Mister Spex hat sich als Onlineoptiker längst zu einem Omnichannel-Unternehmen gewandelt. Und hatte beim Lockdown Folgen. Alle Läden wurden geschlossen - obwohl man eigentlich nicht musste, denn Optiker gelten als systemrelevant. Aber Schutz von Mitarbeitern und Kunden waren wichtiger. Mister Spex-Gründer Dirk Graber spricht von den zwischenzeitlichen Umwälzungen im Unternehmen, einer stabilen Lieferkette - und welche Waren Verkaufsschlager waren.
Als Onlinehändler müsste man zu den Krisengewinnern zählen. Sind Sie ein Gewinner?
Als Optiker sind wir grundsätzlich systemrelevant. Brillen und Kontaktlinsen werden auch in Zeiten von Corona gebraucht. Wir hätten entsprechend unsere Stores während des strikten Lockdowns geöffnet lassen dürfen. Abgesehen von einer Notbetreuung, um unserem Grundversorgungsauftrag nachkommen zu können, haben wir allerdings zum Schutz unserer Mitarbeiter und Kunden bewusst darauf verzichtet. Den Großteil der Kundenbedürfnisse konnten wir in dieser Zeit weiterhin sehr gut über unser Onlinegeschäft abdecken. Hier beweist sich einmal mehr, warum Omnichannel-Konzepte mit einer konsequenten Verzahnung von On- und Offline auch in der Augenoptik richtungsweisend sind. Als Gewinner würden wir uns nicht bezeichnen. Allerdings kommen wir sehr wahrscheinlich besser durch diese Krise als andere.

Welche Waren wurden bei Ihnen besonders bestellt?
Tatsächlich waren Mitte März Kontaktlinsen eine Zeit lang das "Toilettenpapier der Augenoptik" bei uns.
Wie haben die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen die Arbeit in Ihrem Lager/Logistikzentrun beeinflusst?
Wir haben unter anderem unser fließendes Schichtsystem in zwei strikt getrennte Schichten umgestellt, die Desinfektion und Reinigung aller Arbeitsbereiche und -utensilien massiv ausgeweitet und sehr schnell auch eine Maskenpflicht eingeführt.
Gab es Schwierigkeiten mit der Warenbeschaffung?
Nein. Da viele Lieferanten in Norditalien ansässig sind und zudem ein Großteil der weltweiten Brillen-Produktion in China erfolgt, mussten wir uns bereits sehr früh mit der drohenden globalen Pandemie-Situation auseinandersetzen. Entsprechend haben wir Anfang Februar unsere Lagerbestände signifikant aufgestockt. Dadurch hatten wir zu keiner Zeit einen Engpass.
Unser Management-Team hat unter hoher Unsicherheit während der letzten Wochen, wichtige und teils mutige Entscheidungen sowohl schnell, aber überlegt getroffen. Im Zweifel wurden diese Entscheidungen auch mal korrigiert. Gelernt haben wir, dass wir als Team auch in Krisenzeiten gut funktionieren. Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich auch die frühzeitige, umfassende Kommunikation – intern wie extern. Diese hat bei Mister Spex schon immer einen hohen Stellenwert. Und sie hat in den letzten Wochen sicherlich noch einmal an Bedeutung dazugewonnen. Dem Feedback unserer Mitarbeiter und Kunden nach zu urteilen, haben wir hier einen guten Job gemacht. Wir haben gelernt, dass auch das Undenkbare passieren kann – aber wir haben glücklicherweise auch gemerkt, dass wir als gesamtes Unternehmen von der Logistik über den Kundenservice als auch in den Zentralfunktionen sehr schnell, effizient und zielführend zusammenarbeiten. Bis auf die Logistik auch alle aus dem Homeoffice. Binnen weniger Tage haben wir, viele neue Services und Features live gebracht, wie beispielsweise eine Optikberatung via Video, oder auch einen Online-Sehtest. Das war wirklich beeindruckend.

Unsere Kunden hatten auch während der geschlossenen Läden alle Möglichkeiten, mit uns in Kontakt zu treten – persönlich über unsere Hotline oder per Mail. Zusätzlich haben wir eine Videoberatung durch unsere Optiker eingeführt. Auf unserer Website haben wir zudem kurzfristig darüber informiert, dass wir Einzeltermine für Mitarbeiter in systemrelevanten Berufen in unseren Läden anbieten und welche Partneroptiker zu welchen Zeiten in Notfällen vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Wie geht es Ihnen, seitdem die Geschäfte wieder geöffnet werden dürfen?
Wir sind natürlich froh, wieder das volle Leistungsspektrum anbieten zu können und auch unsere geplante Store-Expansion wieder aufzunehmen. Aber wir nehmen Covid-19 weiterhin nicht auf die leichte Schulter und werden auch in Zukunft den Empfehlungen der Bundesregierung folgen und kein gesundheitliches Risiko in Kauf nehmen. Selbst wenn dies bedeutet, die Läden zu irgendeinem Zeitpunkt wieder zu schließen.
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