfolge zu erzielen, sind einige Dinge hinsichtlich der Produktpräsentation zu beachten. Es kann hilfreich sein, sich beim Setup des Marktplatzangebots von Spezialisten helfen zu lassen. Die Basis eines erfolgreichen Auftritts auf einem Marktplatz sind u.a.:
- Optimaler Produkttitel: Der Kunde muss sofort erfassen, dass es sich um das von ihm gewünschte Produkt handelt. Der Titel muss also kurz und relevant sein. Aufgrund der Platzbeschränkungen auf dem Marktplatz und somit der mobilen App, müssen im Titel die wichtigsten Suchbegriffe untergebracht sein. Bei der Pflege der Artikel bieten die meisten Anbieter auch bereits Unterstützung in Form von Vorschlägen an. Davon dürfen sich Händler gern inspirieren lassen. Zum optimalen Produkttitel können auch Überlegungen führen, sich möglichst in die Lage eines Kunden zu versetzen: Wie würden Sie die Waren suchen?
- Korrekte Artikelbeschreibung und Merkmale verwenden: Die Produkte müssen auf einen Marktplatz in die optimale Kategorie einsortiert werden. Und diese werden von den Betreibern regelmäßig überarbeitet. Die Kategorisierung ist (nicht nur) mobil wichtig, da die meisten Kunden die Suche auf bestimmte Gruppen beschränken werden. Die vom Marktplatzbetreiber zur Verfügung gestellten Tabellen oder Ausfüllhilfen sollten möglichst vollständig ausgefüllt werden. Sofern notwendig, sind auch GTIN oder EAN korrekt auszufüllen.
- Populäre Versandoptionen nutzen: Es geht beim Auftreten auf dem Marktplatz nicht nur darum, von der Popularität und der App des Betreibers zu profitieren. Ziel muss es sein, dem Kunden eine möglichst positive Einkaufserfahrung zu bieten. Und das schaffen Händler, wenn sie auf dort populäre Versandoptionen setzen. Um mit möglichst wenige Aufwand seine Produkte bei Amazon auch mittels Prime versenden zu können, kann sich für die Teilnahme an "Versand durch Amazon" (FBA) freischalten.
- Fragen beantworten, Bewertungen ernst nehmen: Viele Kunden haben vor dem Kauf eine Frage zum Produkt. Solche Anfragen sollten möglichst rasch bearbeitet werden. Und auch die Bewertungen zu den eigenen Produkten sollten Händler im Blick behalten und im Zweifel auf Kritik antworten oder kulante Lösungen anbieten. Geschwindigkeit ist die Basis, im Kampf um das bevorzugte Produkt auf einem Marktplatz.
Weitere positive Nebeneffekte für das Marktplatzmodell liegen einerseits in der Mitbenutzung der Strukturen. Wer auf Amazon verkauft, bietet den Kunden ganz automatisch das breite Spektrum an Zahlungsmöglichkeiten der Plattform an. Aber noch viel wichtiger ist ohne Zweifel die Partizipation am Traffic, den der Marktplatz erreicht. Denn dessen Bekanntheit führt viele mobile Nutzer auch auf das Angebot des Händlers.
Es bleibt genug zu tun
Das Ziel, den eigenen Webshop mobil zu optimieren, sollte nicht aus den Augen gelassen werden. Es sei denn, die strategische Entscheidung lautet, ausschließlich über Plattformen zu verkaufen.
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Die Teilnahme am Marktplatz bringt den Händler auf das Gerät des Kunden. Wichtig ist aber, seine Produkte auch in die richtigen Kategorien einzustellen, wie etwa bei der Amazon App
Es gibt auch ohne diese Optimierung noch reichlich zu tun. Denn die Findbarkeit in Suchmaschinen, Social-Media-Kanäle und ganz wichtig, das E-Mail-Marketing sind ebenfalls mobile Optionen. Die meisten E-Mails werden heute auf mobilen Geräten gelesen, zumindest aber überflogen. Selbst wenn aktuell die Ressourcen fehlen sollten, den eigenen Webshop und Internetauftritt mobil zu optimieren, sollte zumindest das E-Mail-Marketing entsprechend überarbeitet werden.
Bekanntlich bestraft das Leben ja all jene, die zu spät kommen. Mit der Platzierung der Angebote auf einem Marktplatz können Händler mit überschaubaren Aufwand und Risiko etwas Zeit im Wettrennen um die Gunst mobiler Nutzer gutmachen.
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