Wer Bad Kötzting kennt, kennt Peter Schödelbauer. Vom Nordosten Bayerns aus zeigt es der Textilhändler allen, wie Multichannel geht. Die schwere Lockdownzeit hat ihn gelehrt, "im Regen zu tanzen und nicht auf die Sonne zu warten". 


Was hat sich für Sie seit dem 16. März verändert, dem Tag, an dem die meisten Läden im stationären Handel geschlossen werden mussten?
Die Sichtweise auf den Einzelhandel in Deutschland. Ich finde es traurig, dass unsere Dachverbände im Textil- und Schuhbereich, aktuell diese einmalige Chance nicht ergriffen haben, über eine Verschiebung der Order-/Lieferzeiten zu reden und auch über die Verschiebung der Schlussverkäufe

Wie sah danach Ihr Arbeitstag aus?
Genauso wie davor. 

Peter Schödelbauer ist einer der Vorzeigemittelständler, wenn es um Multichannel geht. Der Laden in Bad Kötzting versorgt die Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze, sein Onlineshop hemdenmeister.de ganz Deutschland. Schödelbauer machte sich erst recht in der Coronakrise Sorgen um die Handelsbranche, "denn schon davor wurden massive Veränderungen bemerkbar".
© Schödelbauer
Peter Schödelbauer ist einer der Vorzeigemittelständler, wenn es um Multichannel geht. Der Laden in Bad Kötzting versorgt die Oberpfalz nahe der tschechischen Grenze, sein Onlineshop hemdenmeister.de ganz Deutschland. Schödelbauer machte sich erst recht in der Coronakrise Sorgen um die Handelsbranche, "denn schon davor wurden massive Veränderungen bemerkbar".
Was war in der Lockdown-Zeit Ihr schlimmstes, was war Ihr schönstes Erlebnis?
Die betretenen Gesichter der Mitarbeiter bei der Betriebsversammlung, bei der wir über die Schließung des Ladenlokals gesprochen haben, war das schlimmste Erlebnis. Das schönste der Zusammenhalt der Mitarbeiter während der kompletten widrigen Zeit.

Wie haben Sie Ihren Betrieb am Laufen gehalten?
Im Notmodus haben wir zumindest online ein bisschen Umsatz gemacht, wobei das auch nicht wirklich viel war. Der Hauptteil unserer Sortimente wird in dieser Situation (Homeoffice und Freizeit) nicht vom Kunden benötigt. 

Was haben Sie dabei gelernt, was hat sich bei Ihnen verändert?
Im Regen zu tanzen und nicht auf die Sonne zu warten. Noch mehr über den Tellerrand zu blicken. 

Konnten Sie trennen zwischen persönlichen Sorgen und den Sorgen ums Unternehmen?
Prinzipiell ja, aber zurzeit mache ich mir ausschließlich Sorgen um den gesamten Einzelhandel, denn schon davor und gerade in der Coronakrise wurden massive Veränderungen bemerkbar.

Wie geht es Ihnen, seitdem die Geschäfte wieder geöffnet werden dürfen?
Na ja, ich denke es wäre besser gewesen die Geschäfte so lange geschlossen zu lassen, bis ein einigermaßen normales Leben möglich ist. So fahren wir aktuell nur die Kosten wieder nach oben, ohne dafür deckenden Umsatz zu tätigen. Das komplette bisherige persönliche Einkaufserlebnis ist äußerst gehemmt, angefangen von fehlenden Anlässen, die neuen Outfits zu tragen, bis hin zum anonymen Bedienen durch die Maske. 
Was wünschen Sie sich als Händler vom Staat?Langfristige Unterstützung und Planungssicherheit. Die Sofortkredite sind zwar sehr gut auf der einen Seite, auf der anderen Seite hemmen sie das Wachstum, da sie aus dem laufenden Geschäftsbetrieb wieder zurückgeführt werden müssen.

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