
Der Katalog ist tot. Falsch. Der langweilige Katalog ist tot. Der lebendige Katalog kommt eben nicht mehr als dicker Wälzer daher, sondern als munter aufgemachtes Magazin mit flotter Redaktion.
Lifestyle-Postille mit Produktempfehlungen. Da liest der Kunde gerne.
Zalando druckt sein Magazin längst in einer Auflage von 1,5 Millionen Exemplaren. Das Magazin wird an Zalando Kunden verschickt und ist außerdem in ausgewählten Szene-Locations und exklusiven Hotels erhältlich.
Nun will auch Otto von der neuen Lust am Blättern profitieren. Im November bringt der Versender ein neues Magazin auf den Markt. Ein Experiment und womöglich ein weiterer Sargnagel für die 1000-Seiten-Wälzer.
Schon jetzt bietet Otto eine Fülle an Spezialkatalogen. Das neue Projekt geht einen anderen Weg: Damit will Otto ab November im Segment der Mode- und Lifestyle-Magazine auftrumpfen.
Neben dem Schwerpunktthema Fashion wird es eigene Rubriken für Beauty, Living, Genießen und Reisen geben. Das Magazin soll zunächst sechs Mal im Jahr erscheinen und als weiterer Marketingkanal dienen. Vorgesehen ist eine hochwertige Gestaltung, für die die Burda Creative Group, Kreativ- und Corporate-Publishing-Tochter von Hubert Burda Media, verantwortlich zeichnet. Chefredakteurin ist Nina Schulz-Kuhnen. Wie immer, wenn es um ‚Editorial Shopping‘ geht, ist im Vorfeld viel von hervorragendem und relevantem Journalismus die Rede, der Lesestoff zwischen hübschen Bildern bieten soll.
Es ist nicht der erste Magazinverschnitt aus Hamburg. Schon einige Jahre auf dem Buckel hat "brandneu", mit dem Otto einst das Magalog erprobte und als Premiummarken-Vertriebskonzept nutzte. Brandneu war dabei als Metropolenmagazin (Auflage: 1,2 Millionen) mit Schwerpunktthemen zu Weltststädten ausgerichtet. Unter dem Motto "Mode, Marken, Metropolen" wurden Business- und Freizeitlooks in einen City-Guide eingebettet. Jede Edition präsentierte eine andere Metropole. Das ist Geschichte. Denn das vor rund 6 Jahren auch Richtung online unter brandneu.de zum Online-Magazin erweiterte Heft ist längst wieder wieder unter das Dach von Otto.de geschlüpft und nicht mehr als ein kleiner Sonderkatalog.
Zeitgemäß ist das längst nicht mehr. Selbst kleiner Händler wie Conleys setzen längst auf die Mischung von Content und Commerce und hübschen die Produktstrecken im Magazin dann mit Interviews wie mit Til Schweiger auf.

Und Otto? Zu Auflagenhöhe und Vertriebsstruktur verlautet noch nichts. Zu hoffen ist für Otto, dass der Versender nicht erst halbe Sachen macht, sondern das neue Magazin gleich auch online und als App anbietet. Das eMag von Zalando gibt es übrigens schon seit dem Frühjahr als App für das iPad. Gratis. Weniger sollte auch Otto seinen Kunden nicht gönnen.